Babys und Brot
Brot, Brötchen, Brezel oder Croissant: Backwaren gehören für viele Deutsche zu den Grundnahrungsmittel, vor allem für Frühstück und Abendbrot. Weil darin aber meist viel Salz enthalten ist, fragen sich Eltern zu recht, ab wann Babys Backwaren essen dürfen? Die Antwort lautet wie so oft: Es kommt darauf an. Worauf es ankommt und warum manchen Brotsorten sogar eine erhöhte Verschluckungsgefahr nachgesagt wird, erkläre ich Dir jetzt.
Ab wann dürfen Babys Brot essen?
Was die Konsistenz betrifft, können Babys ab Beikoststart Brot ohne Nüsse und ganze Körner essen – vorausgesetzt, ihr startet mit Baby Led Weaning. Mit Brei ernährte Babys fangen ja weitaus später an, feste, stückige Nahrung zu essen. Hier lautet die Empfehlung meist, ab etwa 9 Monaten auch mal ein Brot mümmeln zu lassen.
Allerdings haben Backwaren vom Bäcker häufig einen hohen Salzgehalt und sind darum nicht unbedingt gesund. Vor zusätzlichem Salz für Säuglinge wird immer wieder gewarnt. Daher lautet mein persönlicher Ratschlag:
Babys dürfen ab Beikostbeginn kleine Mengen an Backwaren probieren. Mit größeren Mengen an Brötchen, Breze und Co. würde ich etwa bis zum 1. Geburtstag warten. Ausnahme ist selbst gebackenes Brot ohne Salz.
>> Rezepte für selbstgebackenes Brot ohne Salz
Brot ist sehr bequem für uns als Frühstück oder Snack, weil es fast immer vorrätig ist. Notwendig ist Brot für Babys aber zu keinem Zeitpunkt, das Getreide in anderen Nahrungsmitteln reicht völlig aus. Wenn Dein Kind also kein Interesse daran zeigt, Brot zu essen, dann kannst Du es getrost bleiben lassen. Die meisten Backwaren sind außerdem mit weißem Weizenmehl gebacken und darum sehr nährstoffarm. Besser wären also ohnehin Kohlenhydrate aus Vollkorngetreide, Reis, Hirse, Hülenfrüchten und Co.
Wie viel Brot und Backwaren darf ein Baby essen?
Wie so oft macht auch bei Brot die Menge den Unterschied. Mal ein Eckchen Brot oder Dinkelstange zwischendurch ist für Dein Baby sicherlich nicht ungesund. Täglich eine ganze Brotmahlzeit würde ich im ersten Lebensjahr dagegen nicht unbedingt geben – es sei denn, Du hast das Brot selbst gebacken und weißt, was drin ist.
Auch zum Dauernuckeln ist Brot nicht unbedingt geeignet, auch wenn sich Essanfänger damit gefühlt Stunden beschäftigen können. Denn die Stärke aus dem Mehl wird im Mund in Verbindung mit Speichel zu Zucker umgewandelt. Auf Dauer verursacht das Karies. Auch schon beim ersten Zähnchen.
Welches Brot ist für Babys geeignet?
Weißbrot ist ungesund, aber beliebt
Wenn Du Deinem Baby Brot gibst, wirst Du folgendes Dilemma feststellen: Die Backwaren, die Säuglinge ohne oder mit wenig Zähnen am besten essen können und die ihnen am besten schmecken, sind auch die ungesündesten: Weißbrot, Breze und Laugengebäck, Kaisersemmel, Croissant, oder Baguette. Diese Backwaren sind aus Weißmehl, meist aus Weizen, hergestellt. Das heißt, dass die Hülle des Korns, in der sich fast alle Ballaststoffe und Nährstoffe befinden, in einem industriellen Prozess ausgesiebt werden. Je niedriger die Zahl, die auf der Mehlpackung steht, desto feiner (und damit nährstoffärmer) ist das Mehl. Natürlich nutzen Bäcker meistens sehr feines Mehl, denn dieses schmeckt am lieblichsten. Es besteht fast nur noch aus Stärke, die im Mund oder im Magen in Zucker umgewandelt wird.
Keine Körner und Nüsse für Babys
Am Nährstoffreichsten und gesündesten dagegen ist Vollkornbrot mit viel Körnern und Samen. Allerdings solltest Du Körnerbrot mit ganzen, großen Körnern, sowie Brot mit ganzen Nüssen im ersten Lebensjahr keinesfalls geben. Ganze Nüsse – und das gilt auch für Nüsse im Brot – dürfen Kinder frühestens mit 3 Jahren, besser erst mit 5 Jahren, essen.
Auch mit Körnerbrot, das ganze Kürbiskerne oder Sonnenblumenkerne enthält, würde ich warten, bis kleine Esser mit den Backenzähnen gut kauen können, um diese wirklich zu zerkleinern. Denn andernfalls können sie ohnehin kaum verdaut werden, das heißt, die gesunden Inhaltsstoffe kommen im Organismus des Babys nicht an. Außerdem besteht die Gefahr, dass Kinder sich an ganzen Körner verschlucken. Gemahlene oder geschrotete Körner oder Sesam-, Chia oder Leinsamen sind natürlich kein Problem. Sie sind so klein, dass sie keine Gefahr darstellen, sondern einfach mit dem restlichen Nahrungsbrei verschluckt werden können.
Ab wann dürfen Babys Vollkornbrot essen?
Grundsätzlich ist auch Vollkornbrot und gerade ab Beikoststart geeignet. Vollkornbrot kann für Babys allerdings schwieriger zu verdauen sein, da es reich an Ballaststoffen ist. Das ist nichts Schlechtes, im Gegenteil. Ballaststoffe sind wichtig für eine gute Verdauung und eine gesunde Darmflora. Die meisten Babys essen in den ersten Wochen oder Monaten ihrer Beikostkarriere ohnehin nur geringe Mengen. Wenn Dein Baby dazu neigt, große Portionen zu essen und Probleme mit Blähungen und Bauchschmerzen hat, biete anfangs nur kleine Mengen Vollkornbrot an und steigere die Menge allmählich.
Salzarmes Brot vom Bäcker
Wenn Du Brot für Babys kaufen möchtest, würde ich ich ein Roggenbrot oder Roggenmischbrot kaufen. Frage in der Bäckerei nach Brot mit möglichst wenig Salzgehalt. Bei abgepacktem Brot im Supermarkt kannst Du das ja selbst prüfen. Weniger als 1 Gramm Salz pro 100 Gramm ist für Bäckerbrot ein guter Wert (dabei ist das immer noch 1%!), alles darüber ist schon echt viel. Wenn Dein Baby davon 100 Gramm isst, hat es die erlaubte Salzzufuhr pro Tag erreicht.
Wenn Du Dich fragst, warum überhaupt Brot ins Salz muss: Salz reguliert den Gärvorgang durch die Hefe und macht außerdem, dass uns das Brot besser schmeckt.
Wichtig: Wenn Dein Brot vom Bäcker ist, also salzhaltig ist, hat Dein Baby unmittelbar danach oder im Laufe des Tages wahrscheinlich mehr Durst. Biete also häufiger mal Wasser an oder lass es oft trinken, wenn es nach der Brust verlangt.
Am besten selbst backen
Für empfehlenswert halte ich aus verschiedenen Gründen selbst gebackenes Vollkornbrot. Auf diese Weise kannst Du das Salz einfach weglassen und außerdem sicher gehen, dass Du gesunde Mehle verwendest. Statt reinem Weizenmehl kannst Du auch Roggenmehl, Roggenvollkornmehl, Dinkelmehl, Hirsemehl und viele andere Mehlsorten in Dein Baby-Brot ohne Salz mischen.
Wir haben uns für zu Hause eine Getreidemühle angeschafft, die alle Getreidekörner zu gesundem Vollkornmehl mahlt. Wir arbeiten seitdem viel mit frischem Hafermehl, das weitaus mehr Nährstoffe enthält als haltbar gemachtes Weizenmehl (egal, ob Vollkorn oder Weißmehl). Das so entstandene Mehl schmeckt ganz anders als das, das man in Tüten abgepackt bekommt.
Schau Dir auch mal mein Baby Brötchen Rezept an.
Ist Brotrinde für Babys okay?
Die Brotrinde, vor allem, wenn sie sehr hart ist, schneiden viele Eltern ab. Das muss nicht unbedingt sein, solange das Brot auf einer Seite ohne Rinde ist. Du wirst sehen, Dein Baby wird das weiche innen herausknabbern und die Brotrinde zum Halten verwenden. Am Ende bleibt diese eben übrig.
Natürlich spricht aber auch nichts dagegen, diese „Serviceleistung“ fürs Baby zu erbringen und die Brotrinde abzuschneiden. Besonders gesund ist sie ohnehin nicht.
Verschluckungsgefahr durch Brot?
In letzter Zeit höre ich immer wieder, dass Brot auch gefährlich sein kann. Offizielle Empfehlungen gibt es dazu, wie so häufig, nicht. Gefährlich wären demnach vor allem sehr weiche Brotsorten wie Sandwichtoast oder sehr fluffiges Weizenbrot ohne Rinde. Das Problem: In Verbindung mit Speichel entsteht kein Brei, der sich leicht schlucken ließe, sondern ein zäher, knautschiger Klumpen. Dieser bleibt dann gegebenenfalls sehr lange im Mund und kann ohne Zähne nicht zerkleinert werden. Es besteht die Gefahr, dass er versehentlich in die Luftröhre gelangt. Ähnlich ist es bei Brezeln, die zusätzlich noch die Lauge an der Oberfläche haben. Diese wird durch Lutschen und Zusammendrücken richtig flutschig.
Wenn Du auf Nummer Sicher gehen möchtest, biete Deinem Baby also nur festes Brot an. Das ist zusätzlich auch eine gute Übung für die Kiefer und den Umgang mit wirklich fester Nahrung, wie es viele Experten empfehlen. Toastbrot solltest Du nur getoastet anbieten, das minderst die Gefahr ein wenig.
Insgesamt gehört Brot aber nicht auf die Liste der gefährlichen Nahrungsmittel.
In meiner Lebensmittel-Fibel für Babys findest Du zahlreiche Infos zu verschiedenen Lebensmitteln. Wenn Du eines nicht findest, schreib mir unbedingt einen Kommentar oder eine Nachricht, damit ich das ergänzen kann!
Bild: bigstockphoto.com – kovalnadiya
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