Im Zusammenhang mit Baby Led Weaning wird häufig darauf verwiesen, dass weiterhin nach Bedarf gestillt werden soll. Schnell kann dadurch der Eindruck entstehen, Baby Led Weaning als Beikosteinführung sei nur für Still-Kinder geeignet. Aber gibt es da wirklich einen Unterschied zwischen Stillkindern und Flaschenkindern? Ab wann sollte man Beikost bei Flaschenkindern einführen?
Unterschied zwischen Stillkinder und Flaschenkinder?
Für den Zeitpunkt, an dem Dein Baby die erste Beikost erhalten sollte, macht es keinen Unterschied, ob es gestillt wird, die Flasche bekommt, oder beides in Kombination. Wichtig ist einzig und allein der Entwicklungsstand Deines Kindes. Heute macht man an den sogenannten Beikostreifezeichen fest, wann ein Baby etwas anderes als Muttermilch verträgt. Zu den Beikostreifezeichen gehört
- Kopf aufrecht halten
- Nachlassender Zungenstoßreflex
- mit Unterstützung sitzen können (Rumpfkontrolle)
Auch wenn immer noch viele Eltern schon ab dem 5. Monat den ersten Brei geben, solltest Du die Beikostreife abwarten. Denn es geht dabei nicht nur um sicheres Kauen und Schlucken, sondern auch um die Bereitschaft des Verdauungssystems, die Nährstoffe zu absorbieren und den Nahrungsbrei zu verdauen.
Baby Led Weaning für Flaschenkinder und Stillkinder
Egal, ob Du Dich für Stillen oder die Flasche entschieden hast, einen Einfluss auf den Beikoststart hat das also nicht direkt. Sowohl Flaschenkinder, als auch Stillkinder können ihre ersten Erfahrungen statt mit Brei auch mit festen Nahrungsmitteln als Fingerfood machen.
Stillkinder haben allerdings einen kleinen “Vorsprung” gegenüber Flaschenkindern: Beim Stillen “arbeiten” sie hart mit Zunge und Kiefer, um Milch aus der Brust zu saugen. Die Muskulatur wird dadurch frühzeitig gestärkt und geübt. Gerade diesen Vorsprung können Flaschenkinder am besten Mit Baby Led Weaning aufholen – denn auch Brei stärkt die Kiefermuskulatur nicht. Feste Nahrung dagegen schon.
Außerdem sind Stillkinder es gewöhnt, “nach Bedarf” zu essen – mit der Flasche wird dagegen immer noch manchmal nach Uhr und Messbecher gefüttert. Natürlich kann man aber auch die Flasche nach Bedarf geben! Nun erscheint Baby Led Weaning eine natürliche Fortsetzung des “Nach-Bedarf”-Prinzips zu sein, denn hier wird das Kind nur essen, wenn es wirklich Hunger hat. Es gibt aber keinen Grund warum ein Kind, das bisher nach der Uhr gefüttert wurde, nicht auch lernen kann, auf sein natürliches Hungergefühl zu hören. Besser als mit Breifütterungen nach Gramm und Uhrzeit ist das allemal!
Unterschiede in der Eisenversorgung?
Die Eisenversorgung eines Babys nach den ersten 6 Monaten scheint in vielen Zusammenhängen große Sorgen zu bereiten. Fakt ist: die Eisenvorräte eines Babys gehen nicht von heute auf morgen zu Ende. Das ist ein schleichender Prozess, der irgendwann auch mit Symptomen wie Müdigkeit und blasser Haut einhergeht. Solange ein Kind allerdings wach, rosig und gut gelaunt ist, gibt es keinen Grund zur Sorge. Häufig halten die Eisenvorräte mindestens bis zum ersten Geburtstag und weit darüber hinaus. Immerhin werden die Babys ja über die Milch ebenfalls mit Eisen versorgt – sowohl über die Muttermilch, als auch über Säuglingsnahrung als Milchpulver. Für einen erzwungenen Brei mit Fleischanteil gibt es also keinen Anlass. Studien beweisen zudem, dass das Füttern von fleischhaltigem Brei nicht zu höheren Eisenwerten bei Kindern führt.
Wichtig zu wissen ist auch, dass Flaschenkinder über die Pre-Milch besser mit Eisen versorgt sind als Stillkinder. Denn hier kann die Menge an Eisen den (vermeintlich) benötigten Mengen für Babys angepasst werden. In der Muttermilch nicht. Ob das wirklich nötig ist, kann man in Zweifel ziehen. Denn meistens haben biologische Vorgänge schon ihre Richtigkeit und so könnte es durchaus Sinn machen, dass die Eisenkonzentration im Körper eines Babys vorübergehend sinkt. Denn zu viel Eisen drosselt das Immunsystem – und das ist in einer Zeit, in der Kinder alles anfassen und in den Mund nehmen, wirklich gefordert.
Soll ich stillen oder die Flasche geben?
Studien und offizielle Stellen sind sich einig: Stillen ist das Beste für’s Baby. Ob, wie lange und wie oft eine Mutter ihr Kind stillen kann oder möchte, ist dagegen eine sehr individuelle Frage. Während das Stillen, neben den gesundheitlichen Vorteilen für Mutter und Kind, sehr einfach und praktisch sein kann, wird es für manche Mütter auch zur Belastung. Einige wenige (ca. 2%) Mütter können tatsächlich aus körperlichen Gründen nicht stillen. Ein weiterer Prozentsatz ist der festen Meinung, sie könnten nicht stillen – dabei sind sie einfach nur schlecht beraten und eine gute Stillberatung würde das Problem lösen. Wieder andere finden stillen ganz einfach unangenehm.
Flaschenmilch hat gegenüber dem reinen Stillen natürlich auch Vorteile für die Eltern: Die Mutter ist unabhängiger, muss weniger auf ihre Ernährung und Lebensweise achten und das Baby kann auch von anderen Bezugspersonen gefüttert werden. Pre-Milch in Pulverform ähnelt in der Zusammensetzung möglichst stark der menschlichen Muttermilch und unterliegt strengen Qualitätskontrollen.
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