Leinsamen für Babys

Alles, was Du wissen musst

Leinsamen für Babys und Kleinkinder sind immer wieder ein Thema, das Eltern verunsichert. Tatsächlich ist das Internet hier voll von Horrormeldungen, Leinsamen seien giftig, weil sie Blausäure enthalten und für Kinder nicht geeignet. Ob bzw. ab wann Babys Leinsamen essen dürfen, erfährst Du jetzt. 

Ab wann dürfen Babys Leinsamen essen?

Babys dürfen ab Beikostreife Leinsamen in normalen Mengen essen. Das heißt, ein Teelöffel Leinsamen im Müsli, im Brot oder in Keksen macht überhaupt nichts aus, während z.B. Cracker, die hauptsächlich aus Leinsamen bestehen, sicherheitshalber gemieden werden sollten. Einen Beweis dafür, dass hohe Dosen Leinsamen beim Menschen schädlich sein können, konnte ich aber nicht finden. 

Denn tatsächlich enthalten Leinsamen keine Blausäure. Pflanzen lagern in ihren Samenkörnern keine toxischen Stoffe ein. Allerdings bilden viele Pflanzen – und Leinsamen in leicht erhöhtem Maße – Pflanzenstoffe, cyanogene Glykoside, aus denen sich Toxine wie Blausäure entwickeln können. Beim Verzehr großer Mengen könnten theoretisch Vergiftungserscheinungen auftreten. Allerdings wurde in klinischen Studien keine Toxizität von Leinsamen in der Ernährung oder in Nahrungsergänzungsmitteln nachgewiesen. Es geht also um eine reine Vorsichtsmaßnahme. Es ist sehr wahrscheinlich, dass die ernährungsphysiologischen Vorteile normaler Mengen Leinsamen und Leinsamenöl dem Risiko einer Exposition gegenüber Toxinen bei weitem überwiegen.

Eine festgelegte Menge an Leinsamen für Babys gibt es nicht, allerdings sollte 1 TL pro Tag in Ordnung sein.

In der veganen Küche finden Leinsamen häufig Einsatz als Ei-Ersatz in Kuchen, Muffins oder Pancakes.

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Ganze statt geschroteten Leinsamen für Babys

Tatsächlich können bereits geschrotete Leinsamen aber Blausäure enthalten. Denn dann sind die cyanogenen Glykoside aus dem Kern freigesetzt und können zu Blausäure umgewandelt werden. Der Gehalt ist immer noch so gering, dass für Dein Kind keine Gefahr besteht, wenn Du ihm einen Teelöffel davon gibst. Weiter reduzieren kannst Du den Gehalt, indem Du ganze Leinsamen kaufst und erst vor dem Verzehr mit einer Kaffeemühle oder Mixer schrotest. 

Auch das Gerücht, dass goldene Leinsamen weniger Blausäure enthalten würden als braune stimmt übrigens nicht. Die beiden Sorten unterscheiden sich, was die Wirkung auf den Verdauungstrakt angeht, leicht – aber nicht im Gehalt der Pflanzenstoffe. 

Sind Leinsamen gefährlich für Babys?

Leinsamen und Leinsamenöl in normalen Mengen sind nicht gefährlich für Babys oder Kleinkinder. 2019 veröffentlichte die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit eine Studie, die die Auswirkungen natürlich vorkommender Pflanzenstoffe in Leinsamen untersuchte. Sie kommt zu dem Schluss, dass es zwar möglich wäre, dass es zu einer akuten Exposition der Pflanzenstoffe aus Leinsamen kommen könnte, wenn der Nahrungsbrei verdaut wird. Im gleichen Atemzug wies die Studie aber auch darauf hin, dass es sehr unwahrscheinlich sei, dass eine normale Exposition zu unerwünschten Wirkungen führen würde.

In anderen Worten: Es lässt sich nicht abschließend belegen, dass es niemals und unter keinen Umständen zu Problemen mit Leinsamen für Babys kommt, bisher ist es aber nie passiert und es gibt keine Hinweise darauf. 

Sind Leinsamen gesund für Babys?

Leinsamen sind reich an essentiellen Nährstoffen, die Babys benötigen. Sie sind eine der besten Quellen für Alpha-Linolsäure, einer Omega-3-Fettsäure, die die Herzgesundheit unterstützt und für die Entwicklung des Gehirns unerlässlich ist. Außerdem haben Leinsamen viele pflanzliche Proteine, B-Vitamine, Kupfer, Eisen, Selen und Zink . Leinsamen enthalten auch eine Art Antioxidans, das beim Aufbau des Immunsystems hilft, und Ballaststoffe, die den Stuhlgang regulieren und Verstopfung lindern können.

Um die Bioverfügbarkeit der Nährstoffe zu maximieren, solltest Du keine ganzen Leinsamen verwenden, sondern sie mahlen oder vorher einweichen. Ganze Leinsamen verbleiben nicht lange genug im Verdauungstrakt, damit die Schale richtig durchdrungen und die Nährstoffe aufgenommen werden können. Es gibt geschrotete Leinsamen zu kaufen. Allerdings ist es besser, sie frisch zu mahlen, denn durch Licht und Sauerstoff wird Blausäure gebildet und einige Nährstoffe abgebaut, die sonst im ganzen Samenkorn sicher verwahrt bleiben. Auch backen oder rösten verbessert die Nährstoffaufnahme aus Leinsamen. Leinsamenöl kann eine Alternative mit hoher Bioverfügbarkeit sein, enthält allerdings keine Ballaststoffe mehr, sondern lediglich wertvolles Omega-3. 

Omega 3 aus Leinsamen reicht nicht!
Bitte sei Dir bewusst, dass Alpha-Linolsäure (ALA) nur eine der lebenswichtigen Omega-3 Fettsäuren darstellt. Wenn Dein Baby nicht viel Fisch und Meeresfrüchte isst, solltest Du unbedingt Omega-3 als Algen- oder Fischöl supplementieren. Mehr dazu erfährst Du in meinem Artikel über Omega-3 für Babys und Kleinkinder

Eine erhöhte Erstickungsgefahr durch Leinsamen für Babys besteht übrigens nicht. Die Samenkörner sind zu klein, um die Luftröhre vollständig zu verschließen und werden normalerweise auch nicht aspiriert. Auch Allergien werden von Leinsamen nur selten verursacht. Solltest Du trotzdem den Verdacht haben, dass Dein Kind allergisch auf Leinsamen reagiert, sprich mit dem Kinderarzt. Wenn die Reaktion von mal zu mal heftiger ausfällt, gib vorerst keine Leinsamen-Produkte mehr. 

Leinsamen für Babyled Weaning zubereiten

Du kannst geschrotete Leinsamen, Leinsamenmehl, Leinsamenöl oder geröstete bzw. eingeweichte Leinsamen über Lebensmittel streuen, an denen sie kleben bleiben (Brei, Müsli, Porridge, Joghurt) oder in Backwaren verarbeiten. Leinsamen eigenen sich prima als Ei-Ersatz in Kuchen, Keksen usw. Um ein Ei zu ersetzen, einfach 1 EL geschrotete Leinsamen mit 3 EL Wasser etwa 5 Minuten quellen lassen. Wenn Du mehr Eier brauchst, erhöhe die Menge entsprechend. 

Die wenigsten Kinder werden Leinsamen wirklich pur essen wollen. Aber auch das kannst Du natürlich ausprobieren. Wenn Dein Kind so weit ist, kannst Du ihm z.B. zeigen, wie es mit einem befeuchteten Finger Leinsamen auflesen und in den Mund führen kann. 

In meiner Lebensmittel-Fibel für Babys findest Du zahlreiche Infos zu verschiedenen Lebensmitteln. Wenn Du eines nicht findest, schreib mir unbedingt einen Kommentar oder eine Nachricht, damit ich das ergänzen kann!

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