Es gibt viele Ammenmärchen und Mythen rund um das Thema Beikost. Du hast sicher schon einige davon gehört. Aber was ist wirklich dran an diesen Geschichten? Hat ein Baby wirklich nach genau 180 Tagen die „Darmreife“ erreicht und braucht Beikost? Schlafen Kinder besser, wenn sie abends Grießbrei essen? Lass uns gemeinsam einige solcher Ammenmärchen unter die Lupe nehmen.
17 Beikost Ammenmärchen und was wirklich stimmt
Ammenmärchen 1: Beikost sollte genau mit 6 Monaten eingeführt werden.
Tatsächlich gibt es eine große Bandbreite, wann Babys bereit für Beikost sind. Einige Babys sind schon mit 4 Monaten bereit, andere erst mit 7 oder 8 Monaten. Es ist wichtig, auf die individuellen Zeichen des Babys zu achten, dass es bereit für feste Nahrung ist. Auch die 180 Tage Darmreife sind nicht allgemeingültig, sondern ein Durchschnittswert.
Ammenmärchen 2: Karottensaft oder Obstsaft in die Milchflasche
Immer noch empfehlen Großeltern, schon vor Beikostreife ein paar Löffelchen Karotten- oder Obstsaft in die Flasche zu geben. Dabei handelt es sich um eine veraltete Empfehlung für Kinder, die nicht gestillt wurden. Mit der modernen Milchnahrung ist das völlig unnötig.
Ammenmärchen 3: Baby braucht Beikost, weil es sich für Essen der Eltern interessiert
Die Meinung, ein Baby wäre bereit zu essen, weil es sich so sehr für das Essen der anderen interessiert, hält sich hartnäckig. Mit steigendem Alter interessieren sich Babys tatsächlich für so gut wie alles, was um sie herum passiert. Schon Neugeborene ahmen Mimik der Eltern und auch Kaubewegungen nach. Ein Baby braucht dann Beikost, wenn es alle Beikostreifezeichen erfüllt. Interesse für Deinen Teller ist keines davon.
Ammenmärchen 4: Baby braucht Beikost, wenn es Zähne bekommt.
Auch ein Zahn hat rein gar nichts mit der Beikostreife zu tun. Während einige schon mit einem Zahn zur Welt kommen, dauert es bei anderen bis zum ersten Geburtstag oder länger.
Ammenmärchen 5: Baby braucht Fleischbrei, sonst bekommt es einen Eisenmangel
Hast Du auch schon mal gehört, dass Ein Baby Fleischbrei essen muss, weil es sonst nach dem 5. Monat eine Anämie bekommt? Die Warheit ist: Die Eisenspeicher von Babys reichen locker 6 Monate oder länger. Muttermilch enthält wenig Eisen, dafür kann dieses sehr gut aufgenommen werden. Zusätzlich fördern Enzyme aus der Muttermilch die Eisenaufnahme aus der Nahrung. Fleischbrei ist nicht notwendig und fördert nachweislich nicht eine Erhöhung des Eisenspiegels.
Ammenmärchen 6: Schmelzflocken in die Flasche am Abend lässt Baby durchschlafen
Wenn auch häufig empfohlen ist das keine gute Idee. Schmelzflocken sind Nahrung und gehören auf den Löffel, nicht in die Flasche. Denn die Milch wird unmittelbar geschluckt und nicht eingespeichelt. Ein wichtiger Verdauungsschritt wird übersprungen und der Nahrungsbrei liegt womöglich schwer im Magen – und verursacht Blähungen und Schmerzen. Außerdem ist mittlerweile klar, dass die überflüssigen Kohlenhydrate Fettzellen entstehen lassen, die später zu Übergewicht führen können.
Ammenmärchen 7: Beikost muss mit Brei beginnen
Viele glauben, dass Beikost immer mit Brei beginnen muss. Dies ist jedoch nicht der Fall. Es gibt viele Möglichkeiten, Beikost einzuführen, und das kann auch mit fingerfoodähnlichen Lebensmitteln geschehen. Wichtig ist, dass das Baby bereit ist und Interesse am Essen zeigt und keine gefährlichen Lebensmittel erhält.
Ammenmärchen 8: Beikost ersetzt Stillmahlzeiten
Ein weiteres Ammenmärchen ist, dass Beikost das Stillen ersetzen soll. Dies ist jedoch nicht der Fall. Beikost ist eine Ergänzung zur Muttermilch oder zur Säuglingsanfangsnahrung und nicht ein Ersatz. Das Stillen sollte so lange wie möglich fortgesetzt werden, da Muttermilch viele wichtige Nährstoffe enthält, die für die Entwicklung des Babys wichtig sind.
Ammenmärchen 9: Beikost führt zu schnellerem Wachstum
Einige glauben, dass Beikost zu schnellerem Wachstum führt. Dies ist jedoch ein Mythos. Die Einführung von Beikost hat keinen Einfluss auf das Wachstum des Babys. Das Wachstum wird hauptsächlich durch genetische Faktoren bestimmt.
Ammenmärchen 10: Beikost sollte nach einem bestimmten Plan eingeführt werden.
Es gibt viele verschiedene Ansätze zur Einführung von Beikost, und es ist wichtig, einen Ansatz zu wählen, der für das Baby und die Familie am besten passt. Es gibt keinen „richtigen“ oder „falschen“ Weg.
Ammenmärchen 11: Beikost führt zu besserem Schlaf
Eines der häufigsten Ammenmärchen ist, dass Beikost zu besserem Schlaf führt. Die Wahrheit ist jedoch, dass es keinen wissenschaftlichen Beweis dafür gibt, dass Beikost den Schlaf von Babys verbessert. Tatsächlich kann die Einführung von Beikost zu früh zu Verdauungsproblemen und damit zu schlechterem Schlaf führen.
Ammenmärchen 12: Babys brauchen ab dem 4. Monat Beikost.
Leider geben immer noch viele ihren Babys Beikost, sobald sie 3 Monate alt sind. Die Wahrheit: Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) und das Netzwerk Gesund ins Leben empfehlen, Babys in den ersten sechs Monaten ausschließlich zu stillen. Ab dem Beginn des 5. Monats (nicht vor Ende des 4. Monats) kann laut Deutscher Gesellschaft für Ernährung (DGE) schrittweise mit der Beikost begonnen werden.
Ammenmärchen 13: Babys müssen lernen, aus der Flasche zu trinken.
Wahrheit: Es ist nicht notwendig, dass Babys lernen, aus einer Nuckelflasche zu trinken. Viele Babys kommen sehr gut ohne Flasche aus. Sie können direkt aus dem Becher trinken lernen.
Ammenmärchen 14: Babys müssen zu festen Zeiten essen.
Wahrheit: Babys haben, wie Erwachsene auch, nicht immer zur gleichen Zeit gleich viel Hunger. Es ist daher nicht notwendig, sie zu festen Zeiten zu füttern. Achte lieber darauf, ob Dein Baby Anzeichen für Hunger zeigt.
Ammenmärchen 15: Babys müssen alles probieren.
Wahrheit: Es ist normal, dass Babys und Kleinkinder nicht alles essen. Der Geschmack entwickelt sich erst nach und nach.
Ammenmärchen 16: Der erste Brei muss Karotte sein.
Es ist egal, mit welchem Brei Du anfängst. Karotte ist zwar traditionell der „erste Brei“, aber gar nicht so gut geeignet, wie man denkt.
Ammenmärchen 17: Es ist normal, dass der Brei anfangs wieder raus kommt.
Wenn ein Löffelchen Brei sofort mit der Zunge wieder aus dem Mund geschoben wird, ist das ein klares Zeichen, dass Dein Baby noch nicht bereit für feste Nahrung ist. Der Zungenstoßreflex hat noch nicht nachgelassen.