Wahrscheinlich bist Du auch schon häufiger auf Empfehlungen gestoßen, Babys kein nitratreiches Gemüse zu geben. Wenn Du dir jetzt sorgen machst, dass Fenchel oder Zucchini Deinem Kind schaden könnten, kann ich Dich beruhigen: Insgesamt ist die Sache mit dem Nitrat im Gemüse kompliziert, aber in den wenigsten Fällen gefährlich. Für gestillte Babys, die erst zur Beikostreife zu essen beginnen, geht die Gefahr sogar gegen null.
Wann ist Nitrat für Babys gefährlich?
Grundsätzlich sinkt das Risiko, das von zu viel Nitrat in Gemüse ausgeht, ab dem 4. Lebensmonat ab. Man geht davon aus, dass Nitrat im Babybrei besonders für Säuglinge unter 6 Monaten gefährlich ist und Eltern ab dem 7. Monat problemlos auch nitratreiches Gemüse geben können.
Du musst also dann sehr genau auf den Nitratgehalt im Gemüse achten, wenn Du Deinem Baby schon sehr früh größere Mengen an Brei füttern willst. Dafür gibt es heute keine Empfehlungen mehr, im Gegenteil. Die WHO empfiehlt, Babys 6 Monate lang voll, das heißt ausschließlich, zu stillen bzw. PRE-Milch zu füttern und erst im 7. Monat mit geeigneter Beikost zu beginnen.
Die DGE empfiehlt einen früheren Beikoststart, aber auch erst ab dem 5. Lebensmonat. Bis zu diesem Zeitpunkt verfügen Säuglinge in der Regel über die körperlichen Fähigkeiten, mit normalen Mengen an Nitrat in der Nahrung umzugehen.
Bei einer breifreien Beikosteinführung mit Baby Led Weaning würde ich mir bezüglich des Nitrats überhaupt keine Sorgen machen. Denn bis die Kleinen nennenswerte Mengen selbst essen, sind sie meist 12 Monate oder älter. In den ersten Wochen wird mit der Beikost vor allem experimentiert, untersucht und gespielt. Im Magen landet relativ wenig – und damit auch wenig Nitrat.
Wenn Du Dein Baby nicht stillst, sondern mit Flaschenmilch ernährst, solltest Du auf den Nitratgehalt im Wasser achten und nur Mineralwasser dafür verwenden, das ausdrücklich zur Zubereitung von Säuglingsnahrung geeignet ist.
Lies am besten auch: Ab wann soll ich meinem Baby Wasser anbieten?
Was ist Nitrat im Gemüse?
Schauen wir uns die Sache mit dem Nitrat trotzdem mal genauer an. Nitrat ist ein natürliches Salz der Salpetersäure. Es kommt in der Erde vor und Pflanzen benötigen es für ihr Wachstum. Darum wird es auch künstlich zugeführt, um Pflanzen zu düngen. Überschüssiges Nitrat wird in der Pflanze gespeichert.
Für Menschen ist der Stoff unverdaulich, aber auch ungefährlich. Die Aufnahme und das Ausscheiden von Nitrat sind für den menschlichen Körper ganz normale Vorgänge. Allerdings wird ein Teil des Nitrats, etwa ein viertel, nicht ausgeschieden, sondern von körpereigenen Bakterien im Verdauungstrakt zu Nitrit umgewandelt. Nitrit ist im Gegensatz zu Nitrat auch im Körper aktiv, d.h. bei zu viel Nitrit passiert etwas: Nitrit bindet Eisen, das zur Herstellung von roten Blutkörperchen und zum Transport von Sauerstoff im Blut benötigt wird. Theoretisch könnte es also bei zu viel Nitrit im Körper zu einem Sauerstoffmangel im Blut kommen. Dazu braucht es allerdings bei Kindern über 4 Monaten und Erwachsenen jede Menge Nitrit.
Auch kann Nitrit sogenannte Nitrosamine bilden. Diese sind potenziell krebserregend.
Grenzwerte für Nitrat
Die WHO hat deshalb für Kinder ab 4 Monaten und Erwachsene eine tägliche Maximalzufuhr an Nitrat festgelegt. Diese beträgt 3,65 mg / Kilogramm Körpergewicht. Mit meinen 60 kg Körpergewicht könnte ich also 219 mg Nitrat zu mir nehmen, ohne den Grenzwert zu überschreiten. Durchschnittlich nehmen Menschen aber nur etwa 100 mg täglich auf.
Für Babys unter 3 Monaten gilt dieser Wert nicht, denn ihr Körper reagiert noch viel empfindlicher. Sie können noch kein oder zu wenig Hämoglobin bilden, das der Bindung des Eisens durch Nitrit entgegen wirkt. Erst etwa ab dem 5. Lebensmonat bilden Kinder ausreichende Mengen des Proteins.
Wie entsteht Nitrit?
Nitrat kann nicht nur durch Bakterien im Verdauungstrakt zu Nitrit umgewandelt werden, sondern auch außerhalb des Körpers. Deshalb sollte man die Lebensmittel mit hohem Nitratgehalt nicht aufwärmen oder länger ungekühlt stehen lassen: Wärme begünstigt die Vermehrung von Bakterien, die wiederum mehr Nitrat zu Nitrit umwandeln könnten.
Nitratwert im Gemüse gering halten
Wenn Du Dir nun trotzdem Sorgen machst und Deinem Kind möglichst wenig Nitrat geben willst, können folgende Maßnahmen helfen:
- Bio-Gemüse enthält weniger Nitrat, weil es nicht mit Nitrat gedüngt wurde
- Freilandgemüse hat weniger Nitrat als Gemüse aus dem Treibhaus
- nitratreiches Gemüse solltest Du vor allem im Sommer essen, denn Licht reduziert den Nitratgehalt
- gib Deinem Baby nicht täglich nitratreiche Nahrung
- kombiniere nitratreiches Gemüse mit nitratarmem und stärkehaltigen Kohlenhydraten wie Kartoffeln oder Reis
- kombiniere nitratreiches Gemüse mit Vitamin-C. Vitamin C hemmt die Umwandlung von Nitrat zu Nitrit
- entferne Nitratreiche Siele, Blattrippen und äußere Blätter
- Nitrit und Nitrat werden durch den Kochvorgang nicht vollständig zerstört oder abgebaut, aber zumindest reduziert. Das Kochwasser von nitratreichem Gemüse sollte man daher wegkippen.
- lagere Gemüse kühl und hygienisch, damit sich kein Nitrit bildet
Nitratreiche Gemüsesorten
Grundsätzlich unterscheidet man drei Stufen des Nitratgehalts, wobei die Zuordnung nicht immer eindeutig ist. Das liegt daran, dass manche Gemüsesorten so an der Grenze liegen.
- Hoher Nitratgehalt: Spinat, Fenchel, Rote Beete, Rettich, Kohlrabi, Mangold, (Aubergine)
- Mittlerer Nitratgehalt: Sellerie, Kohlrüben, Zucchini, Aubergine, Karotte
- Niedriger Nitratgehalt: Brokkoli, Paprika, Gurken, Kartoffeln, Erbsen, Bohnen, Tomaten
Lies am besten auch meine Altersempfehlungen für Gemüsesorten mit detaillierten Informationen.
Nitratvergiftung beim Baby
Die Symptome von Blausucht, wie die Nitratvergiftung genannt wird, sind recht schnell beschrieben:
- Atemnot
- Zyanose (Lippen, Haut, Fingernägel und Schleimhäute färben sich blau-rot)
- im schlimmsten Fall Ersticken
Ursache für diese Blausucht beim Baby (Methämoglobinämie) durch zu viel Nitrat ist ein Sauerstoffmangel im Blut. Damit das aber bei einem gesunden Kind wirklich passiert, muss es sehr klein sein oder die Menge an zugeführtem Nitrat bzw. Nitrit extrem hoch.
Fazit: Nitrat vor allem bei frühem Breifüttern wichtig
Der Nitratgehalt von Gemüse für die Babykost ist also vor allem ein Thema für Babys, die nicht gestillt werden oder die sehr früh mit dem Füttern von Brei anfangen. Wer das richtige Wasser zur Zubereitung der Säulingsnahrung nutzt und sich beim Beikoststart an die Empfehlungen von WHO oder DGE hält, hat wenig zu befürchten. Trotzdem macht es immer Sinn, sich ausgiebig über Gefahren und gefährliche Lebensmittel für Babys zu informieren.
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Bild: bigstockphoto.com - ©oksun70