Mein Baby war noch nicht geboren, da habe ich zum ersten Mal den “Tipp” bekommen, auch einem Stillkind bei sehr heißen Temperaturen ein wenig Wasser oder Tee aus dem Nuckelfläschchen zu geben. Wie ich heute weiß, auf verschiedenen Ebenen ein gut gemeinter, aber eben falscher Ratschlag. Ab wann Du einem Baby Wasser geben darfst, welches Wasser, wie viel und aus welchem Trinkgefäß – all das erfährst Du hier. Und zwar auf dem neuesten Stand der Empfehlungen, nicht von vor 30 Jahren.
Ab wann darf ich Babys Wasser geben?
Grundsätzlich genügt einem gesunden Baby in den ersten sechs Monaten Muttermilch bzw. Pre-Milch als ausschließliche Nahrung. Eine Zugabe von anderer Flüssigkeit ist bei einem gesunden Baby überhaupt nicht erforderlich. Dies empfiehlt die WHO (World Health Organization). Wasser solltest Du Deinem Baby also erst ab dem 7. Monat geben. Vorher kann es unter Umständen sogar gefährlich sein, wenn Babys Wasser trinken!
Für Stillkinder kann Wasser oder Tee dazu führen, dass der kleine Magen damit gefüllt ist und es weniger an der Brust trinkt. Durch die fehlende Stimulierung der Brust kann es dazu kommen, dass die Milchbildung zurück geht und Du unbeabsichtigt einen Abstillprozess anstößt. Du solltest Deinem Baby also kein Wasser geben trotz stillen.
Auch hat Wasser im Gegensatz zur Milch keine Nährstoffe, die Dein Kind aber dringend braucht. Auch im Sommer. Muttermilch liefert nicht nur alle Nährstoffe, sondern deckt auch den Flüssigkeitshaushalt Deines Kindes. Babys, die Durst haben, trinken häufig und kurz an der Brust. Denn die Natur hat es so eingerichtet, dass anfangs eher “dünnere” Milch kommt und nach einigen Minuten erst proteinreichere, nahrhaftere Milch.
Wie lange kein Wasser für Babys?
Sobald Dein Kind seine ersten Beikosterfahrungen macht, bei vielen Babys also mit ca. 6 Monaten, solltest Du ihm am Tisch auch Wasser anbieten. Am besten eignet sich dafür ein kleiner Becher oder ein Schnapsglas. Trinklernbecher mit Silikonring oder Schnabeltassen sind unnötig und verhindern eher den Trinklernprozess. Du wirst Dich wundern, wie schnell Dein Baby lernt, aus einem Glas zu trinken – auch wenn die ersten Male natürlich etwas daneben geht oder es sich mal verschluckt. Dafür gibt es ja das Lätzchen.
Bitte fülle kein Wasser oder andere Getränke außer Milch ins Nuckelfläschchen. Das ist zwar kleckerarm, aber führt leider oft zum Dauernuckeln und damit dazu, dass die kleinen Zähnchen auch ständig von der Flüssigkeit umspült werden. Das stört die Mundflora und begünstigt dadurch Karies – auch wenn Wasser natürlich frei von Zucker und Säure ist. Auch für die Kieferentwicklung ist ständiges Nuckeln ungünstig.
Bitte gib Deinem Kind nur Wasser oder ausnahmsweise mal ungesüßten Tee zu trinken. Säfte und andere zuckerhaltige Getränke “mit Geschmack” fördern ein ungesundes Trinkverhalten und greifen die Zähne an (Karies!). Wenn es irgendwann trotzdem Saft sein muss, dann bitte immer als Saftschorle und etwa 3:1 verdünnt. Ein Dauergetränk sollte das aber im besten Fall nicht werden.
Dürfen Babys Leitungswasser trinken?
In der heutigen Zeit haben wir in ziemlich allen Lebenslagen die Qual der Wahl. Das Angebot ist groß. Leitungswasser, spezielles Babywasser oder Mineralwasser? In Tetrapaks, in Plastik- oder in Glasflaschen? Welches Wasser für Babys ist richtig?
1. Leitungswasser
Es ist beruhigend zu wissen, dass deutsches Leitungswasser scharfen und regelmäßigen Kontrollen unterliegt. Leitungswasser wird in der Tat genauer und öfter kontrolliert als der Essenslieferdienst um die Ecke. Allerdings haben sich die Parameter und Grenzwerte in den letzten Jahrzehnten laufend geändert. So darf Leitungswasser heute z.B. einen viel höheren Mikrosiemens-Wert haben, als noch 1990. Dieser Wert gibt an, wie viele leitfähige Teilchen im Wasser gelöst sind, also wie verunreinigt das Wasser ist. Unser Körper hat sich seit 1990 leider nicht so sehr verändert, dass er nun mehr Pestizide vertragen könnte. Auch auf schädliche Rückstände wie Mikroplastik oder Hormone wird das Leitungswasser nicht getestet.
Generell gilt Leitungswasser trotzdem als Trinkwasser.
Denn unmittelbar schädliche Substanzen wie Nitrat (aus Düngemitteln) werden tatsächlich streng kontrolliert.
Außerdem gibt es die Möglichkeit, das Wasser zusätzlich kostenpflichtig von einem Fachunternehmen detailliert prüfen zu lassen oder spezielle Teststreifen zu erwerben und selbst zu testen. Denn vor allem bei sehr alten Häusern kann es sein, dass durch die privaten Rohre, die von der öffentlichen Wasserversorgung zu Deinem Wasserhahn führen, das Leitungswasser mit Schwermetallen angereichert wird.
Du solltest Dich also schlau machen, welche Leitungen Du im Haus hast. Alte Bleileitungen oder neue Kupferleitungen wären zum Beispiel für mich ein Grund, kein Leitungswasser zu trinken bzw. einen speziellen Filter einzubauen. Damit meine ich keinen Britta Kannenfilter gegen Kalk, die sind nachweislich völlig unnötig. Die Rede ist von – leider sehr teuren – Osmose-Filteranlagen, die direkt unter dem Waschbecken verbaut und regelmäßig gewartet werden müssen.
Leitungswasser für Babys kochen?
Das Abkochen vom Wasser tötet etwaige Keime ab. Somit ist sichergestellt, dass keinerlei Keime oder Krankheitserreger mitgetrunken/gegessen werden. Während gesunde Erwachsene keine Probleme mit Keimen haben, sind Babys aufgrund des noch nicht ausgereiften Immunsystems empfindlicher. Durchfall kann eine Folge sein, sollte das Leitungswasser tatsächlich verunreinigt sein. Wenn Du da Sorge hast, kannst Du einmal täglich Leitungswasser fürs Baby abkochen und in einer Thermoskanne aufbewahren, um Fläschchen anzurühren. Spätestens nach 4-6 Monaten kannst Du Dir das Abkochen aber dann sparen.
Ein großer Vorteil von Leitungswasser ist natürlich, dass es zu jeder Zeit vorhanden ist und nicht extra eingekauft und nach Hause geschleppt werden muss.
2. Babywasser
Babywasser ist grundsätzlich keimfrei und den Bedürfnissen des Babys betreffend geringem Natrium- und Sulfatgehalt abgestimmt. Es kann ohne Abkochen verwendet werden.
Sobald das Babywasser geöffnet ist, können sich aber auch hier Keime bilden. Daher ist nach Öffnung eine Aufbewahrung im Kühlschrank sinnvoll und sofern es länger als ein bis zwei Tage geöffnet ist auch das Abkochen erforderlich.
Nachteile des Babywassers sind die zusätzlichen Kosten (3 bis 4 Mal so teuer wie normales Mineralwasser und dabei qualitativ nicht hochwertiger) und das erforderliche Nachhause schleppen.
3. Mineralwasser
Hier solltest Du darauf achten, dass auf dem Mineralwasser steht, dass es für Säuglingsnahrung geeignet ist. Natürlich ist es auch wie das Babywasser keimfrei und muss nicht extra abgekocht werden – außer es ist länger offen. Mineralwasser ist i.d.R. viel günstiger als Babywasser, aber immer noch viel teurer als Leitungswasser. Ferner muss es eben auch nach Hause geschleppt werden, was eben Kraft-, Energie und Zeitaufwand bedeutet.
Vielleicht hast Du auch Sorgen wegen steigender Mikroplastik- und Hormonbelastung im Leitungswasser und möchtest darum Mineralwasser in Glasflaschen kaufen? Denn tatsächlich sind die Quellen, von denen dieses Wasser entnommen wird, so tief, dass in aller Regel noch keine Verunreinigung durch Regenwasser (Mikroplastik), Sicherwasser von Kläranlagen (Hormon- und Medikamentenrückstände), Gülle und Düngemittel stattgefunden hat. Allerdings habe ich trotzdem eine schlechte Nachricht für Dich: Die Pfandflaschen, in denen das Wasser abgefüllt wird, werden mit Plastikbürsten gereinigt und die – es ist kaum zu fassen – hinterlassen einen Film aus Mikroplastik in der Flasche. Darum wurden bei Tests in Pfandflaschen aus Glas höhere Mikroplastik-Werte gemessen als in Einweg-Plastikflaschen. Dass dieses Wissen seit Jahren öffentlich verfügbar ist, sich aber kaum verbreitet hat, erschüttert mich am meisten daran. Denn natürlich könnten die Reinungsbetriebe andere Bürsten verwenden oder einen zusätzlichen Spülgang integrieren.
4. Welches Baby Wasser?
Jetzt fragst Du Dich vermutlich zu Recht, welches Wasser Du dann Deinem Baby anbieten sollst. Leider gibt es keine für alle zugängliche bzw. bezahlbare Lösung zu wirklich sauberem Wasser ohne Mikroplastik, Medikamenten- und Hormonrückstände. Wenn Du finanziell die Möglichkeit hast, würde ich Dir einen Wasserfilter empfehlen, der wirklich alle Rückstände entfernt. Alternativ gibt es auch sogenannte “Wassertankstellen”, die kostenlos die Möglichkeit bieten, wirklich reines Wasser in eigene Glasflaschen abzufüllen. Einfach mal googeln. Standwasserfilter wie von Acala Quell können die Wasserqualität zumindest erheblich verbessern und sind weniger teuer.
Wie viel Wasser darf Baby maximal trinken?
Kinder haben, wie Erwachsene auch, unterschiedlich viel Durst. Die Menge Wasser, die ein Baby zur Beikost trinken sollte, hängt auch davon ab, wie viel Milch es noch trinkt (Muttermilch oder Pre-Milch) und was es gegessen hat. Während viele Obst- und Gemüsesorten (z.B. Wassermelone, Gurke) viel Flüssigkeit liefern, erzeugen andere wie Brot oder fettiges Essen zusätzlichen Durst.
Mein Tipp ist darum: Lass Dein Baby Wasser trinken, wann immer es durstig ist. Nur, wenn es aus reinem Spaß trinkt, kannst Du überlegen, die Menge zu begrenzen.
Wie viel Wasser zum Beikoststart?
Als Richtwerte kannst Du folgende Tabelle nehmen:
Beikosteinführung | ca. ein Schnapsglas / Tag |
ab 8-9 Monaten bzw. nennenswerte Mengen an Nahrung | ca. 200-300 ml / Tag |
ab 12 Monaten | 600-800 m / Tag |
Gibt es eine maximale Trinkmenge für Babys? Die offizielle Empfehlung der DGE (Deutsche Gesellschaft für Ernährung e.V.) lautet: max. 400 Milliliter pro Mahlzeit bei einem Baby im Alter von 5 bis 12 Monaten. Natürlich musst Du nicht mit dem Messbecher die Trinkmengen Deines Kindes abwiegen. 400 Milliliter sind fast ein halber Liter, die wenigsten Babys werden im ersten Lebensjahr so viel trinken.
Was ist, wenn mein Baby zu wenig trinkt?
Wenn Du den Eindruck hast, dass Dein Baby zu wenig trinkt, ist das in den meisten Fällen genau das: Dein Eindruck. Vermutlich stillt es seinen Durst einfach durch Milch oder Nahrungsmittel mit viel Flüssigkeit. Wenn Dein Kind wirklich zu wenig trinken würde, würde es Anzeichen von Dehydrierung zeigen. Das kann tatsächlich schnell passieren, wenn ein Kind krank ist und die Nahrung (auch Milchnahrung) größtenteils verweigert. Dann solltest Du es aber nicht drängen, Wasser zu trinken, sondern umgehend einen Arzt aufsuchen.
Anzeichen von Dehydrierung beim Baby sind:
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Weniger nasse Windeln: Ein deutliches Anzeichen für Dehydrierung ist, wenn ein Baby weniger nasse Windeln hat als üblich. Normalerweise sollten Babys mindestens sechs nasse Windeln pro Tag haben.
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Eingefallene Fontanelle: Die weiche Stelle auf dem Kopf des Babys (Fontanelle) kann eingefallen erscheinen, wenn das Baby nicht genug Flüssigkeit hat.
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Trockene oder klebrige Mundschleimhaut: Wenn der Mund und die Zunge des Babys trocken aussehen oder sich klebrig anfühlen, könnte dies ein Zeichen für Dehydrierung sein.
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Schwaches Schreien: Ein dehydriertes Baby hat möglicherweise nicht genug Energie zu weinen, oder sein Weinen ist schwächer und weniger laut als üblich.
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Schläfrigkeit oder Reizbarkeit: Dehydrierte Babys können ungewöhnlich schläfrig oder umgekehrt sehr reizbar sein.
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Schneller Herzschlag oder Atmung: In schweren Fällen kann Dehydrierung zu einem schnellen Herzschlag oder schneller Atmung führen.
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Kühle und blasse Haut: Die Haut kann kühler als üblich sein und blasser aussehen.
Was passiert, wenn ich meinem Baby zu früh Wasser gebe?
Zuviel und zu früh Wasser zu geben kann zu einer sog. Wasservergiftung (Überhydrierung) führen. Auch von der Streckung der Muttermilch mit Wasser oder Zubereitung von Pre-Milch mit zuviel Wasser (Zubereitungshinweis immer einhalten!) wird dringend abgeraten!
Zu viel andere Flüssigkeit (außer eben Milch), also auch Tee, kann den Wasser- und Mineralhaushalt des Babys durcheinanderbringen. Das Wasser sammelt sich im Körper an, im schlimmsten Fall auch in den Gehirnzellen. Anzeichen einer Wasservergiftung sind Apathie und Aufgedunsenheit. Die Körpertemperatur kann unter 36,1 Grad fallen. Beim kleinsten Zweifel bitte lieber einmal zu viel zum Arzt.
Angst vor Wasser musst Du jetzt aber nicht haben. Solange Du Dein Baby selbstbestimmt trinken lässt, wird es nicht zu viel Wasser trinken. Die Gefahr besteht eher, wenn Du einem sehr hungrigen Säugling statt Nahrung (Milch) aus der Flasche Wasser anbietest. Denn egal, wie schwer oder groß Dein Baby ist, es sollte immer Nahrung bekommen, wenn es danach verlangt. Eine Baby-Diät gibt es nicht!
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Bild: bigstockphoto.com – Akarat Phasura