Studien zu Baby Led Weaning

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Leider gibt es kaum Studien zu Baby Led Weaning und darüber, ob diese Art der Beikosteinführung tatsächlich die vermuteten Vorteile für Kinder bringt. Das Konzept stützt sich darum hauptsächlich auf Beobachtungen und den gesunden Menschenverstand. Aber auch Studien, die nicht direkt über BLW, sondern über Ernährung und Entwicklung von Kindern in anderen Zusammenhängen durchgeführt wurden, können aussagekräftig sein.

Das sagen Studien zu Baby Led Weaning

Mit BLW gegen Übergewicht

Einige Studien beschäftigen sich am Rande auch mit der Thematik von Brei bzw. Baby Led Weaning und können dadurch zumindest Hinweise geben – oder eben nicht. 2012 wurde zum Beispiel eine Studie durchgeführt über die Auswirkungen der Beikosteinführung auf spätere Vorlieben und Übergewicht bei Kindern. Die Auswertung der Studie weist darauf hin, dass es einen Zusammenhang zwischen Baby Led Weaning und fehlendem Übergewicht im späteren Leben gibt. Soll heißen, Kinder, die nach eigenem Tempo essen lernen, sind später weniger oft von Übergewicht betroffen. 

Die Schlussfolgerung der Autoren:

Die Art der Beikosteinführung beeinflusst Nahrungsvorlieben und Gesundheit in der frühen Kindheit. Unsere Ergebnisse deuten darauf hin, dass Säuglinge mit Baby led Weaning lernen, ihre Nahrungsaufnahme so zu regulieren, dass sie einen niedrigeren BMI und eine Vorliebe für gesunde Nahrungsmittel wie Kohlenhydrate entwickeln. Das hat Auswirkungen im Kampf gegen den gut dokumentierten Anstieg der Fettleibigkeit in der heutigen Gesellschaft.

Dieser Punkt wird vor allem wichtig, wenn man sich die Statistiken zu Übergewicht in Deutschland ansieht: Jeder zweite Erwachsene und fast jedes 10. Kind im Alter zwischen 3 und 17 Jahren sind übergewichtig (Quelle: Studie zur Gesundheit von Kindern und Jugendlichen – KiGGS Welle 2, 2014-2017)! 

Dass BLW-Kinder später zu weniger wählerischen und experimentierfreudigeren Menschen werden, konnte die Studie dagegen nicht belegen.

(Townsend E, Pitchford NJ. Baby knows best? The impact of weaning style on food preferences and body mass index in early childhood in a case-controlled sample. BMJ open. 2012 )

Nährstoffmangel unwahrscheinlich

An der University of Glasgow wurden Studien zu Baby Led Weaning durchgeführt, die Hinweise darauf liefern, dass BLW-Kinder an Nährstoffmangel leiden könnten, wenn sie nicht zusätzlich weiterhin mit Milch gefüttert werden. In der Studie betraf dies eine Minderheit von 6% der Kinder. Diese „Gefahr“ ist allerdings ohnehin wenig ernst zu nehmen, da das Konzept von Baby Led Weaning eben das weitere Sillen nach Bedarf empfiehlt. Die Studie empfiehlt, Baby Led Weaning mit Brei zu mischen.

(Charlotte M. Wright “Baby-Led Weaning Is Feasible but Could Cause Nutritional Problems for Minority of Infants” Science Daily. January 14, 2011.)

Picky Eater haben nicht gleich Nährstoffmangel, nur weil sie monatelang nur Nudeln und Brot essen. Das haben Forscher in einer Langzeitstudie an der kalifornischen Universität von Stanford herausgefunden. Wenn ihnen also über einen längeren Zeitraum ausgewogene Kost angeboten wird, werden Kinder irgendwann genau die Nährstoffe essen, die sie benötigen. 

(Mascola AJ, Bryson SW, Agras WS. Picky eating during childhood: a longitudinal study to age 11 years. Eat Behav. 2010 Dec;11(4):253-7. doi: 10.1016/j.eatbeh.2010.05.006. Epub 2010 May 27. PMID: 20850060; PMCID: PMC2943861.)

Auch hat eine Studie gezeigt, dass interessanterweise der Eisenspiegel bei Kindern nicht ansteigt, auch wenn sie mit fleischhaltigem Brei gefüttert werden.

(Dube K, Schwartz J, Mueller MJ, Kalhoff H, Kersting M. Complementary food with low (8%) or high (12%) meat content as source of dietary iron: a double-blinded randomized controlled trial. Eur J Nutr. 2010 Feb;49(1):11-8. doi: 10.1007/s00394-009-0043-9. Epub 2009 Jul 19. PMID: 19618230.)

BLW-Kinder sind leichter

Andere Studien zu Baby Led Weaning haben herausgefunden, dass es im Wachstum und in der Entwicklung keinen Unterschied macht, ob Babys mit Brei oder breifrei gefüttert werden. Lediglich im Gewicht unterscheiden sie sich – Breikinder sind schwerer. 

Keine erhöhte Aspirationsgefahr

Eine von 2013 bis 2016 in Neuseeland durchgeführte Studie zeigt, dass Babys, die mit Baby Led Weaning bzw. einem sehr ähnlichen Konzept bekannt als BLISS-Methode (Baby-Led Introduction to SolidS) an das selbständige Essen herangeführt wurden, keineswegs einer erhöhten Erstickungsgefahr ausgesetzt sind. Sie würgen mit 6 Monaten zwar häufiger als Kinder, die mit Brei gefüttert werden, mit 8 Monaten aber viel seltener. Das unterstütz die Theorie von Gill Rapley, dass BLW-Kinder früh lernen, den Nahrungsbrei im Mund richtig zu bewegen und dadurch keine erhöhte Erstickungsgefahr haben.

(A Baby-Led Approach to Eating Solids and Risk of Choking
L. Fangupo, A. Heath, S. Williams, L. Erickson Williams, B. Morison, E. Fleming, B. Taylor, B. Wheeler, R. Taylor. Pediatrics Sep 2016, e20160772; DOI: 10.1542/peds.2016-0772)

Familientisch für mehr Obst und Gemüse

Interessante Ergebnisse bringt eine Studie unter der Leitung der Gesundheitspsychologin Prof. Dr. Jutta Mata von der Universität Mannheim und Prof. Dr. Ralph Hertwig, Direktor am Max-Planck-Institut für Bildungs­forschung in Berlin: Kinder, die 10 Minuten länger als der Durchschnitt am Familientisch sitzen (also 30 statt 20 Minuten), aßen durchschnittlich etwa 100 Gramm mehr Obst und Gemüse. Gute Gewohnheiten am Familientisch lohnen sich also – von Anfang an. 

(Bazzano LA, He J, Ogden LG, et al. Fruit and vegetable intake and risk of cardiovascular disease in US adults: the first National Health and Nutrition Examination Survey Epidemiologic Follow-up Study. Am J Clin Nutr. 2002;76(1):93-99. doi:10.1093/ajcn/76.1.93)

Nicht zu spät mit stückiger Nahrung anfangen

Verschiedene Studien bestätigen, dass jüngere Babys eher bereit sind, neue Geschmäcker und Texturen zu akzeptieren.

Laut ALSPAC Studie hat offenbar der Zeitpunkt, zu dem stücke Nahrung eingeführt wird (also etwas anderes als fein pürierter Brei oder Milchnahrung) Auswirkungen auf das spätere Essverhalten. Die Forscher fanden heraus, dass Kinder, bei denen erst nach dem 9. Lebensmonat (also mit 10 Monaten) stückige Nahrung eingeführt wurde, im Alter von 7 Jahren weniger Obst und Gemüse bestimmter Sorten (z.B. grünes Blattgemüse und Zitrusfrüchte) essen als Kinder, bei denen die feste Nahrung früher gegeben wurde.

Kinder, die nach dem 10. Monat stückiges Essen bekamen, hatten mit 7 Jahren mehr Probleme beim Essen, z.B. ausreichende Mengen zu essen oder wählerisches Essverhalten.
Es lässt sich also sagen, dass Kinder in den ersten Monaten der Beikostreife eine Art sensibles Fenster für Geschmäcker und Texturen haben. Sie sind jetzt bereit, sich an verschiedene Geschmacksrichtungen zu gewöhnen. Wird dieses Zeitfenster verpasst, fällt es den Kindern schwerer, sich auf stückiges Essen und abwechslungsreiche Geschmäcker einzulassen.

(Coulthard, H., Harris, G. and Emmett, P. (2009), Delayed introduction of lumpy foods to children during the complementary feeding period affects child’s food acceptance and feeding at 7 years of age. Maternal & Child Nutrition, 5: 75-85. https://doi.org/10.1111/j.1740-8709.2008.00153.x)


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