Ist Baby-Led Weaning gefährlich?

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Aktuell ist Baby Led Weaning als Alternative zur traditionellen Breikost ja in aller Munde. Viele Eltern bleiben jedoch „aus Sicherheitsgründen“ beim vermeintlich althergebrachten Vorgehen: dem Einführen von Brei nach dem offiziellen Beikostplan. Doch welche Nachteile von Baby Led Weaning gibt es tatsächlich? Ist es sogar gefährlich für Dein Baby?

Warum halten Leute BLW für gefährlich?

Erstickungsgefahr

Die Angst, dass das Baby an festem Essen, das in die Luftröhre gelangt, ersticken könnte, ist weit verbreitet. Viele Eltern möchten aus diesem Grund ihrem Baby lieber Brei als feste Nahrung geben. Die Wahrheit ist jedoch: auch und gerade durch den Beikoststart mit Brei kannst Du Dein Baby nicht vor dieser Gefahr schützen. Denn irgendwann muss jeder lernen, Nahrung im Mund richtig zu bewegen. Für kleine Babys ist das viel ungefährlicher, als für größere. Denn der Punkt, an dem Würgen und Husten als Schutzreflex ausgelöst wird, wandert im Laufe der ersten Lebensjahre immer weiter nach hinten. Das heißt konkret, dass bei einem kleinen Baby Nahrung fast nie so weit nach hinten gelangt, dass sie in die Luftröhre geraten und ein Ersticken auslösen könnte. Sie wird vorher nach vorne gewürgt oder ausgehustet.

Zu diesem Thema passt unser Beitrag Verschlucken und Ersticken bei Baby Led Weaning besonders gut.

1971181761Wichtig ist jedoch – für BLW-Eltern wie auch für alle anderen – für den Ernstfall über geeignete Erste-Hilfe-Maßnahmen zu verfügen. Dafür kann man einen Erste-Hilfe-Kurs für Babys und Kleinkinder besuchen oder sich zumindest entsprechendes Wissen aneignen. Wer (noch) nicht die Zeit findet, einen Kurs zu belegen, der ist für’s Erste mit diesem Buch gut beraten: „Schnelle Hilfe für Kinder“ von Janko von Ribbeck. Dieser Ratgeber ist fast schon ein Klassiker für Eltern zum Thema erste Hilfe. Es wird nicht nur beschrieben, wie Du im Ernstfall, zum Beispiel bei Erstickungsgefahr, Deinem Kind erste Hilfe leisten kannst, sondern auch, wie Du viele Gefahren bereits vorher eliminieren kannst. Außerdem enthält das Buch eine Einkaufsliste für eine „Hausapotheke“, die Du zu Hause haben solltest.

Noch besser wäre natürlich ein richtiger Erste-Hilfe Kurs vor Ort, auch hier gibt es extra Kurse für die Erste Hilfe am Baby oder Kind. Wenn Du dafür keine Zeit hast oder keine Nerven, Dich zu kümmern, ist ein Online-Erste-Hilfe-Kurs ein toller Kompromiss. Welchen Du bevorzugst, ist im Prinzip egal, Hauptsache, Du machst einen! Wahrscheinlich findest Du auch auf Youtube hilfreiche Videos. Ich persönlich kann den Kurs von Ärztin Celine Schlager empfehlen.

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Nährstoffmangel

Immer wieder, auch aus offiziellen Quellen, wird der Glaube geschürt, dass ein Baby mit 4-6 Monaten zusätzlich zur Milchnahrung (Muttermilch oder Flaschenmilch) Brei essen müsste, um alle Nährstoffe zu erhalten, die es braucht. Tatsächlich ist aber Beikost genau das, was der Name sagt: Kost, die nebenbei gereicht wird. Das Hauptnahrungsmittel für ein Baby mindestens bis zum ersten Geburtstag ist Milch, vorzugsweise Muttermilch. Aber auch Flaschenmilch ähnelt mittlerweile in der Zusammensetzung sehr stark der Muttermilch. Hierüber wird das Baby am besten mit allen Vitaminen, Spurenelementen, sowie Kalorien versorgt. Außerdem baut ein Baby in den letzten Schwangerschaftswochen ausreichend Reserven an z.B. Eisen auf und lagert viel „Babyspeck“ an – vor einem Vitalstoffmangel ist es also bestens geschützt.

Ich kann Dir besonders nahelegen, dass Eisenmangel bei Baby Led Weaning eigentlich ein Gerücht ist.

Sättigung

Zudem herrscht der Irrglaube, dass „richtiges“ Essen das Baby satter mache bzw. mehr Kalorien liefere. Mütter von Babys, die nur langsam an Gewicht zunehmen, wird dann leider geraten, mit fester Nahrung in Form von Brei „zuzufüttern“. Tatsächlich ist aber die Nährstoffdichte in der Säuglings- bzw. Muttermilch viel höher als in Kartoffeln, Karotte oder anderen anfangs gegebenen Breisorten. Und im Gegensatz zur Pastinake kann die Milch ideal verdaut und aufgenommen werden. Gerade anfangs ist der Magen des Babys viel zu klein, um so viel Brei aufzunehmen, dass das Baby wirklich gut ernährt ist. Stattdessen ist der Magen mit schwer verdaulichem Gemüse gefüllt und das Baby wird noch weniger nahrhafte Milch trinken wollen.

Aus demselben Grund werden Mütter, die ihrem Baby abends Brei füttern, in der Hoffnung dass es „endlich durchschläft“ auch in aller Regel enttäuscht. Die Babys wachen trotzdem auf und im schlimmsten Fall bekommen sie sogar fürchterliche Bauchschmerzen.

„Mit Essen spielt man eben doch“ – Spieltrieb aber keine Gefahr

Du wirst gleich merken dass alle „echten“ Nachteile von Baby Led Weaning vor allem Nachteile für Dich als Elternteil sind. Für Dein Kind gibt es keine. Als Erwachsene fordert diese Art von Beikosteinführung dagegen viel Geduld und Bereitschaft zu putzen. Denn eins sind Babys im Alter von 6-18 Monaten sicherlich nicht: vorsichtig und sauber. Für sie gibt es keinen Begriff von ordentlich oder schmutzig. Sie sind einfach nur neugierig und nehmen diese Gelegenheit, einen wichtigen Teil unserer Welt zu erforschen, dankbar wahr. Und zwar mit allen Sinnen. Das heißt, sie möchten nicht nur schmecken, sondern auch sehen, hören und vor allem fühlen. Eine Hand voller Dip, die beim Öffnen und Schließen quietschende Geräusche macht ist genauso spannend wie das Gefühl desselben Dips in den Haaren oder auf der Nase. Auch dass Essen vom Löffel auf den Boden fällt, wenn man ihn dreht und dass die Gabel sauber ist, nachdem sie im Trinkwasser war, muss erst einmal ausgiebig erforscht werden.

Das bedeutet für uns Eltern: mehr Wäsche, mehr Putzen, mehr wischen, mehr baden. Denn je nach Konsistenz des Essens ist Dein Baby danach möglicherweise in der Badewanne am besten aufgehoben, und zwar ohne Umwege. Und auch mit Brei ist ein sauberes Essen nicht garantiert. Denn früher oder später wird auch ein Breikind mit festem Essen in Kontakt kommen und die Möglichkeit haben, es anzufassen. Und spätestens dann hat es einiges nachzuholen!

Warum für Außenstehende Baby-Led Weaning gefährlich ist

Je nach Umfeld bekommst Du vielleicht für deinen Weg der Beikosteinführung einiges an Gegenwind aus der Gesellschaft.

Ein Baby braucht doch Brei, das kann doch sonst gar nicht verdauen.

Das macht man einfach nicht, Babys haben schon immer Brei bekommen.

Also eigentlich können Kinder in dem Alter aber schon mit Löffel essen.

Also mir wäre das ja zu viel Arbeit, aber wenn Du die Zeit hast.

Da bekommt dein Baby doch gar nicht genug Nährstoffe.

Ich hätte ja Angst, dass da was passiert.

Lass Dich davon nicht verunsichern. Es gibt genug Eltern auf der ganzen Welt, die ihre Kinder so erfolgreich groß ziehen. Informiere Dich über die angeblichen Nachteile von Baby Led Weaning, sodass Du etwas entgegen setzen kannst, wenn es Dich wirklich zu sehr ärgert. Am einfachsten ist es allerdings, die Leute einfach reden zu lassen. Meist stecken hinter solchen Äußerungen negative Gefühle wie eigene Unsicherheit, Neid, Angst vor Neuem und vor allem Unwissenheit. Das ist aber nicht Dein Problem, sondern das der anderen.

Und nur so am Rande: tatsächlich ist gekochter Brei nach Ernährungsplan nicht die ursprüngliche und beste Methode, sein Baby an feste Nahrung zu gewöhnen. Diese Tradition wurde erst in der Neuzeit, ca. ab dem 18. Jahrhundert eingeführt. „Früher“ und in anderen Kulturen werden Babys entweder an den Familienmahlzeiten beteiligt, wie es auch im BLW der Fall ist, oder ihnen wird vorgekauter Speisebrei aus dem Mund der Erwachsenen gereicht. Dieser hat den Vorteil, dass er bereits mit Speichel vermischt und so für das Baby leicht verdaulich ist.


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