Kuhmilch für Babys – ab wann ist das erlaubt?

Kuhmilch ist Muttermilch für Kälber. Zumindest in der Biologie. Es überrascht also nicht, dass die Zusammensetzung der Kuhmilch auf die Bedürfnisse von Kälbern zugeschnitten sind. Kühe wachsen viel schneller und nehmen innerhalb kürzester Zeit viel an Gewicht zu – von ca. 40kg auf ca. 250kg innerhalb der ersten 12 Lebensmonate. Entsprechend sind in Muttermilch für Kühe eine größere Menge natürlicher Wachstumshormone und mehr Proteine enthalten. Um nur zwei der zahlreichen Abweichungen in der Zusammensetzung zu nennen. Für ein Menschenbaby ist zu viel Kuhmilch schon allein aus diesem Grund nicht ideal.

Doch es gibt noch viele weitere Nachteile und Gefahren von Milchprodukten für Babys und Kleinkinder, die Du wahrscheinlich nicht alle kanntest. Ab wann, welche und wie viel Kuhmilch bzw. Milchprodukte Babys dann essen können, ist ebenfalls eine scheinbar sehr komplexe Frage. Genauso wie die Frage, ob Ziegen- oder Schafmilch besser ist als Kuhmilch für Säuglinge.

Ab wann dürfen Babys Milchprodukte zu sich nehmen?

In der Handlungsempfehlung der DGE (Deutsche Gesellschaft für Ernährung) heißt es immer noch, Säuglinge dürfen im ersten Lebensjahr maximal 200 ml unverdünnte Kuhmilch im Abendbrei erhalten, während Milch als Getränk nicht empfohlen wird.

  • Ab einem Alter von 6 Monaten sollen Babys einen Milch-Getreide-Brei gefüttert bekommen. Darin sind meist 200ml Kuhmilch pro Tag verarbeitet. Das ist auf jeden Fall genug, was die Eiweiß-Zufuhr angeht. Darum sollte man auf weitere Milchprodukte verzichten. Dass es gute weitere Gründe gibt, von Kuhmilch im ersten Lebensjahr komplett abzusehen, werden wir gleich noch sehen. 
  • Wenn Du Dich fragst, wieviel Kuhmilch ein Baby dann mit 1 Jahr (also nach dem 1. Geburtstag) zu sich nehmen darf, lautet die Faustregel: 300-350 ml (bzw. Gramm) pro Tag.
  • Wie gesagt, geht es hier lediglich um den Eiweißgehalt. Dass Milchprodukte für Babys noch ganz andere, langfristigere gesundheitliche Nachteile haben könnten, findet in diesen Empfehlungen noch keine Beachtung, weil es sich hauptsächlich noch um Hypothesen handelt. 

Das entspricht auch der WHO Empfehlung, ab wann Kuhmilch für Babys eingeführt werden sollte. Wenn man sich näher damit beschäftigt (weitere Details kannst Du unten nachlesen) dann muss die Antwort aber meiner Meinung nach lauten: Bei ungestillten Babys könnte es sinnvoll sein, in den ersten 12 Monaten auf Milchprodukte zu verzichten. Und auch danach sollten sie diese nicht im Übermaß essen. 

Kuhmilch enthält sehr viel Proteine

Zunächst aber einmal zum Thema Eiweiß (Proteine) in der Kuhmilch. Wie gesagt ist die Zusammensetzung von Kuhmilch für das ideale Wachstum von Kälbern ausgelegt. Diese brauchen andere und mehr (dreimal so viele) tierische Proteine als Menschenbabys. Ideal für Menschenkinder ist die Muttermilch von Menschen, an zweiter Stelle steht die industriell hergestellte Ersatzmilch (PRE-Milch). Außer dem Preisunterschied zwischen Vollmilch und PRE gibt es keinen triftigen Grund, die Babymilch oder Muttermilch durch Kuhmilch zu ersetzen. Wenn mich jemand fragt, welche Milch für Babybrei geeignet ist – diese beiden Arten sind ohne Einwände geeignet. 

Trotzdem gibt es immer noch das Gerücht, man könne babygeeignete Arten von Milch allmählich mit Vollmilch ersetzen, Kinder bräuchten Kuhmilch für gesunde Knochen und andere Ammenmärchen. Auch im Supermarkt-Kühlregal findet man viele Fertigprodukte die im Design und teils sogar verbal suggerieren, dass sie für Babys und Kleinkinder gesund wären oder die “Ernährung ideal ergänzen” würden. 

Fruchtzwerge, Quarktöpfchen und Babyjoghurt enthalten aber nicht nur jede Menge unnötigen Zucker und ungesunde Zusatzstoffe wie Geschmacksverstärker, sie enthalten eben auch Kuhmilch und damit viel Eiweiß. Kuhmilch enthält drei Mal so viel Proteine wie Muttermilch. Das schwer verdauliche Protein Casein ist doppelt so hoch. Dafür enthält Kuhmilch weniger Laktose, weniger Eisen, weniger gesunde Fettsäuren für die Hirnentwicklung und weniger Vitamine und Nährstoffe wie z.B. Jod.

Als Merkhilfe kann ich Dir mitgeben: Wenn man auf der Verpackung suggerieren muss, etwas wäre gesund für Kinder, ist es aller Wahrscheinlichkeit nach nicht gesund. 

Proteine belasten den Stoffwechsel

Kuhmilch enthält also viel mehr tierisches Protein, als von einem Säugling benötigt wird. Beim Abbau dieser Proteine entsteht jede Menge Harnstoff, der über die Nieren aus dem Blut gefiltert, wieder abgebaut und über die Harnwege ausgeschieden werden muss. Auf Dauer ist das für die Nieren der Kleinen zu belastend, sie schaffen es nicht, den gesamten Harnstoff zu filtern bzw. benötigen dafür unverhältnismäßig viel Flüssigkeit. Auch der Flüssigkeitshaushalt der Kleinen wird also durcheinander gebracht. 

Zu viel Protein macht dicke Kinder

Es gibt verschiedene Studien (zuletzt die sogenannte CHOP-Studie der LMU München), die folgenden Zusammenhang belegen: Wenn Kinder im Baby- und Kleinkindalter zu viel Eiweiß aufnehmen, steigt die Wahrscheinlichkeit, dass sie im späteren Leben übergewichtig werden. Das bedeutet jetzt nicht, dass Dein Baby auf jeden Fall dick wird, weil Du es zum Beispiel Joghurt essen lässt. Natürlich ist die Proteinzufuhr als Baby auch bei weitem nicht der einzige Faktor, der zu späterem Übergewicht führen kann. Aber statistisch gesehen ist es wahrscheinlicher, dass genau das passiert im Vergleich zu einer Situation, in der Du Deinem Baby keine bzw. wenig Kuhmilchprodukte gibst. 

Vielleicht hast Du auch schon mal gelesen, dass gestillte Kinder mit geringerer Wahrscheinlichkeit unter späterem Übergewicht leiden? Das haut in die gleiche Kerbe. Denn PRE-Nahrung besteht aus Kuhmilcheiweiß und hat einen weit höheren bzw. andersartigen Proteinanteil als Muttermilch. Darum liegt es nahe, dass der Zusammenhang zwischen Flaschennahrung und späterem Übergewicht daher rührt, dass Flaschenkinder mehr Eiweiß aufnehmen und verstoffwechseln müssen. Auch die enthaltenen Wachstumshormone könnten bei diesem Zusammenhang eine Rolle spielen. 

Aber: Das bedeutet nicht, dass Kinder am besten überhaupt keine Proteine essen sollten – es geht hier einzig um das zu viel und die Art der Proteine (tierisch oder pflanzlich). Es ist also nicht zielführend, Deinem Baby jetzt überhaupt keine Proteine mehr anzubieten – aber die Menge der tierischen Proteine solltest Du im Blick haben. 

Ab wann normalen Joghurt und Käse für Babys?

Nun verstehst Du also das bekannteste Problem mit Milchprodukten für Babys: Wir Eltern müssen aufpassen, dass die Kleinen nicht zu viel davon essen, um ihr System nicht zu überlasten und nicht das Risiko für ein späteres Übergewicht zu erhöhen. Wenn Du nun Dein Baby nicht mit Milch-Getreide-Brei fütterst, sondern mit Baby Led Weaning an die Beikost heranführst, gilt dasselbe trotzdem: Zu viel Proteine aus Milchprodukten (tierische Proteine) sind nicht gut für Dein Baby. Wenn Du einen Richtwert haben möchtest, kannst Du die oben genannten verwenden: 200ml bzw. Gramm pro Tag im ersten Lebensjahr und 350 ml bzw. Gramm im zweiten. Lies aber bitte den Artikel vorher zu Ende und entscheide dann, wann Du tatsächlich Milchprodukte geben möchtest. 

Ab wann dürfen Babys Quark essen?

Quark nimmt unter den Milchprodukten in diesem Zusammenhang nochmal eine Sonderstellung ein: Quark enthält besonders viel Eiweiß. Davon solltest Du also umso weniger geben bzw. nicht mit derselben Faustformel rechnen. 

Kalzium aus der Kuhmilch

Häufig wird Kuhmilch als sehr “gesund” für Babys und Kinder dargestellt. Immerhin enthält sie viel Kalzium, das Kinder für ihr Wachstum benötigen. Sogar vier Mal so viel Kalzium wie Muttermilch. Ja, das durchschlagende Argument der Marketing-Experten war immer: Kinder brauchen Milch, um genügend Kalzium für den Knochenaufbau zu haben. Denn die Kleinen wachsen ja so schnell und haben darum einen erhöhten Nährstoffbedarf. Daher hören viele von uns noch von ihren Eltern, Kinder bräuchten jeden Tag ein Glas Milch. Meine Mama wurde aus diesem Grund als Kind sogar gezwungen, täglich Kakao zu trinken! 

Dabei ist die Wahrheit schon etwas komplexer. Denn auch wenn es wahr ist, dass Kuhmilch sehr viel Kalzium enthält, ist nicht geklärt, ob das enthaltene Kalzium auch vom menschlichen Körper genutzt wird. Denn die Kalziumaufnahme ist nicht eine ganz einfache 1-zu-1-Rechnung. Wie gut es absorbiert wird, hängt davon ab, wie viel Angebot es gibt – und mit welchen anderen Stoffen es kombiniert wird. Eine geringe Kalziumzufuhr führt paradoxerweise dazu, dass proportional mehr aus der Nahrung aufgenommen wird. Andere Stoffe, wie Phosphor, hemmen die Kalziumaufnahme. Und nun kommt’s: Kuhmilch enthält viel Phosphor. Es ist also gut möglich, dass Kuhmilch trotz des hohen Kalziumgehalts nicht dazu führt, dass Kindern mehr Kalzium zur Verfügung steht. Es gibt Studien, die zeigen, dass in Ländern, die wenig Milchprodukte essen, auch weniger Meschen an Osteoporose erkranken. Der genaue Zusammenhang scheint allerdings unklar. 

Auch bekommen Babys über die Muttermilch oder Flaschennahrung ausreichend Kalzium und eine ausgewogene, selbst eine fleischlose oder vegane Ernährung, bietet gute Kalziumquellen abseits von Kuhmilch. Natürlich ist Milch aber in sehr vielen Gerichten und Speisen enthalten, sodass die wenigsten dauerhaft komplett ohne diese auskommen werden. Kindern schmeckt Milch außerdem sehr gut, weil sie geschmacklich an Muttermilch erinnert und viel Laktose (Milchzucker) enthält.

Es ist also schwierig.

Was ich Dir auf jeden Fall mit Sicherheit sagen kann: KEIN Kind braucht Kuhmilch. Dieser Glaubenssatz ist ganz einfach falsch. Wenn dann brauchen Kinder die Nährstoffe, die in der Kuhmilch enthalten sind. Kinder brauchen Kalzium! Und das sowie die anderen Nährstoffe aus der Kuhmilch kann man ausnahmslos alle auch auf anderen Wegen zuführen. Sonst wären Kinder mit Unverträglichkeit oder Allergien gegen Kuhmilchbestandteile dem Tode geweiht bzw. alle schlecht entwickelt. Auch ist es in großen Teilen der Welt immer noch die Regel, dass keine Kuhmilch getrunken oder verarbeitet wird – und trotzdem haben diese Kulturen gesunde Kinder. 

Alternative, pflanzliche, Kalziumquellen sind zum Beispiel Grünkohl, Brokkoli, Fenchel, Karotten, oder Beeren.

Eisenmangel durch Milchprodukte?

Während also der positive Effekt auf den Kalziumhaushalt zweifelhaft ist, ist ein anderer Mechanismus der Kuhmilch im menschlichen Körper recht klar: Sie beeinträchtigt die Eisenaufnahme im Körper. Statistisch gesehen haben Kinder, die viel Kuhmilch trinken, eine höhere Gefahr, an einem Eisenmangel zu leiden. 

Während Flaschenkinder mit der PRE-Milch viel Eisen aufnehmen, ist vor allem bei Stillkindern, die noch nicht viel Nahrung annehmen, das Risiko für einen Eisenmangel im zweiten Lebenshalbjahr leicht erhöht. Allein aus diesem Grund wäre es ein großer Nachteil, irgendwann statt PRE Kuhmilch in die Flasche zu füllen. Auch, wenn sie verdünnt ist.

Von Flaschenmilch auf Kuhmilch umsteigen? 

Auf verschiedenen Portalen und von vielen “erfahrenen Eltern” wird dennoch häufig empfohlen, im zweiten Lebensjahr von industrieller Säuglingsnahrung auf Kuhmilch umzusteigen. Tatsächlich gibt es dafür keinerlei triftigen Grund – außer vielleicht den Preis. Dagegen gibt es mehr und mehr Ernährungsexperten, die von tierischen Produkten generell abraten, da diese langfristig zu verschiedenen “Zivilisationskrankheiten” führen. Ernährungsphysiologisch spricht nichts dagegen, weiterhin PRE-Milch oder 1-er Nahrung nach Bedarf zu geben. 

Milchernährung auf Basis von Ziegenmilch, Schafsmilch oder Stutenmilch ist ebenfalls nicht empfehlenswert, solange es qualitativ hochwertige Pulvermilch gibt, die möglichst nah am tatsächlichen Bedarf von Säuglingen liegt. Ziegenmilch enthält zum Beispiel viel weniger Folsäure und Vitamin B12 als menschliche Muttermilch. Diesen Bedarf müssen die Kinder dann anderswo decken – oder sie laufen Gefahr, einem Mangel ausgesetzt zu sein. Allerdings gibt es Hinweise, dass Pre-Nahrung auf Basis von Ziegenmilch besser geeignet wäre. 

Milchprodukte erhöhen das Risiko für entzündliche Darmerkrankungen

Nun aber zu den neuen wissenschaftlichen Erkenntnissen bezüglich Milchprodukten und Baby-Gesundheit, die ich oben angedeutet hatte. 

Aktuelle Forschungsergebnisse legen einen Zusammenhang nahe zwischen entzündlichen, chronischen Darmerkrankungen wie Morbus Crohn und dem Mycobakterium avium paratuberculosis (MAP). Wissenschaftler haben herausgefunden, dass dieses Bakterium auch durch die Pasteurisierung oder Milchpulverherstellung nicht abgetötet wird. Das heißt, die einzige Ernährungsform, bei der dieser Erreger ganz sicher nicht übertragen wird, ist das Stillen. Je früher Babys damit in Kontakt kommen, desto schwächer ist ihr Immunsystem – und desto höher die Wahrscheinlichkeit, dass sie das Bakterium nicht abwehren können. 

Diesen Erreger gibt es auch bei Schafen, Ziegen und Wild. Auch dort ruft er eine unheilbare Darmentzündung hervor. Oft lese ich auch im Zusammenhang mit Kuhmilch für kleine Babys von einem Blutverlust über den Darm, der mit bloßem Auge nicht erkennbar ist. Ob das denselben Grund hat, konnte ich noch nicht herausfinden. Auch darüber, ob es einen Zusammenhang zwischen einer Infektion mit MAP und Säuglingsnahrung (PRE oder Folgenahrung) auf tierischer Basis gibt, konnte ich leider keine Informationen finden. Klar ist in jedem Fall, dass diese Ergebnisse nicht bedeuten, dass Dein Baby auf jeden Fall im späteren Leben krank wird, wenn Du es nicht gestillt hast, es ist also keine klare Ursache-Wirkung-Korrelation, die in jedem Fall eintritt. Es handelt sich lediglich um eine erhöhte Wahrscheinlichkeit. 

Milchprodukte für Babys erhöhen Krebsrisiko

Relativ klar scheint dagegen zu sein, dass Kuhmilch auch einen weiteren Erreger, nämlich BMMF (Bovine Meat and Milk Factors) enthält. Dabei handelt es sich weder um Bakterien, noch um Viren im engeren Sinne, sondern um einen neuartigen Erreger. Studien am Deutschen Krebsforschungsinstitut Heidelberg zufolge könnte der Erreger BMMF in Kuhmilch und Rindfleisch das Risiko für späteren Darmkrebs und Brustkrebs erhöhen, wenn man im Säuglingsalter damit infiziert wird. Die Wissenschaftler vermuten, dass der Erreger eine chronische Entzündung der Darmschleimhaut auslöst, die dann zu Mutationen des Erbguts führen kann. Solche Mutationen können eine Vorstufe zu Dickdarmkrebs werden. 

In den ersten 6-12 Lebensmonaten ist das Immunsystem eines Babys noch sehr schwach ausgeprägt. Nach etwa 24 Monaten kann es den Erreger in der Kuhmilch mit hoher Wahrscheinlichkeit abwehren. Wer in den ersten 24 Lebensmonaten auf Kuhmilch verzichtet, kann also dieses Risiko verringern bzw. fast ausschließen. Da derselbe Erreger auch durch Rindfleisch übertragen wird (also von der Kuh kommt), gilt dasselbe auch für Rindfleisch im ersten Lebensjahr!

Als Lösung wird übrigens diskutiert, Kinder oder Rinder gegen den Erreger zu impfen. Eine Lösung, die mir angesichts der zahlreichen ernährungsphysiologischen Nachteile von Milch und Fleisch sowie dem Fakt, dass die Viehhaltung unseren Planeten zerstört, irgendwie lächerlich erscheint. Viel stimmiger scheint mir die Empfehlung des Medizin-Nobelpreisträgers Harald zur Hausen, der die BMMFs vor einigen Jahren erstmals nachweisen konnte, Kinder so lange wie möglich zu stillen. Denn in der menschlichen Muttermilch enthaltene Zuckerarten scheinen den kindlichen Darm vor den Erregern zu schützen. Eine weitere Lösung wäre in meinen Augen, von Kuhmilch und Rindfleisch in den ersten 1-2 Lebensjahren Abstand zu nehmen – wenn Du Dein Kind nicht stillst. Das entspricht aber nicht den offiziellen Empfehlungen der Ernährungsgesellschaften. 

Was heißt das konkret?
Vereinfacht gesagt bedeutet das, dass Du Dein Baby vor einer Infektion mit BMMFs schützen kannst, indem Du es mindestens 2 Jahre stillst oder nach dem Abstillen keine Produkte vom Rind (Rindfleisch und Kuhmilch) gibst. Ob das Stillen auch vor anderen Erregern wie MAP schützt, ist nicht bekannt.

Du fragst Dich, warum früher nicht alle Menschen an Darmkrebs gestorben sind (überspitzt ausgedrückt), obwohl Kuhmilch schon seit vielen Jahrtausenden konsumiert wird? Nicht jede Kuh trägt die BMMF-Erreger in sich. Früher haben Familien die Milch von einer oder einer Handvoll Kühen getrunken und verarbeitet. Es handelte sich immer um dieselben Tiere die entweder infiziert waren oder nicht. Heute dagegen trinken wir die Milch tausender verschiedener Milchkühe, die noch dazu nicht sehr gesund aufwachsen. Es ist also wahrscheinlich, dass wir irgendwann ein Tetrapack mit BMMFs erwischen.

Mittlerweile gibt es auch eine aktualisierte Empfehlung des BfR (Bundesinstitut für Risikobewertung), die angibt, BMMFs hätten keine gesundheitsschädigende Wirkung bzw. wären diese nicht abschließend nachgewiesen. Als Beweiskette wird angeführt, dass BMMFs oder ähnliche ringförmige Viren-DNA auch in anderen, teils pflanzlichen Lebensmitteln nachgewiesen werden könnten. Was nun stimmt kann ich Dir leider nicht mit abschließender Sicherheit sagen, genauso wenig wie die aktuelle Wissenschaft. Eine aktuellere Studie als die von zur Hausen wird nirgends angeführt und auch das Deutsche Krebsforschungsinstitut hat seine Schlussfolgerungen nicht geändert. 

Kuhmilchallergie beim Baby

Eine Bemerkung noch am Ende: Bitte bedenke bei der Planung von Milchprodukten für Dein Kind auch, dass es sich um ein potenziell allergenes Lebensmittel handelt. Verhältnismäßig viele Menschen reagieren auf die Proteine in tierischer Milch allergisch. Um dem vorzubeugen, sollte Dein Baby, wenn es die ersten Male mit Kuhmilch in Kontakt kommt, noch gestillt werden. Muttermilch enthält viele Stoffe, die das Immunsystem und die Verdauung unterstützen und so den Körper davor bewahren, aus Überforderung gegen nicht-schädliche Eiweiße aus der Nahrung zu reagieren. 

>> Mehr zum Thema Kuhmilchallergie

Wenn Du also innerhalb des ersten Lebensjahres abstillen möchtest, solltest Du auch diese Überlegung in Deine Entscheidungsfindung einfließen lassen. Ich weiß, das klingt paradox – vor allem für Mütter, die nicht stillen können oder wollen, sind das sehr beunruhigende Fakten. Versuche, eine für euch machbare Lösung zu finden und mach Dir kein schlechtes Gewissen. Du kannst nicht alle Gefahren von Deinem Kind fern halten. Aber jetzt kennst Du zumindest die Fakten über Kuhmilch. 

Meine Empfehlung: Für ungestillte Babys besser keine Milchprodukte, für gestillte im 2. Lebensjahr

Nun verstehst Du sicherlich, warum es mittlerweile Stimmen gibt, die sagen, dass Milchprodukte für Säuglinge im ersten Lebensjahr nicht geeignet sind. Es geht dabei nicht nur um den zu hohen Proteingehalt, sondern auch um möglicherweise langfristige gesundheitliche Nachteile. Wenn eine Stimme in Deinem Hinterkopf jetzt sagt “Aber das machen doch alle so, das kann doch nicht so schlimm sein”/ “Uns hat Kuhmilch doch auch nicht geschadet” / “Da fehlt doch was, was sonst alle Kinder bekommen” oder ähnliche Glaubenssätze. Dann kann ich Dir sagen: Schau Dich mal in der Welt der Erwachsenen um und stell Dir die Frage, ob Dein Kind wirklich so werden soll wie alle. Und ob es unserer Generation wirklich nicht geschadet hat. Natürlich sind nicht alle Zivilisationskrankheiten auf Kuhmilch in der Babyernährung zurückzuführen, aber 

  • jeder zweite Erwachsene in Deutschland ist übergewichtig, fast ein Viertel der Erwachsenen adipös.
  • 15 % der Kinder und Jugendlichen in Deutschland sind bereits übergewichtig, fast 6% adipös. 
  • etwa 40% der Erwachsenen leiden unter einer chronischen Erkrankung.
  • fast die Hälfte aller Deutschen erkranken im Laufe ihres Lebens an Krebs. Tendenz steigend. 
  • Krebs ist die zweithäufigste Todesursache in Deutschland. 

Es gibt also viele gute Gründe, Dein Kind nicht so zu ernähren, wie es eben schon immer getan wurde – damit es so wird, wie alle anderen. 

Was heißt das nun konkret? Wenn Du Dein Kind nicht stillen kannst oder möchtest, würde ich es in den ersten 12-24 Monaten nicht dem Risiko einer Infektion mit Erregern aus Milchprodukten und Fleisch vom Rind aussetzen. Dazu reicht es nicht, Milchprodukte zu reduzieren, ich würde die Kuhmilch ganz weglassen, genauso wie Rindfleisch. Bitte stelle die Versorgung mit Eisen und B12 über pflanzliche Lebensmittel bzw. Eier und anderes Fleisch sicher. Für gestillte Kinder besteht zumindest im Falle der BMMF-Erreger ein Schutz durch die Muttermilch, für die MAP-Bakterien ist das aber nicht geklärt. Darum würde ich diese tierischen Lebensmittel mindestens 12 Monate aus der Ernährung weglassen und weiterhin stillen, wenn möglich. In der zweiten Hälfte des zweiten Lebensjahres würde ich gelegentlich Milchprodukte unter dem Schutz der Muttermilch einführen, um die Entwicklung einer Allergie zu vermeiden. Ab wann Milch für Babys völlig ungefährlich ist, kann Dir aktuell leider niemand sagen. 

Auch wenn so häufig vor der veganen Ernährung für Babys und Kleinkinder gewarnt wird, kann ich diese Ernährungsweise mehr und mehr verstehen. Übrigens bezieht sich diese Skepsis gegenüber veganer Babyernährung hauptsächlich auf unsere Breitengrade. In Amerika zum Beispiel empfiehlt die amerikanische Gesellschaft für Ernährung AND (Academy of Nutrition and Dietetics) sogar dezidiert eine vegane Ernährung in allen Lebensphasen, solange diese gut geplant ist.

In meiner Lebensmittel-Fibel für Babys findest Du zahlreiche Infos zu verschiedenen Lebensmitteln. Wenn Du eines nicht findest, schreib mir unbedingt einen Kommentar oder eine Nachricht, damit ich das ergänzen kann!

Quellen: 

  • Griebler U, Bruckmüller MU, Kien C, Dieminger B, Meidlinger B, Seper K, Hitthaller A, Emprechtinger R, Wolf A, Gartlehner G. Health effects of cow’s milk consumption in infants up to 3 years of age: a systematic review and meta-analysis. Public Health Nutr. 2016 Feb;19(2):293-307. doi: 10.1017/S1368980015001354. Epub 2015 May 20. PMID: 25989719.
  • Hopkins D, Steer CD, Northstone K, Emmett PM. Effects on childhood body habitus of feeding large volumes of cow or formula milk compared with breastfeeding in the latter part of infancy. Am J Clin Nutr. 2015 Nov;102(5):1096-103. doi: 10.3945/ajcn.114.100529. Epub 2015 Sep 9. PMID: 26354544; PMCID: PMC4625583.
  • Zur Hausen H, Bund T, de Villliers E-M. Specific nutritional infections early in life as risk factors for human colon and breast cancers several decades later. 24 September 2018. 1574-1583. https://doi.org/10.1002/ijc.31882.
  • Zur Hausen HBund Tde Villiers E‐MInfectious agents in bovine red meat and milk and their potential role in cancer and other chronic diseasesCurr Topics Microbiol Immunol 201740783– 116.
  • Stein M. Morbus Crohn durch Mykobakterien: Ein Verdacht wird zur Gewissheit. EU.L.E.N-SPIEGEL 2/2009 S. 21-24 (Europäisches Institut für Lebensmittel- und Ernährungswissenschaften (EU.L.E. e.V.))
  • AWMF Online: S3-Leitlinie Allergieprävention – Stand 11. November 2022 https://register.awmf.org/assets/guidelines/061-016l_S3_Allergiepraevention_2022-11.pdf

Bild: bigstockphoto.com – ©oksun70

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3 Gedanken zu „Milchprodukte“

  1. Hallo 🙂 wichtiges Thema, gut, dass du es ansprichst. Ich selbst bin auch noch nicht entschieden, wann ich meinem 6 Monate alten Baby Milchprodukte geben werde. Trotzdem empfinde ich deinen Artikel leider als etwas einseitig und beängstigend, obwohl die aktuelle Datenlage zu diesem Thema das nicht hergibt. Hierzu gibt es eine Stellungnahme vom Bundesinstitut für für Risikobewertung (BfR) und dem Max Rubner-Institut (MRI) von 2022: https://www.deutschesgesundheitsportal.de/2022/11/30/neue-erkenntnisse-zu-bovine-meat-and-milk-factors-bmmf/ ich verlinke hier bewusst ein Portal, das die Stellungnahme in den entscheidenden Auszügen veröffentlicht, damit Leute nicht abgeschreckt werden, wenn sie bei dem Original Link auf der Seite des BfR gleich eine 16 seitige PDF herunterladen sollen. Kurzgesagt ist die Idee, BMMF seien eine neuartige Klasse von Erregern und kausal für Krebs und Neurodegeneration verantwortlich, eine Hypothese (!) _einer_ Forschungsgruppe. Bewiesen ist das absolut nicht, im Gegenteil, in der Stellungnahme ist zu lesen, dass weitere Forschung ergeben hat, dass diese DNA Fragmente sich ebenso in anderen tierischen und pflanzlichen Lebensmitteln finden und die Kausalkette zu Krankheiten noch lange nicht etabliert ist.
    Am Ende muss jeder für sich entscheiden, was er seinem Baby füttert, und heute und hier haben wir eine so breite Palette an Lebensmitteln, dass man auch ohne Kuhmilch durchs Leben kommt. Nichtsdestotrotz ist für die Allergieprävention erwiesenermaßen tendenziell besser, Lebensmittel früh und regelmäßig zu geben, idealerweise wie du schreibst unter dem Schutz des Stillens. Und eine Milchallergie unnötigerweise durch langes Herauszögern zu provozieren, scheint auch nicht unbedingt im Interesse des Kindes – selbst wenn zuhause vegan gegessen wird, ist es ja ein Vorteil, wenn das Kind und später der Erwachsene flexibel entscheiden kann, was es wo isst, ohne auf Allergien Rücksicht nehmen zu müssen.

    Abschließend möchte ich dir dennoch nochmal herzlich danken für die Mühe, die du dir mit diesem Blog sichtlich machst. Es ist eine tolle Ressource und ich freue mich schon drauf, mehr und mehr deiner Rezepte auf unserer BLW-Reise zu testen.

    Ein schönes Wochenende und herzliche Grüße!

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    • Hallo Elisabeth,
      vielen Dank für diesen Hinweis! Diese aktualisierte Stellungnahme kannte ich tatsächlich noch nicht und ich habe darüber einen Abschnitt mit eingebaut. Leider scheint nur die Bewertung neu zu sein, eine aktuellere Studie zum Thema konnte ich nicht finden – du vielleicht?
      Viele Grüße,
      Hanna

      Antworten

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