Ab wann Beikost? Aktuelle wissenschaftliche Empfehlungen

 
Die Empfehlungen, wann ein Baby mit Beikost beginnen sollte, haben sich im Laufe der vergangenen Jahrzehnte immer wieder verändert. Nicht zuletzt, weil nicht alle Informationsquellen auf dem neuesten Stand sind, gibt es daher immer wieder Verwirrung, wann man nun tatsächlich die Beikost mit Brei oder Baby Led Weaning anbieten sollte. Hier findest Du die Antworten.

Ab wann Beikost: Die offiziellen Empfehlungen

Den aktuellen Erkenntnissen und Empfehlungen zufolge solltest Du Beikost etwa mit 6 Monaten einführen. Internationale Fachgesellschaften (WHO, AAP) empfehlen häufig, Säuglinge 6 Monate voll, d.h. ausschließlich zu stillen und danach geeignete Beikost anzubieten. Danach sollten Kinder laut WHO-Emfehlung mindestens bis zum 2. Geburtstag weiter gestillt werden. Diese Empfehlung kennen leider immer noch viele Fachpersonen wie Ärzte oder Ernährungsberater nicht. Die DGE (Deutsche Gesellschaft für Ernährung) empfiehlt einen Beikoststart zwischen dem 5.-7. Monat, d.h. wenn Dein Baby 4 Monate alt ist. Immer mehr Experten für Babyernährung und Beikost raten dazu, die Beikostreife beim Kind abzuwarten, was oft um den 7. Monat herum ist, bevor feste Nahrung gegeben wird. Von UNICEF gibt es dazu eine ausführliche Ratgeber-Broschüre in englischer Sprache.  Wenn jemand, z.B. Deine Eltern, Kinderärzte oder andere Fachpersonen, Dir empfiehlt, Deinem Baby vor dem 5. Monat Brei zu füttern, solltest Du diese Aussage getrost ignorieren. Diese Empfehlung ist veraltet und offizielle Ansprechpartner sollten eine Weiterbildung besuchen. Dein Säugling braucht auch keinen Karottensaft oder zusätzliche Flüssigkeit an heißen Tagen – das sind ebenfalls veraltete “Tipps”. 

Ab wann frühestens Beikost: Beikostreifezeichen abwarten

BeikostreifezeichenDoch auch mit 6 Monaten ist nicht jedes Kind automatisch reif für die Nahrungsumstellung, auch wenn Du vielleicht schon einmal von der “Darmreife nach 180 Tagen” gelesen hast. Erst, wenn Immunsystem und Verdauungstrakt ausreichend entwickelt sind, ist Dein Baby wirklich bereit. Äußere Anzeichen dafür, dass Dein Kind bereit für Beikost ist, sind:
  • Baby kann selbständig oder mit geringfügiger Hilfe aufrecht sitzen und den Kopf gut halten. 
  • Kind hat ausreichend Hand-Mund-Koordination, um Essen oder andere Gegenständen gezielt zum Mund zu befördern.
  • Der Zungenstoßreflex hat nachgelassen, d.h. das Essen wird nicht automatisch wieder aus dem Mundraum geschoben. 
Wenn Du diese Zeichen erst im Verlauf des 7. Monats bei Deinem Kind feststellst, hat es eben ein wenig länger gebraucht, um beikostreif zu sein.

Ab wann spätestens mit Beikost starten?

Viele Babys, die dann mit Baby Led Weaning, also breifrei an die Beikost herangeführt werden, essen auch dann sehr wenig oder zeigen kaum Interesse an Nahrung. Trotzdem solltest Du Deinem beikostreifen Säugling regelmäßig verschiedenste Nahrungsmittel anbieten. Es reicht, wenn probiert bzw. in den Mund genommen wird, größere Mengen schlucken muss Dein Kind nicht. Im ersten Lebensjahr gilt Milch noch als Hauptnahrungsmittel, trotzdem sollten sich Säuglinge jetzt allmählich an das Essen fester Nahrung gewöhnen, sodass im zweiten Lebensjahr der Hunger und Nährstoffbedarf mehr und mehr damit gestillt wird. Auch im Sinne der Allergieprävention ist es wichtig, nicht zu spät zu starten. Allergene wie Hühnereiweiß, Kuhmilcheiweiß, Erdnuss (nie als Ganzes, nur gemahlen oder als Nussmus!) oder Soja sollte Dein Baby möglichst früh kennen lernen, um die Entwicklung einer Allergie zu vermeiden. Diese aktuelle Empfehlung ist genau konträr zum früheren Vorgehen, bei dem allergene Lebensmittel im ersten Jahr gemieden wurden. 

Warum Beikost nicht zu früh einführen?

Vielleicht kennst Du in Deinem Umfeld Eltern, die schon viel früher Brei füttern. Ist das okay oder ist Beikost beim Baby frühestens mit 4 Monaten erlaubt? Früher wurde häufig Säuglingen im Alter von 2-3 Monaten schon Brei gefüttert. Das hat historische Gründe: durch die weite Verbreitung des “Fütterns nach der Uhr” ging bei vielen Müttern nach einigen Monaten die Milchmenge zurück – dass häufiges Anlegen die Milchproduktion ankurbelt war den wenigsten bewusst. Darum wurde als Ersatznahrung Breikost genutzt – irgendwann auch aus industrieller Herstellung. Entsprechende Konzerne begannen verständlicherweise, mit den Vorteilen einer möglichst frühen Beikosteinführung zu werben – denn das bedeutete mehr Absatz. In den 1990er Jahren wurde die Altersgrenze auf 4 Monate angehoben und auch Hersteller von Babynahrung in vielen europäischen Ländern durften nicht mit einem früheren Beikoststart werben. Erst etwa 10 Jahre später wurden vermehrt Empfehlungen ausgesprochen, erst ab 6 Monaten mit der Beikost zu starten. Vorher sei der kindliche Verdauungstrakt noch zu unreif, um andere Nahrung als Milch vernünftig zu verdauen. Trotzdem empfehlen viele Gläschen immer noch Brei “ab 4 Monaten”, denn auch die DGE empfiehlt, ab dem 5. Monat (also mit 4 Monaten) zu starten. Diese Empfehlung hat in meinen Augen medizinisch gesehen wenig Rechtfertigung, sondern vor allem Vorteile für die Gläschenhersteller. Betrachte damit diesen Zeitpunkt eher als frühestmöglichen Rahmen, sollte Dein Kind schon früher alle Reifezeichen erfüllen. Der einzige Grund, der für eine so frühe Beikosteinführung spricht: Es gibt Studien, die zeigen, dass eine möglichst frühe Exposition (ab ca. 4 Monaten) mit Allergenen wie Nüssen oder Hühnereiweiß die Wahrscheinlichkeit, dass sich eine Allergie entwickelt, senkt. 

Beikost ab wann – FAQs

Hier findest Du nun die Antworten auf sehr häufig gestellte Fragen zum Thema Beikosteinführung. 

Ab wann dürfen Babys Brei essen?

Internationale Fachgesellschaften wie die WHO sagen, Babys sollten erst nach 6 Monaten etwas anderes als Muttermilch oder Formula erhalten. Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) weicht davon ab und empfiehlt, zwischen dem 5.-7. Monat, also spätestens nach 6 Monaten Brei zu füttern. 

Ab wann Beikost laut WHO?

Die WHO empfiehlt, Kinder 6 Monate lang voll zu stillen, d.h. ausschließlich Muttermilch anzubieten. Danach sollten Kinder geeignete Beikost erhalten und bis zum 2. Geburtstag oder darüber hinaus weiter gestillt werden. Kinder, die nicht gestillt werden (können), sollten statt Muttermilch Pre-Milch erhalten. 

Warum Beikost schon ab 4. Monat?

Empfehlungen für einen Beikoststart mit 3 Monaten (also im 4. Lebensmonat) sind veraltet. Dein Baby sollte 4-6 Monate nur Muttermilch oder Formula-Nahrung erhalten. 

Kann man mit 4 Monaten schon Brei geben?

Die Empfehlungen darüber gehen auseinander. Während internationale Fachgesellschaften erst nach 6 Monaten, also im 7. Lebensmonat, Brei oder Fingerfood für Babys empfehlen, schlägt die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) einen Beikoststart zwischen dem 5.-7. Monat vor. 

Ab welcher Woche Beikost?

Immer wieder liest man von einer “Darmreife nach 180 Tagen”, das sind ein bisschen weniger als 6 Monate. Tatsächlich reifen der Darm, das Immunsystem und die kognitiven und motorischen Fähigkeiten bei jedem Baby in unterschiedlicher Geschwindigkeit. Auch wenn sich ein ungefährer Zeitrahmen bestimmen lässt, ab wann Brei für Babys okay ist – eine feste Wochenanzahl macht keinen Sinn. 

Was darf mein Baby mit 4 Monaten essen?

Wenn Du Deinem Kind mit 4 Monaten Beikost geben möchtest, erfüllt es vermutlich noch nicht die oben beschriebenen Beikostreifezeichen. Dann solltest du ihm nur fein pürierten Brei geben. Du kannst Dich am offiziellen Beikostplan orientieren. 

Wie viel Brei beim ersten Mal?

In der ersten Zeit reicht ein Löffelchen Brei zum Probieren. Es bietet sich an, für diese Zeit Brei selbst zu kochen und in Eiswürfelbehältern einzufrieren. So musst Du nicht jedes Mal ein ganzes Glas verschwenden. 

Wie schnell steigert man die Beikost?

In diesem Beikostplan ist vorgesehen, dass Du nach und nach die Milchmahlzeiten durch Brei ersetzt. Dazu gibt es keine Notwendigkeit. Richte Dich stattdessen lieber nach dem Hungergefühl und den Bedürfnissen Deines Kindes. Wenn es nur ein Löffelchen Brei essen und den Rest seines Nährstoffbedarfs mit Milch stillen möchte, ist das im ersten Lebensjahr völlig passend. Denn bis zum 1. Geburtstag sollte Milch die Hauptnahrungsquelle bleiben. 

Warum fängt man mit Beikost mittags an?

Es gibt keinen wirklichen Grund, mittags anzufangen und zu den anderen Mahlzeiten nichts zu füttern. Wenn Dein Kind reif für Beikost ist, darf es von anfang an zu verschiedenen Zeitpunkten am Tag essen. Natürlich darfst Du auch mit dem Mittagsbrei starten, es spricht nichts dagegen. 

Beikost – ab wann Abendbrei?

Hast Du auch schon mal gehört, dass Babys, die abends Grießbrei bekommen, besser schlafen? Leider scheint das bei sehr vielen Kindern nicht zu “funktionieren”, viele schlafen sogar schlechter. Dein Baby darf Abendbrei essen, sobald es beikostreif ist. Allerdings muss das kein traditioneller Milch-Getreide-Brei sein. 

Beikost Frühstück ab wann?

Sobald Dein Kind die obigen Beikostreifezeichen erfüllt, kannst Du Frühstück anbieten. Du findest auf meiner Seite auch geeignete Beikost Rezepte für’s Frühstück

Wie füttert man ein Baby, das noch nicht sitzen kann?

Babys, die nicht mit etwas Unterstützung aufrecht sitzen können, dürfen keine Beikost erhalten. Füttere Dein Baby niemals in liegender oder halbliegender Position – es könnte am Brei ersticken!

Ab wann Wasser zur Beikost?

In der Beikosteinführung mit Brei wird meistens empfohlen, Babys erst zusätzliche Flüssigkeit zu geben, wenn sie drei Breimahlzeiten essen. Tatsächlich dürfen Kinder aber mit etwa 6 Monaten selbstständig Wasser aus einem Becher trinken. Weil manche Kinder daran große Freude haben, würde ich pro Mahlzeit etwa die Menge 1-2 Schnapsgläsern nicht überschreiten. 

Ab wann zufüttern bei Stillkindern?

Stillkinder sind in den ersten 6 Monaten optimal mit allen Nährstoffen versorgt – vorausgesetzt, die Mutter ist es auch. Stillkinder haben ein leicht erhöhtes Risiko für einen Eisenmangel, darum solltest Du ab Beikostreife auf eisenreiche Nahrungsmittel zurückgreifen und keine Kuhmilchprodukte füttern – denn diese begünstigen einen Eisenmangel. Vor oder nach der Mahlzeit solltest Du stillen, denn Enzyme in der Muttermilch begünstigen die Eisenaufnahme. Auch Vitamin C in Kombination mit Eisen erhöht die Absorption.

Ab wann Beikost bei Flaschenkindern?

Es gibt keinen Unterschied im Zeitpunkt der Beikosteinführung zwischen Stillkindern und Flaschenkindern. Sobald sie die obigen Reifezeichen für die Beikost erfüllen, sollten sie Beikost als Brei oder Fingerfood erhalten und parallel weiter die Flasche bekommen. 

Ab wann Beikost BLW?

Baby led Weaning, also die vom Baby geleitete Beikosteinführung mit Fingerfood, darf wirklich erst begonnen werden, wenn Dein Kind alle Beikostreifezeichen erfüllt. Vorher wäre die Gefahr, dass sich Dein Kind verschluckt zu groß bzw. es würde auch gar nicht funktionieren. 

Beikost ab wann Fleisch?

Fleischhaltiger Brei wird häufig als die Maßnahme gegen Eisenmangel bei Säuglingen angepriesen. Leider wird dieser Mythos von Studien nicht bestätigt. Das Thema Eisenaufnahme scheint weitaus komplexer zu sein als eine einfache Angebots-Nachfrage-Relation. Auch zum Thema Rindfleisch solltest Du im Sinne Deines Babys noch einmal genauer nachlesen, vor allem, wenn es nicht gestillt wird. 

Beikost ab wann Obst?

Säuglinge dürfen ab Beikoststart Obst essen, auch rohes Obst. Hartes Obst (z.B. Apfel) kannst Du vorher reiben oder dünsten, weiches Obst (z.B. Banane) kannst Du als Fingerfood reichen oder in den Brei mischen. 

Beikost welches Gemüse ab wann?

Bei Gemüse gibt es sehr wenig Einschränkungen, das meiste ist ab Beikoststart geeignet. Eine genaue Auflistung findest Du hier

Beikost ab wann Kartoffeln?

Kartoffeln dürfen Babys ohne Einschränkung ab Beikoststart essen. Grüne Stellen solltest Du besser entfernen und die Kartoffel schälen. 

Beikost – Ei ab wann?

Auch Eier dürfen und sollen Kinder mit 6 Monaten essen, auch im Sinne der Allergieprävention. Studien zeigen, dass eine möglichst frühe Gewöhnung an allergene Lebensmittel wie Hühnereiweiß das Allergierisiko senkt.  Wenn Du weitere Fragen zum Thema Beikoststart hast, stell sie mir gerne in den Kommentaren oder schick mir eine E-Mail an kontakt@babyled-weaning.de! Quellen: 
  • “Beikost einführen: Die WHO-Empfehlung gilt – für alle!” Deutsche Hebammen Zeitschrift, Ausgabe 01/2022
  • UNICEF UK – The Baby Friendly Initiative “Introducing Solid Food” Printed by Williams Lea for Public Health England, 2015.
  • Prell C, Koletzko B: Breastfeeding and complementary feeding—recommendations on infant nutrition. Dtsch Arztebl Int 2016; 113: 435–44. DOI: 10.3238/arztebl.2016.0435
  • Bührer, C., Genzel-Boroviczény, O., Jochum, F. et al. Ernährung gesunder Säuglinge. Monatsschr Kinderheilkd 162, 527–538 (2014). https://doi.org/10.1007/s00112-014-3129-2
  • Bright I. Nwaru, Maijaliisa Erkkola, Suvi Ahonen, Minna Kaila, Anna-Maija Haapala, Carina Kronberg-Kippilä, Raili Salmelin, Riitta Veijola, Jorma Ilonen, Olli Simell, Mikael Knip, Suvi M. Virtanen; Age at the Introduction of Solid Foods During the First Year and Allergic Sensitization at Age 5 Years. Pediatrics January 2010; 125 (1): 50–59. 10.1542/peds.2009-0813
  • EFSA Panel on Dietetic Products, Nutrition and Allergies (NDA), Scientific Opinion on the appropriate age for introduction of complementary feeding of infants. EFSA Journal 2009; 7(12): 1423 [38 pp.]. doi:10.2903/j.efsa.2009.1423.
  • DKFZ (Deutsches Krebsforschungszentrum): Bovine Milk and Meat Factors und ihre mögliche Rolle als Krebsrisikofaktoren. 

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