Erdnüsse und Babys

Erdnüsse können aus zwei Gründen gefährlich für Babys und Kleinkinder sein: Sie können leicht verschluckt werden und sind eines der stärksten Allergene, die es gibt. Ab wann Babys bzw. Kleinkinder dann tatsächlich Erdnüsse essen dürfen, dazu gibt es verschiedene Meinungen. 

Ab wann dürfen Babys Erdnüsse essen?

Gegen Erdnussmus oder fein gemahlene Erdnüsse spricht ab Beikostreife absolut nichts. Ganze Erdnüsse sollten Babys und Kleinkinder auf keinen Fall bekommen.

Häufig wird empfohlen, dass Kinder erst ganze Erdnüsse essen sollten, wenn sie auch „Nüsse“ schreiben können. Das wäre dann in der ersten Klasse, also mit etwa 6 Jahren, der Fall. Ich kenne auch das Alter von 4 Jahren als Grenze, manchmal empfehlen Kinderärzte aber sogar, erst mit 10 Jahren Nüsse zu geben. Mindestens warten solltest Du mit ganzen Erdnüssen,

  • bis das Gebiss vollständig ausgewachsen ist (3-4 Jahre), sodass die Backenzähne die Erdnüsse fein zermahlen können
  • das Kind ordentlich kauen und schlucken gelernt hat

Außerdem würde ich Kinder mindestens bis zum 4. Geburtstag nicht aus den Augen lassen, wenn sie Nüsse essen.

Warum sind Erdnüsse gefährlich für Babys?

Hier gibt es einen großen Unterschied zwischen ganzen Nüssen und Nahrungsmitteln, in denen Nüsse verarbeitet wurden. Ganze Erdnüsse können von Kindern versehentlich „verschluckt“ bzw. eingeatmet werden und so in die Luftröhre bzw. Atemwege gelangen. Da die Luftröhre eines Babys nur etwa so dick ist wie ein Bleistift, eignet sich eine ganze Erdnuss perfekt, um diese komplett zu verschließen. Dann bekommt es tatsächlich keine Luft mehr und droht zu ersticken.

Aber auch grob gemahlene oder zerteilte Erdnüsse können gefährliche Folgen haben. Zwar droht hier kein unmittelbares Ersticken, aber die Teile können eingeatmet („aspiriert“) werden. Weil Erdnüsse wie auch andere Nüsse sehr bröselig werden, ist es auch mit einem bronchoskopischen Eingriff unter Vollnarkose eine kniffelige Aufgabe, diese wieder zu entfernen, ohne dass Teile abbröseln und in der Lunge zurückbleiben. Fremdkörper in den Atemwegen können unbehandelt zu einer gefährlichen Lungenentzündung führen.

Laut verschiedenen Quellen sind eingeatmete Fremdkörper in mehr als der Hälfte der Fälle Erdnüsse!

Ab wann dürfen Kinder Erdnussbutter essen?

Du siehst also, Du kannst Dir und Deinem Kind einiges ersparen, indem Du nicht zu früh Erdnüsse gibst. Ganz anders aber sieht es aus mit fein gemahlenen Nüssen oder Erdnussbutter bzw. Erdnussmus für Babys. Der Unterschied zwischen Erdnussmus und -butter ist, dass in zweiterem ein erheblicher Teil Zucker enthalten ist. Zucker würde ich einem Baby zu keinem Zeitpunkt geben. Erdnussmus, also die pure Variante ohne Zusätze, dürfen und sollten Babys dagegen schon mit Beikoststart essen – vorausgesetzt, es entwickelt sich keine Allergie gegen Erdnüsse.

Erdnussallergie bei Babys

Denn tatsächlich ist eine Erdnussallergie relativ häufig und viele Menschen mit Allergien reagieren sehr heftig auch auf kleine Mengen der Erdnuss. Ich weiß, wovon ich spreche, denn mein 5-jähriger Neffe hat eine starke Erdnussallergie. Er reagiert sogar, wenn er nur in der Nähe von Menschen ist, die Erdnüsse essen oder gegessen haben. Auf Erdnussöl dagegen reagiert er überhaupt nicht.

Typische Anzeichen einer Erdnussallergie bei Babys sind:

  • gerötete, geschwollene Augen
  • geschwollene Schleimhäute an Mund und Nase
  • laufende Nase
  • Rötungen und juckender Ausschlag
  • Niesen
  • Verdauungsbeschwerden, Durchfall
  • Übelkeit, Erbrechen
  • allgemeines Unwohlsein, Weinen

Wenn Du solche Symptome bei Deinem Baby beobachtest, nachdem es Erdnüsse gegessen hat, solltest Du vorsichtig sein. Ich würde eine Weile keine Erdnüsse mehr geben bzw. gleich mit dem Kinderarzt darüber sprechen.

Richtige Allergieprävention

Früher war die medizinische Meinung bezüglich Lebensmittelallergien bei Kindern klar: Potentielle Allergene sollten bei allergiegefährdeten Kinder möglichst lange gemieden werden. Das macht erst einmal auch Sinn, denn Allergien bauen sich tatsächlich erst im Kontakt mit dem Allergen auf.

Allerdings gibt es mittlerweile Studien, die einen gegenteiligen Zusammenhang aufzeigen: Kinder, die zu Allergien neigen bzw. durch allergische Eltern genetisch vorbelastet sind, sollten Allergene wie Erdnuss, Kuhmilch, Gluten oder Fisch in kleinen Dosen schon möglichst früh kennenlernen. Statistisch gesehen senkt das die Wahrscheinlichkeit, dass sich tatsächlich eine Allergie ausbildet.

Auch ein Verzicht auf Erdnüsse in der Schwangerschaft oder Stillzeit hilft übrigens nichts, um eine Allergie zu vermeiden, im Gegenteil.

Das heißt also: Mal ein Babybrei mit gemahlener Erdnuss oder ein Erdnussbutter Baby-Rezept schadet Deinem Kind nicht – solange es nicht tatsächlich schon allergisch reagiert!

Fazit: Erdnüsse in Maßen und nur verarbeitet

Kurz gesagt dürfen Babys also von Anfang an Erdnussmus oder fein gemahlene Erdnüsse im Brei oder einem anderen Rezept bekommen – aber bis zum Alter von mindestens 3-4 Jahren keine ganzen Erdnüsse.

In jedem Fall solltest Du Dich mit einem Erste-Hilfe-Kurs schlau machen, wie Du richtig handelst, wenn Dein Baby eine Erdnuss oder etwas anderes verschluckt hat. Wenn Kinder an einer Nuss zu ersticken drohen, d.h. die Luftzufuhr komplett blockiert ist, musst Du tatsächlich unmittelbar Maßnahmen ergreifen, denn dann zählt jede Minute. Wenn ein Kind versehentlich eine Nuss oder Teile davon eingeatmet hat und unter Schmerzen oder Husten leidet bzw. röchelt oder rasselt beim Atmen, solltest Du umgehend die nächste Notfallambulanz aufsuchen.

In meiner Lebensmittel-Fibel für Babys findest Du zahlreiche Infos zu verschiedenen Lebensmitteln. Wenn Du eines nicht findest, schreib mir unbedingt einen Kommentar oder eine Nachricht, damit ich das ergänzen kann!

Altersempfehlungen für andere Nuss-Sorten

Quellen:

  • Elissa M. Abrams and Allan B. Becker. Food introduction and allergy prevention in infants.
  • Christiane Elsner: Fremdkörperaspiration und -ingestion im Kindes- und Jugendalter: Häufigkeit und klinische Relevanz. Diplomarbeit Medizinische Universität Graz, 2012. 
  • Bundesinstitut für Risikobewertung: Erstickungsgefahr von Kleinkindern durch Nüsse. Presseinformation 37/2009

 

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