Babys und Laugengebäck
Laugenbrezel, Laugenstange oder Laugenbrötchen gehört im Süden Deutschlands fast zum Grundnahrungsmittel. Leider machen sich nicht alle Eltern Gedanken, ab wann Babys Laugengebäck essen dürfen und was man bei der Qualität desselben beachten sollte.
Ab wann dürfen Babys Laugenbrezel und Laugenstange essen?
In der in Deutschland weit verbreiteten Babyernährung mit Brei werden erste Brotmahlzeiten ab dem 10. Monat empfohlen – dazu zählt im Prinzip auch Laugengebäck. Allerdings gibt es durchaus Unterschiede zwischen, sagen wir, einem Landbrot und einer Laugenbrezel. So ist Laugengebäck
- aus 100% weißem Weizenmehl hergestellt
- teilweise mit tierischen Produkten hergestellt
- mit viel mehr Salz gebacken
- teilweise mit Aluminium belastet
Ich würde darum Laugengebäck im ersten Lebensjahr nur in kleinen Mengen geben und ab dem ersten Geburtstag weiterhin aufpassen, von welchem Bäcker sie stammen. Ob Dein Baby mit 6 Monaten schon eine Brezel essen darf, musst am Ende Du entscheiden.
Natürlich kannst Du auch Laugengebäck selbst backen.
Ist die Natronlauge der Brezel gefährlich?
Immer wieder gibt es das Gerücht, Laugengebäck sei deshalb häufig mit gesundheitsschädlichem Aluminium belastet, weil dieses sich in der Natronlauge befinde. Das ist Quatsch. Die Natronlauge ist unbedenklich, mit Natron backt man ja z.B. auch Kuchen.
Dass Aluminium in etwa 20% des regelmäßig getesteten Laugengebäcks gefunden wird, liegt an Backblechen aus Aluminium. Die Bäckerware wird häufig direkt auf aluminiumhaltigen Backblechen gebacken. Die Lauge auf den Brezeln oder Laugenstangen setzt eine chemische Reaktion in Gang, die dazu führt, dass metallische Bestandteile auf die Brezel übergehen. Teilweise werden die offiziellen Grenzwerte für Aluminium in Nahrungsmitteln um das 15-fache überschritten!
Aluminium kann man weder riechen, noch schmecken oder sehen. Allerdings kann es sich im Laufe des Lebens im Körper anreichern und das Risiko für Nerven- und Nierenerkrankungen erhöhen. Vor allem Babys und Kleinkinder könnten gefährdet sein, denn ihre Ausscheidungssysteme funktionieren noch nicht so gut wie bei Erwachsenen.
Vermeiden kannst Du Aluminium in den Backwaren, indem Du direkt beim Bäcker oder im Supermarkt fragst, auf welcher Backunterlage die Brezeln oder Laugenbrötchen gebacken wurden. Keine Auskunft kann hier bedeuten, dass sich der Hersteller noch keine Gedanken zum Thema gemacht hat und immer noch unbeschichtete Aluminiumbleche benutzt.
Auch, ob im Teig Schweineschmalz verarbeitet wurde, wie es früher häufig gehandhabt wurde, kannst Du eventuell beim Verkaufspersonal erfragen, wenn es für Dich wichtig ist. Heute wird meistens Pflanzenöl verwendet, aber auch Butter kommt manchmal noch zum Einsatz. Das ist wichtig, wenn Dein Kind unter einer Milcheiweißallergie leidet.
Ist eine Brezel ohne Salz für Babys okay?
Vorausgesetzt, Du findest einen Bäcker, der sein Laugengebäck auf Edelstahlblechen oder auf Backpapier zubereitet – ist die Laugenbrezel fürs Baby dann okay? Leider bleiben immer noch zwei Probleme: Salz und Weißmehl.
Weißmehl enthält hauptsächlich Stärke und kaum mehr Mineralien oder andere Nährstoffe, die sich eigentlich im Getreide befinden. Stärke wird im Mund ziemlich schnell zu Zucker umgewandelt, der den Zähnen schaden kann und in größeren Mengen auf jeden Fall ungesund ist. Gedanklich kannst Du die Laugenbrezel also beinah auf eine Stufe mit Süßigkeiten stellen, die den meisten Kindern ja mindestens im ersten Lebensjahr nicht erlaubt werden.
Salz ist für Babys und Kleinkinder ebenfalls ungesund. Sie sollten viel weniger zusätzliches Salz aufnehmen als ein Erwachsener Mensch. Denn der Abbau von Salz im Körper belastet die Nieren und bringt den Flüssigkeitshaushalt durcheinander. Während Du einen Teil des körnigen Salzes von der Oberfläche der Brezel oder Laugenstange entfernen kannst, bleibt im Teig selbst immer noch ein erhöhter Salzgehalt. Bei häufigem Verzehr von Laugenbrezeln belastet das den kindlichen Organismus. Hin und wieder eine Laugenbrezel dagegen vertragen fast alle Kinder gut.
Wenn Du ein Laugengebäck-Rezept für Babys nimmst, also Salz verringerst und einen Teil Vollkornmehl einarbeitest, kannst Du übrigens alle ungesunden Faktoren der Brezel vermeiden bzw. verringern.
Ist Laugengebäck lebensgefährlich?
Immer wieder gibt es Berichte, dass eine Laugenbrezel angeblich lebensgefährlich für Babys ohne Backenzähne sein können. Weil das Stück Breze, das das Baby abbeißt, nicht binnen Sekunden zu weichem Brei zerfällt, würden Säuglinge das flutschige Stück im Ganzen zu Schlucken versuchen und dann ersticken.
Während diese Möglichkeit natürlich nie zu 100% ausgeschlossen werden kann (auch nicht mit Backenzähnen oder bei Erwachsenen), halte ich diese These im Allgemeinen für Quatsch. Babys und Kleinkinder sind kein Selbstmordkommando und verfügen über mehrfache Sicherheitsmechanismen um zu verhindern, dass große Essensbrocken so weit nach hinten rutschen bzw. dort bleiben. Außerdem zählt der Kieferknochen zu den stärksten im menschlichen Körper und auch, wenn die Zähnchen noch nicht durchgebrochen ist, lässt sich etwas weiches wie Brot oder Laugenbrezel mit den Kieferknochen hervorragend zerkleinern.
In meiner Lebensmittel-Fibel für Babys findest Du zahlreiche Infos zu verschiedenen Lebensmitteln. Wenn Du eines nicht findest, schreib mir unbedingt einen Kommentar oder eine Nachricht, damit ich das ergänzen kann!
Quellen:
- Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) Erhöhte Gehalte von Aluminium in Laugengebäck
Stellungnahme des BfR vom 25. November 2002 (https://www.bfr.bund.de/cm/343/erhoehte_gehalte_von_aluminium_in_laugengebaeck.pdf) - Verbraucherzentrale Bayern: Aluminium in Lebensmitteln (https://www.verbraucherzentrale-bayern.de/wissen/lebensmittel/lebensmittelproduktion/aluminium-7609)
Bild: bigstockphoto.com – ©romrodinka
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