Bitte kein Zucker-Baby!
Auch wenn die Realität leider anders aussieht, hat Industriezucker und künstliche Süße in unserer Ernährung, und besonders in der von Babys und Kindern, nichts zu suchen. So bietet Zucker, bis auf den angenehmen Geschmack, keinerlei Vorteile – dafür zahlreiche Nachteile bis hin zu echten Gefahren. Ob ein Baby Zucker essen darf, musst Du als Elternteil selbst entscheiden – denn unmittelbar lebensgefährlich ist er nicht.
Warum kein Zucker fürs Baby?
Ist Zucker für Babys schädlich?
Die meisten wissen es eigentlich, allerdings ist es im Alltag schwer umzusetzen: Zucker ist ungesund und sollte weitestgehend reduziert oder ganz weggelassen werden. Auch und vor allem in der Ernährung von Babys und Kindern.
Was passiert, wenn das Baby Zucker isst?
Negative Auswirkungen von Zucker im speziellen sind:
- Karies: Zucker schädigt die Zähne, indem er schädlichen Kariesbakterien Nahrung bietet.
- Geschmackssinn: Bei Kindern, die früh viel Zucker aufnehmen, wird der Geschmackssinn für Süßes geprägt. So sind sie vermutlich auch später auf zuckerreiche Ernährung zurück und sind den negativen Auswirkungen ausgesetzt.
- Sucht: Weil im Gehirn dieselben Stoffe ausgeschüttet werden, wie beim Konsum anderer Drogen, kann Zucker süchtig machen.
- Verdauung: Zucker stört die Darmflora bzw. fördert das Wachstum von Pilzen. Dadurch kann es zu ernsthaften Erkrankungen wie Candidabefall (Hefepilz) sowie Verdauungsproblemen kommen.
- Immunsystem: Zucker schwächt das Immunsystem – Kinder, die viel Zucker essen, sind daher anfälliger für Infekte.
- Diabetes: Wenn ein Mensch über lange strecken viel Zucker isst, steigt das Risiko für Diabetes Typ II.
- Heißhunger: Zucker lässt den Insulinspiegel sprunghaft ansteigen und dann wieder abfallen. Dadurch entsteht ein Gefühl von “Unterzucker”, das sich häufig in Heißhungerattacken äußert.
- Nährstoffmangel: Zucker erzeugt ein kurzzeitiges Sättigungsgefühl, ohne echte Nährstoffe zu liefern. Vor allem Kinder verstehen nicht, dass sie zusätzlich auch gesunde Lebensmittel zu sich nehmen sollten.
- Übergewicht: Um den Nährstoffbedarf zu decken, wird mitunter mehr gegessen. Die Folge ist ein erhöhtes Risiko für Übergewicht. Bei uns ist mittlerweile jedes 7. Kind übergewichtig, bei Erwachsenen sogar jeder zweite!
- Herz-Kreislauf-Erkrankungen: Zuckerreiche Ernährung fördert das Risiko einer Herz-Kreislauf-Erkrankung im späteren Leben.
- Konzentration: Studien zeigen, dass Kinder, die viel Zucker essen, schlechter in der Schule sind.
Natürlich sind all das Beschwerden, die sich erst allmählich einstellen und nicht als unmittelbare Auswirkungen, wenn Dein Baby Zucker isst, beobachten lassen. Trotzdem gibt es genügend wissenschaftliche Erkenntnisse, die diese Zusammenhänge belegen. Natürlich kann auch ein zuckerfrei ernährter Mensch Karies bekommen oder ein schwaches Immunsystem haben. Gleichzeitig wird nicht jeder, der viel Zucker zu sich nimmt, an Diabetes erkranken. Zucker in hohen Mengen erhöht jedoch nachgewiesenermaßen das Risiko für die oben genannten Erkrankungen bzw. gesundheitlichen Nachteile.
“Aber, wenn mein Kind nach Süßem verlangt!?”
Beruht der Ansatz von BLW nicht darauf, dass Kinder selbst entscheiden, was sie essen wollen? Solltest Du darum nicht Deinem Kind vertrauen, dass es schon weiß, ob es Zucker braucht oder nicht? In der Regel haben Kinder tatsächlich einen guten Sinn dafür, welche Nährstoffe sie brauchen und was sie dafür essen sollen. Das ist ein natürlicher Mechanismus, ein Instinkt sozusagen. Auch die Vorliebe für Süßes ist den Kindern angeboren und an sich auch sinnvoll. Denn in der Natur sind giftige Lebensmittel niemals süß, sondern in der Regel bitter oder zumindest geschmacklos. Süßes zu essen ist damit ein instinktiver Überlebensmechanismus.
Weiter noch, der Verzehr von Süßem bot viele Jahrhunderte lang einen klaren Evolutionsvorteil. Denn wer eine Nahrungsquelle mit Zucker zur Verfügung hatte, der konnte seinem Körper schnell Energie zur Verfügung stellen. Das war nötig, wenn man schnell laufen oder flüchten, erfolgreich jagen oder siegreich kämpfen wollte.
Allerdings wird Vorteil dieser von Industriezucker sozusagen ausgehebelt. Denn Zucker in Reinform, also ohne die Nährstoffe, Ballaststoffe und Fasern, die zu einer Frucht oder zu Gemüse gehören, gibt es in der Natur nicht. Deshalb würden Kinder, ihren angeborenen Verhaltensweisen folgend, viel zu viel Zucker zu sich nehmen, der, wie oben beschrieben, ihrer Gesundheit schadet. Davor müssen wir als Eltern sie, bei aller Selbstbestimmung, beschützen.
Probleme im Alltag: Zucker ist überall
Zucker in Fertiggerichte und Fertigprodukte
Wahrscheinlich reicht Dir diese Liste an Nachteilen bereits, um zunächst zu beschließen, dass Dein Kind bei Baby Led Weaning auf Zucker verzichten soll. Allerdings ist dieses Vorhaben im Alltag oft sehr schwierig umzusetzen. Denn in vielen Fertiggerichten und Speisen im Restaurant ist Zucker enthalten. Oft sind diese Lebensmittel per se gar nicht süß, z.B. Pesto und Chips enthalten viel Zucker.
(Versteckter) Zucker auch in Babynahrung
Leider, und das ist wirklich skrupellos, enthält auch und vor allem industriell erzeugte Babynahrung häufig Zucker. So werden Babys schon früh dazu gebracht, Babybreis oder sog. “Babymilch” dem vorzuziehen, was zu Hause gekocht wird. Vielen Eltern ist dieser Zusammenhang nicht klar und sie verstehen nicht, warum das Baby den liebevoll selbst gekochten Brei verschmäht, während es von Alete oder Hipp ein ganzes Gläschen verschlingt.
Zucker hat viele Bezeichnungen: Lebensmittel-Synonyme für Zucker
Das heißt, es reicht nicht, keinen Zucker in seiner Reinform einzukaufen und zu verwenden. Auch bei allem anderen, was Du kaufst, solltest Du vor allem in den ersten 2-3 Lebensjahren Deines Kindes die Zutatenliste kontrollieren. Was das noch schwieriger macht: Da steht nicht immer “Zucker” drauf, wenn Zucker drin ist. Die Lebensmittelindustrie hat viele andere Formen und Worte für Zucker, weshalb wir immer aufmerksam und bewusst darauf achten müssen, was genau enthalten ist.
Andere Worte für Zucker:
- Glucose (Traubenzucker)
- Dextrose (ältere Bezeichnung für Traubenzucker)
- Saccharose (Kristallzucker)
- Fructose (Fruchtzucker)
- Lactose (Milchzucker)
- Maltrodextrin
- Maltose (Malzzucker)
- Süßmolkenpulver
- -dicksaft
- -sirup
Lasst den Zucker dem Baby zuliebe weg
Wenn man sich selbst ca. 2-4 Wochen ohne Zucker und zusätzliche Süßungsmittel ernährt, stellt man fest, dass viele Dinge von Natur aus sehr süß sind. Süß genug sogar. Bananen zum Beispiel oder Trockenfrüchte. Zusätzlicher, raffinierter Zucker, ist eigentlich für die wenigsten Lebensmittel nötig. Man kann zum Beispiel ein Eis nur aus Bananen und Kakao herstellen, das wunderbar süß schmeckt. Als Alternative zum Industriezucker kann man also natursüße Lebensmittel wie Banane oder Rosinen zum Süßen verwenden.
Und selbst wenn Du es nicht schaffst, ganz auf Zucker zu verzichten, so kannst Du ihn, deinem Kind zuliebe, zumindest zu Hause reduzieren oder anfangs komplett weglassen. Denn bei der Ernährung geht es nicht um alles-oder-nichts. Je weniger Zucker, desto besser. Und vor allem Anfangs macht das einem Baby rein gar nichts. Und so lange es Süßigkeiten nicht kennt und danach verlangt, kann man die meisten Kinder wunderbar davon fern halten.
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Liebe Hanna,
Danke für diesen Beitrag. Ich habe eine Frage dazu. Meine KÄ meinte meine Tochter, 5 Monate, soll jetzt mit hochkalorischer Säuglingsnahrung “Infatrini” aufgepäppelt werden, damit sie die 3. Perzentile aufholt. Sie wurde mit Gewicht 1. Perzentile geboren (2200 g) und entwickelt sich seitdem parallell zur 3. P Kurve, holte diese aber nicht auf.
Bisher wurde sie voll gestillt, und zeigt jetzt schon Interesse am Essen.
Ich möchte ihr diese Säuglingsnahrung wirklich nicht geben, weil ich kein gutes Gefühl dabei habe. Die Zutatenliste beginnt folgendermaßen:
Demineralisiertes Wasser, entrahmte Kuhmilch, Maltodextrin, pflanzliche Öle (Sonnenblumenöl, Kokosnussöl (enthält Sojalecithin), Rapsöl, MCT-Öl (Kokosnuss- und Palmöl), Maisöl), Laktose (aus Kuhmilch), Galakto- Oligosaccharide (aus Kuhmilch), Molkeneiweiß (aus Kuhmilch), reines Milchfett (aus Kuhmilch), Fischöl, Calciumcitrat, Frukto-Oligosaccharide,……….
Das ist doch jede Menge Zucker, und kann doch nicht gesund sein, oder? Wie siehst du das? Ich weiß schon, auf KA sollte man hören, aber als ich mir eine zweite Meinung eingeholt habe, hieß es, kein Grund zur Sorge.
Ich frage mich, kann man nicht auch mit kalorienhaltiger Beikost einiges an Gewicht aufholen? Hast du da Erfahrung damit? Könntest du mir einige Lebensmittel empfehlen?
Vielen Dank!
Hallo liebe Biene,
ich bin nicht qualifiziert, Dir medizinischen Rat zu geben, aber ich kann Dir sagen, was ich als Mutter denke: AUF KEINEN FALL sollte man immer auf Kinderärzte hören! Ich weiß nicht, was genau diese dazu bewegt, manchmal so haarsträubende Empfehlungen zu geben?!? Ich kann nur hoffen, dass sie selber glauben, was sie da raten…Wie oft höre ich, dass Mütter abstillen sollen. Manchmal, damit das Kind zunimmt, manchmal, weil es zu schwer wäre. Je nachdem, zu welchem Arzt Du gehst, bekommst Du eine andere Empfehlung. Ich war schon mit unserem wenige Monate alten Säugling im Notdienst, wo er sofort Antibiotika bekommen sollte. Am nächsten Tag war ich nochmal im Notdienst. Anderer Arzt sieht keine Veranlassung für Antibiotika. Zum Glück hab ich NICHT auf die Kinderärztin gehört, sondern auf mein Bauchgefühl.
Wenn ich die Zutatenliste lese, dreht sich mir, genau wie Dir, der Magen um. Das ist billiger, minderwertiger Mist, den sie da rein mischen. Ja, davon nimmt man zu. Schon allein durch die Wachstumshormone in den Kuhmilchprodukten. Die einzigen Lebensmittel, die ich davon (in hochwertiger Qualität, wer weiß, was da drin ist) meinem Kind geben würde, ist Kokosöl und eventuell noch Fischöl (besser Algenöl meiner Meinung nach).
Das beste Lebensmittel, um Dein Kind gesund zu halten, hast Du in Deinem Körper. Solange sie sich offensichtlich gesund entwickelt, eine gute Hautfarbe hat und gemäß ihrer (!) Perzentille zunimmt, würde ich ihr sowas keinesfalls geben.
Warte, bis sie die Beikostreifezeichen erfüllt und gib ihr dann in ihrem Tempo gesunde Lebensmittel. Das ist das Beste, was Du tun kannst. Ich glaube, viel wichtiger als reine Kilogramm ist, dass sie alle Nährstoffe hat, die sie braucht. Ich kann Dich gerne beraten, wenn Du hierfür ab Beikostreife etwas zusätzlich geben möchtest, schreib mir gerne eine E-Mail, wenn es so weit ist.
Ich würde Dir raten, Dich über Milchprodukte zu belesen, bevor Du ihr welche gibst. Außerdem kannst Du prüfen, ob Du als Stillmama und später sie in der Beikost ausreichend Omega 3 hast. Diese Informationen hätte ich gerne schon in der Schwangerschaft gehabt.
Ich hoffe, das hilft Dir weiter!
Viele Grüße,
Hanna