Welches Gemüse ab wann für Babys?
Gemüse ist gesund, das weiß doch jedes Kind. Doch nicht mal beim Gemüse ist die Sache so einfach. Denn es gibt Gemüsesorten, die sind für kleine Babys unter 1 Jahr schwer verdaulich oder müssen auf jeden Fall geschält werden. Andere haben einen sehr hohen Gehalt an Nitrat und sollten darum in den ersten Lebensmonaten nicht oder nur in kleinen Mengen gegeben werden. Welches Gemüse Dein Baby ab wann essen darf, erkläre ich Dir hier.
Das Wichtigste zuerst: Kein Stress
Bevor Du jetzt in Panik verfällst und jeden Haps Gemüse für Dein Baby sorgfältig abwägst, lass Dir folgendes gesagt sein: Keine Gemüsesorte ist giftig für Babys oder gehört zu den gefährlichen Lebensmitteln, die Säuglinge nicht essen sollten.
Soll heißen: Es macht schon Sinn, sich ein wenig zu informieren und am Anfang eher die bekömmlichen, nicht blähenden und nitratarmen Gemüsesorten zu wählen.
Wenn Dein Baby aber schon einmal von einer Tomate abgebissen oder sich ein Stück Rote Beete in den Mund gesteckt hat, ist das absolut kein Grund zur Sorge. Es wird sicher nichts Schlimmes passieren. Vor allem mit Baby Led Weaning sind die Mengen, die Essanfänger zu sich nehmen, meist ohnehin gering.
Viele solcher Empfehlungen richten sich an Eltern, die mit Hilfe von Breimahlzeiten sehr früh eine Milchmahlzeit nach der anderen ersetzen wollen. Beim Füttern mit Brei solltest Du tatsächlich ein wenig auf die Zusammensetzung achten und nicht jeden Tag größere Mengen an blähendem oder nitrathaltigem Gemüse füttern. Auch als Breifrei-Mama schadet es nicht, über geeignete Gemüsesorten für Babys Bescheid zu wissen.
Die traditionelle Beikost-Gemüse-Reihenfolge
Auch wenn es im Rahmen von Baby Led Weaning überhaupt nicht nötig wäre, spricht auch nichts dagegen, die von der Breiindustrie empfohlene Reihenfolge der Gemüsesorten einzuhalten. Vielen Eltern gibt es ein Gefühl von Sicherheit – so als könne damit nichts schief gehen.
Deshalb will ich Dir kurz erläutern, welche Gemüsesorten ab wann für Babybreis verwendet werden. Ob Du es dann mit Fingerfood genauso halten willst, oder in eurem individuellen Tempo und in eigener Reihenfolge vorgehen willst, sei völlig Dir überlassen.
Gemüse für Babybrei ab 4. Monat
Ja, es ist leider wahr. Manche Babys bekommen schon mit 3 Monaten den ersten Brei. Tatsächlich gibt es dazu keine offiziellen Empfehlungen mehr. Experten sind sich einig, dass das zu früh ist. Selbst die Deutsche Gesellschaft für Ernährung, die einen früheren Beikoststart als die Weltgesundheitsorganisation (WHO) vorschlägt, datiert diesen auf zwischen dem 5. und 7. Lebensmonaten. Das heißt, ein Baby sollte mindestens volle vier Monate alt sein, bevor es den ersten Brei sieht.
Als typische Einsteiger Gemüsesorten gelten dann:
- Karotte
- Pastinake
Wenn Du Deinem Baby Gemüse oder andere feste Nahrung füttern möchtest, bevor es alle Beikostreifezeichen erfüllt (wovon ich Dir auf jeden Fall abrate!), dann geht das ausschließlich in Form von Babybrei. Denn für Fingerfood wären Kinder in diesem Alter noch gar nicht in der Lage. Sie können Dinge nicht mit der Hand aufnehmen und in den Mund stecken bzw. nur mit sehr viel Glück.
Grobe Stückchen zu füttern kann sehr gefährlich werden – oder total am Ziel vorbei gehen. Denn wenn Dein Baby noch den Zungenstoßreflex hat, schiebt es die Nahrung sowieso wieder nach draußen. Wenn trotzdem etwas weit nach hinten kommt, ist ein Baby nicht in der Lage, die Nahrung im Mund herum zu schieben und kann sich dadurch übel verschlucken.
Gemüse für Baby ab 6 Monate
Mit etwa 6 Monaten sind dann die meisten Säuglinge aber tatsächlich bereit für die ersten Experimente mit fester Nahrung. Das bedeutet nicht, dass auch größere Mengen im Magen landen, wenn Babys im eigenen Tempo versuchen dürfen. Den Großteil der nötigen Kalorien werden sie noch viele Wochen und Monate über die Milch zu sich nehmen. Viele Eltern wollen dann mit Gemüse einsteigen, am besten mit gut bekömmlichen. Dazu eignen sich in diesem Alter auf jeden Fall:
- Kürbis
- Süßkartoffel
- Pastinake
- Kartoffeln
- Karotten
- Sellerie
- Kohlrabi
- Zucchini
- Gurke
- Brokkoli
- Blumenkohl
- Avocado
- Erbsen
- Mais
Das bedeutet natürlich nicht, dass Babys keinesfalls andere Gemüsesorten vertragen oder haben dürfen. Dies sind lediglich die gängigen Empfehlungen. Es gibt übrigens auch Babys, die Gemüse komplett verweigern und nur Obstbrei essen wollen.
Gemüse für Babys mit 8 Monate
Einige Gemüsesorten enthalten einen relativ hohen Anteil an Nitrat. Nitrat ist an sich nicht gefährlich für den Menschen. Allerdings kann es im Körper zu Nitrit umgewandelt werden. Nitrit gilt als potentiell krebserregend und hemmt den Sauerstofftransport im Blut. Bei kleinen Babys unter 3 Monaten kann ein Übermaß an Nitrat in der Nahrung darum zu “Blausucht” führen. Dabei wird nicht mehr genug Sauerstoff transportiert und die Haut, Nägel und Schleimhäute des Kindes werden bläulich, es kann unter Atemnot leiden oder im schlimmsten Fall sogar ersticken. Folgende Gemüsesorten werden darum oft erst ab dem 9. Monat empfohlen:
- Rosenkohl
- Spinat
- Rote Beete
- Aubergine
- Fenchel
Allerdings bezieht sich die Problematik, wie gesagt, vor allem auf sehr kleine Babys. Etwa ab dem 7. Monat geht man davon aus, dass gesunde Säuglinge genug Hämoglobin bilden können, um die schädliche Wirkung von Nitrit zu unterbinden.
Nitratreiche Lebensmittel sollten nicht warm gehalten oder aufgewärmt werden. Kochen verringert den Nitratgehalt im Gemüse für Babys, da dieses ins Kochwasser übergeht. Dieses solltest Du dann wegkippen. Dünsten mit Mikrowellen dagegen macht keinen Unterschied.
Gemüse für Baby ab 10 Monate
Tomaten haben relativ viel Säure und werden darum in größeren Mengen erst ab dem 11. Lebensmonat empfohlen. Außerdem enthalten grüne Stellen und unreife Tomaten das Pflanzengift Solanin.
Auch Paprika wird erst ab dem 10. Monat empfohlen, weil die Schale nahezu unverdaulich ist. Manchmal wird Paprika auch erst nach dem ersten Geburtstag gegeben.
Die richtige Form und Größe
Wichtig bei Gemüse für Babys ist, dass die Größe, Form und Konsistenz stimmt. Harte Lebensmittel wie Rüben oder Brokkoli müssen gekocht werden, damit sie auch ohne Zähne zwischen den Kieferknochen zermahlen werden können. Allerdings sollten sie nicht zu weich sein, denn mit Feingefühl gehen die wenigsten Kinder vor, wenn es um erst Erfahrungen mit Nahrungsmitteln geht. Einen sehr weichen Kürbis zum Beispiel würde ein Baby in der Faust zerquetschen.
Das Gemüse sollte nicht in mundgerechte Stücke zerkleinert werden, denn diese können Babys mit 6 Monaten noch nicht in den Mund befördern. In der Regel können sie zwar Gegenstände, so auch Lebensmittel, mit der Faust aufnehmen, aber nicht gezielt zum Mund befördern und dort die Faust wieder öffnen. Die meisten Kinder lösen die Faust erst, kurz bevor sie etwas anderes nehmen wollen. Darum sollte Fingerfood für Babys immer so dünn sein, dass sie sich leicht umfassen lassen – und so lang, dass das Baby den Teil, der aus der Faust hervorragt, abbeißen kann.
Die richtige Zubereitung
Gemüse sollte für Babys nach Möglichkeit gedünstet und nicht in Wasser gekocht werden. Denn durch das heiße Wasser werden wasserlösliche Vitamine ausgespült und hitzeempfindliche zerstört. Im Prinzip solltest Du Gemüse genauso schonend dünsten wie Obst – wie genau kannst Du in meinem Artikel nachlesen. Wichtig ist auch, dass Du die Speisen für Babys nie salzen oder zuckern solltest. Beides, insbesondere aber Salz, ist sehr ungesund.
Die richtigen Erwartungen
Wir waren beim ersten Mal, als unser Baby gedünsteten Kürbis bekam, voller Vorfreude und Erwartungen:
- Würde es ihm schmecken?
- Wie viel würde er essen?
Wir wurden bitterlich enttäuscht, denn es landete nicht ein Ministück in seinem Mund. Stattdessen war der Kürbis in Bruchteilen einer Sekunde auf dem Boden, dem Tisch und quer über den Papa verschmiert.
Dass Babys nicht sofort und anfangs nur sehr kleine Mengen essen, ist völlig normal. Auch, dass sie unter Umständen viele Wochen nur die Konsistenz und Haptik der Nahrungsmittel kennenlernen wollen und ausgiebig die Schwerkraft testen (also das Essen unter den Tisch werfen) ist zu erwarten.
Vielleicht fand Dein Baby Blumenkohl total super und als Du ihm wieder dasselbe Gericht gekocht hast, verschmäht es ihn plötzlich total?
Es ist normal, dass Kinder ihre Meinung ändern, in jede Richtung. Beim nächsten Mal schmeckt ihm dafür vielleicht der Kohlrabi, der bisher vehement abgelehnt wurde. Auch haben Kinder nicht immer zur selben Zeit gleich viel Hunger.
Wenn Du nicht nach einem strengen Plan fütterst, ist es unheimlich schwierig, die Mengen abzuschätzen, die so ein Baby isst. Einfacher und stressfreier – und weniger enttäuschend für euch Eltern – ist es darum, anfangs nicht extra für das Baby zu kochen. Leg einfach etwas Gemüse aus eurem eigenen Essen beiseite, bevor Du würzt und andere Zutaten dazu gibst. Rechne aber am besten auch damit, dass das meiste auf dem Boden landet oder Du es selbst essen wirst.
In meiner Lebensmittel-Fibel für Babys findest Du zahlreiche Infos zu verschiedenen Lebensmitteln. Wenn Du eines nicht findest, schreib mir unbedingt einen Kommentar oder eine Nachricht, damit ich das ergänzen kann!
Altersempfehlungen für andere Gemüsesorten
- Aubergine
- Avocado
- Blumenkohl
- Brokkoli
- Champignons
- Fenchel
- Gurke
- Karotten
- Kartoffeln
- Knoblauch
- Kohl
- Kohlrabi
- Kürbis
- Lauch
- Mais
- Mangold
- Oliven
- Paprika
- Pastinake
- Radieschen
- Rhabarber
- Rosenkohl
- Rote Bete
- Rotkohl
- Sauerkraut
- Sellerie
- Spargel
- Spinat
- Süßkartoffel
- Tomaten
- Topinambur
- Waldpilze
- Zucchini
- Zwiebel
Quellen zu diesem Beitrag:
- Dr. med. Matthias Riedl: Das Kochbuch der ersten 1000 Tage. GU, 2020.
- Herbert Renz-Polster: Kinder verstehen: Born to be wild: Wie die Evolution unsere Kinder prägt. Kösel, 2012.
- Gill Rapley & Tracey Murkett: Baby-led Weaning – Das Grundlagenbuch: Der stressfreie Beikostweg. Köseln, 2013.
Bild: ©bigstockphoto.com - SAG stock
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