Hackfleisch für Babys
Alles, was Du wissen musst
In den gängigen Empfehlungen zur frühen Einführung der Beikost mit Babybrei steht Fleisch, darunter auch Hackfleisch, sehr früh auf dem Speiseplan. Ich persönlich bin nach eingehender Recherche zu einer sehr konträren Meinung gekommen, ab wann Babys Hackfleisch essen sollten.
Ab wann ist Hackfleisch für Babys erlaubt?
In Gläschennahrung ist Hackfleisch sehr früh, schon ab dem 5. Monat enthalten. Die Versorgung mit eisenhaltigem Fleisch gilt für viele als der Hauptgrund, überhaupt so früh Beikost einzuführen. Hackfleisch eignet sich deshalb gut für die Babybrei-Herstellung, weil es schon eine feine Konsistenz hat und sich einfach pürieren lässt.
Allerdings solltest Du wissen, dass in Hackfleisch meist sehr viel Fett verarbeitet ist. Ernährungsexperten empfehlen anfangs mageres Muskelfleisch – darin sind mehr Nährstoffe enthalten. Wenn Du auf Nummer sicher gehen möchtest, kannst Du in einer Metzgerei darum bitten, entsprechend mageres Hackfleisch für Dein Baby frisch durch den Fleischwolf zu drehen.
Frisch hergestelltes Hackfleisch für Babys hat auch einen weiteren Vorteil: Es lagert weniger lange und kann dadurch weniger Abbauprodukte bilden. Denn sobald Fleisch mit Sauerstoff in Verbindung kommt, setzen Vorgänge in den Zellen ein, die diese zerstören. Auch Bakterien können sich gut vermehren und im Fleisch Histamin anreichern, das in höheren Mengen zu allergieähnlichen Reaktionen führen kann. Das gilt für abgepacktes Hackfleisch genauso wie für Frikadellen, Hackbällchen oder andere Hackfleischprodukte. Je frischer Hackfleisch also ist, desto besser.
Brauchen Babys wirklich Fleisch?
Bei genauerem Hinsehen zeigt sich, dass weder Breikinder noch breifrei ernährte Babys Hackfleisch oder andere Fleischsorten benötigen, um ihren Eisenbedarf zu decken. Zunächst einmal sind die Eisenspeicher im Organismus des Babys nicht, wie so häufig befürchtet, nach wenigen Monaten aufgebraucht. Auch die Muttermilch oder PRE-Milch liefert wertvolles Eisen, genauso wie vegetarische oder vegane Lebensmittel, z.B. Vollkornhafer oder Hirse. In der Muttermilch enthaltene Enzyme helfen bei der Eisenaufnahme.
Selbst die gängigen Ratgeber-Artikel nehmen dieses Wissen allmählich auf. Zwar wird anfangs meist darauf verwiesen, dass man seinem Baby bis zu fünf Mal die Woche 30 Gramm (!) Fleisch füttern müsse, um das Spurenelement Eisen in ausreichender Menge zuzuführen. Weiter unten in vielen Artikeln folgt aber dann die Info, dass man sein Kind auch problemlos ohne Fleisch ernähren könne, indem man die 30 Gramm Fleisch durch 10 Gramm Vollkorngetreide, bevorzugt Hafer, ersetze. Zur erleichterten Eisenaufnahme solle man dann Vitamin C, z.B. aus Zitrusfrüchten oder Paprika zugeben. Schon merkwürdig, dass das angeblich so dringend benötigte Fleisch für Babys so einfach ersetzt werden kann, oder?
Kann Hackfleisch für Babys gefährlich sein
Gehacktes im Babybrei ist also zu keinem Zeitpunkt nötig. Tatsächlich kann es sogar unter Umständen ungesund oder gefährlich sein für Dein Kind. Nämlich dann, wenn
- Babys rohes Hackfleisch zu essen bekommen.
- Fleisch Rückstände von Hormonen, Medikamenten oder Schadstoffen enthält.
- Rinderhackfleisch den Erreger Bovine Meat and Milk Factors“ (BMMFs) an Säuglinge übertragen.
Rohes Fleisch tabu für Säuglinge
Genau wie andere rohe tierische Produkte ist auch rohes Hackfleisch, z.B. Mett, ein tatsächlich gefährliches Lebensmittel für Babys. Das bedeutet, dass sie sich schon beim einmaligen Verzehr mit im rohen Fleisch enthaltenen Bakterien wie Toxoplasmose, Listerien oder Salmonellen infizieren können. Diese Erreger sind für Erwachsene mit einem normalen Immunsystem kein Problem, können aber für Säuglinge sehr gefährlich werden. Hackfleischprodukte wie Frikadellen oder Hackbraten müssen also in jedem Fall ganz durchgebraten oder durchgebacken sein.
Rückstände im Fleisch
Dass sich in Fleischprodukten immer wieder Rückstände von Antibiotika aus der Tierhaltung finden, ist heute kein Geheimnis mehr. Alles, was ein Organismus aufnimmt, lagert er auch in den Mastzellen ein. Dazu gehören auch Hormone, zum Beispiel die Stresshormone vor der Schlachtung oder durch die schlechte Haltung. Auch Pestizide (Pflanzenschutzmittel) aus dem Futter finden sich im Fleisch, genauso wie Schwermetalle. Wenn Du Hackfleisch für Dein Baby kaufst, sollte es darum möglichst hochwertig, am besten aus biologischer Erzeugung, sein.
Rinderhackfleisch als Überträger gefährlicher Erreger
In wissenschaftlichen Untersuchungen aus 2019 wurden in Kuhmilch- und Rindfleischprodukten bislang unbekannte Erreger, sogenannte Bovine Meat and Milk Factors (BMMFs) nachgewiesen. Dabei handelt es sich nicht um Viren oder Bakterien, sondern um DNA-Bestandteile von Viren. Diese können nicht durch Hitze oder andere Verfahren zerstört werden. Allerdings bieten in der Muttermilch enthaltene Zuckerarten einen Schutz vor der Aufnahme in den Organismus. Die BMMFs konnten von Forschern in Zusammenhang mit einer erhöhten Krebsgefahr gebracht werden. Das Deutsche Krebsforschungszentrum (DKfz) empfiehlt darum, Kindern nicht zu früh Rindfleisch oder Milchprodukte zu geben und sie mindestens 12 Monate lang zu stillen. Vor einem Verzehr von Kuhmilch und Rindfleisch im Allgemeinen wird nicht gewarnt, da die Datenlage dafür noch nicht aufschlussreich genug ist.
Fazit: Fleisch ist erlaubt, aber nicht nötig
Abschließend lässt sich also sagen, dass Fleisch und insbesondere Hackfleisch für Babys zwar ab dem Beikoststart „erlaubt“ ist, Du es zur Sicherheit aber auch weglassen kannst. Vor allem, wenn Du nicht (mehr) stillst, deuten aktuelle Forschungsergebnisse darauf hin, dass Du mit Rindfleisch vorsichtig sein solltest. Wenn es unbedingt Hackfleisch sein muss, dann gönn Dir und Deinem Baby hochwertiges, mageres Bio-Hackfleisch.
In meiner Lebensmittel-Fibel für Babys findest Du zahlreiche Infos zu verschiedenen Lebensmitteln. Wenn Du eines nicht findest, schreib mir unbedingt einen Kommentar oder eine Nachricht, damit ich das ergänzen kann!
Bild: bigstockphoto.com – ©Kay4yk
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