Babys und Honig
Alles, was Du wissen musst
Honig gehört zu den wenigen Lebensmitteln, die für Babys und Kleinkinder gefährlich sein können. Was genau an Honig schädlich für Babys sein kann, was passieren kann, wenn ein Baby Honig isst und ab wann Kinder dann Honig essen dürfen, erfährst Du hier.
Ab wann dürfen Babys Honig essen?
In den ersten 12 Lebensmonaten dürfen Kinder keinen Honig essen, auch nicht in kleinen Mengen. Denn im rohen Naturprodukt Honig können Bakterien enthalten sein, die den sogenannten Säuglingsbotulismus, eine lebensgefährliche bakterielle Infektion im Verdauungstrakt, auslösen. Erst im zweiten Lebensjahr ist der Verdauungstrakt von Kindern weit genug ausgebildet, um die Bakterien mit Sicherheit abzutöten.
Es ist also gefährlich, Brustwarzen, Schnuller oder Fläschchen in Honig zu tunken, damit das Baby lieber daran saugt. Das wurde leider früher häufiger praktiziert und findet wohl in weiten Teilen der USA immer noch Anwendung. Häufig wird das mit dem Argument gerechtfertigt, den Kindern damals habe es ja auch nicht geschadet. Tatsächlich sind Fälle von Säuglingsbotulismus sehr selten, dafür aber umso gefährlicher.
>> Lesetipp: Dürfen Babys Ahornsirup essen?
Warum dürfen Kinder unter 2 Jahren keinen Honig essen?
Das bedeutet aber nun nicht, dass Dein Baby mit 11 Monaten sofort in Lebensgefahr ist, wenn es Honig gegessen hat. Denn nicht in jedem Honigglas sind Sporen des Bakteriums enthalten und je älter Säuglinge werden, desto besser kann das Immunsystem den Erreger abwehren. Die Grenze bei 12 Monaten wurde so gesetzt, weil danach statistisch gesehen keine Kinder mehr am Säuglingsbotulismus erkranken bzw. keine Fälle bekannt sind. Es gibt trotzdem Imker, die raten, bis zum 4. Geburtstag zu warten. Und natürlich kann es auch sein, dass einige Kinder vor dem 1. Geburtstag schon gut mit dem Erreger umgehen können. Darauf ankommen lassen würde ich es nicht.
Außerdem würde ich nicht empfehlen, ab dem 1. Geburtstag plötzlich größere Mengen an Honig zu geben. Denn chemisch gesehen ist die Struktur von Honig gleich Zucker. Und Zucker bleibt Zucker. Auch, wenn Honig noch andere Bestandteile enthält, die zum Beispiel Hustenreiz lindern und antibakteriell wirken, ist Honig kariogen. Das heißt, Kariesbakterien können ihn verwerten und für Löcher in den Zähnen sorgen.
Außerdem sind Säuglinge von Natur aus auf süße Lebensmittel geprägt. Indem Du diese Vorliebe mit übermäßig gesüßten Lebensmitteln stärkst, verwehrst Du Deinem Kind die Chance, auch andere, herzhafte Geschmäcker kennen und lieben zu lernen. Ich würde empfehlen, mindestens die ersten zwei Jahre auf Zucker, Honig und andere Süßstoffe so gut es geht zu verzichten. Wenn Du Lebensmittel für Dein Kind süßen möchtest, nutze die natürliche Süße von Früchten wie Banane oder Obstmus. Das reicht geschmacklich vollkommen aus.
Was genau ist Säuglingsbotulismus
Botulismus ist eine Krankheit, die laut Bundesinstitut für Risikobewertung relativ selten ist. Bis zu 24 Fälle werden im Jahr gemeldet, teils kein einziger davon bei Säuglingen.
Bei Erwachsenen wird Botulismus durch den Erreger Clostridium (C.) botulinum verursacht, der in einer sauerstofffreien (anaeroben) Umgebung seine Toxine (Gifte) frei setzt. Babys dagegen können auch krank werden, wenn das C. botulinum Bakterium mit rohen Nahrungsmitteln (z.B. Honig, Ahornsirup, Räucherfisch) aufgenommen wird und sich im Verdauungstrakt, der ja auch sauerstofffrei ist, ausbreitet. Dann werden ebenfalls Giftstoffe gebildet, die beim Baby Vergiftungserscheinungen (Symptome s. nächster Absatz) verursachen.
Besonders gefährlich ist Honig für Säuglinge unter 6 Monaten. Honig und Ahornsirup gehören zu den am häufigsten mit C. botulinum belasteten Lebensmitteln. In neueren Publikationen wird der Säuglingsbotulismus auch als mögliche Ursache für Fälle des Plötzlichen Kindstods (SIDS) diskutiert.
Was tun wenn Baby Honig gegessen hat?
Was nun, wenn dein Baby trotzdem Honig gegessen hat? Denn natürlich weißt Du nicht, ob:
- genau in diesem Honig Sporen von C. botulinum enthalten waren und
- das Immunsystem Deines Babys schon stark genug ist oder nicht.
Wenn es Deinem Baby gut geht, bringt es nichts, sofort in die Notaufnahme zu fahren. Auch ein Arzt kann diese Punkte erst einmal nicht beurteilen.
Trotzdem solltest Du aufmerksam sein, denn im Ernstfall ist eine schnelle intensivmedizinische Behandlung nötig, um das Leben Deines Babys nicht zu gefährden. Daher solltest Du darauf achten, ob nach dem Honig bei Deinem Baby Symptome von Botulismus auftreten.
Typische Symptome des Säuglingsbotulismus sind:
- Verstopfungen
- Appetitlosigkeit, Verweigerung der Nahrungsaufnahme
- schlechter Allgemeinzustand, Müdigkeit
- Schluckprobleme (Speichelfluss)
- Probleme, den Kopf oder die Augen offen zu halten
- Ruhelosigkeit
- Muskellähmungen
- Nervenschädigungen
- Atemnot (Röcheln, Schnarchen)
- Atemlähmung
Ist gekochter oder gebackener Honig für Babys okay?
Viele Eltern denken, dass starke Hitze den Erreger im Honig abtötet und so ungefährlich macht. Leider zerstört ein Erhitzen über 100°C zwar Toxine des C. botulinum, die bereits im Essen sind (also zum Beispiel in selbst eingelegten Konserven), nicht aber Sporen des Erregers.
Anders gesagt, zerstört auch das Backen oder Kochen nicht die Bakterien, die den Botulismus bei Babys auslösen können. Dazu muss der Honig auf über 100°C erhitzt und mit Druck behandelt werden, was in einem normalen Haushalt nicht möglich ist, in der industriellen Verarbeitung dagegen Standard. Aus diesem Grund dürfen Babys industriell verarbeitete Nahrungsmittel mit Honig schon essen, während roher und selbst verarbeiteter Honig tabu ist.
In meiner Lebensmittel-Fibel für Babys findest Du zahlreiche Infos zu verschiedenen Lebensmitteln. Wenn Du eines nicht findest, schreib mir unbedingt einen Kommentar oder eine Nachricht, damit ich das ergänzen kann!
Bild: bigstockphoto.com - ©mikrokon
Quellen:
- Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR): Verbrauchertipps: Schutz vor Botulismus durch Lebensmittel – Aktualisierte Fassung 2020
- Peter. S. Borriello: Clostridia In Gastrointestinal Disease. Chapter 2: Infant Botulism, Stephen S. Arnon. CRC Press, 2018
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