Dein Kind wirf Essen auf den Boden? Wahrscheinlich bist Du durch das Verhalten Deines Essanfängers einigermaßen gernervt oder sogar verzweifelt. Dann lass Dir zunächst einmal sagen: Das ist bei einigen Kindern eine ganz normale Phase und keinesfalls ein Versagen oder Mangel an Erziehung von euch Eltern. Wenn kleine Kinder Essen auf den Boden werfen, kann das verschiedene Gründe haben. Welcher bei euch zutrifft, ist gar nicht so einfach zu sagen, weil Babys und Kleinkinder das noch nicht so deutlich kommunizieren können. Aber genau das ist das Essen hinunterwerfen oft: Eine Art, sich mitzuteilen.
Kind wirft Essen runter – so gehst Du richtig damit um
Aufmerksamkeit oder Schimpfen verstärkt das Verhalten
Also zunächst einmal: Durchatmen und entspannen. Du musst im Regelfall nicht viel tun, ja kannst sogar gar nicht viel tun. Denn wenn Du mit Deinem Kind schimpfst oder es immer wieder ermahnst, erreichst Du am Ende vielleicht sogar das Gegenteil. Dann erzeugt das Essen werfen einen lustigen Effekt, eine Reaktion beim Elternteil. Dein Kind wird dann womöglich freudig ausprobieren, ob das immer wieder so passiert und genießen, dass es Ursache und Wirkung in diesem Fall versteht.
Also: Mit Humor nehmen und dem Kind gegenüber mehr oder weniger ignorieren, dann hört es irgendwann wieder auf. Wie lange das dauert bzw. wann genau es aufhört, kann Dir aber vorab leider niemand sagen. Viele Mütter berichten, dass die Phase ca. 2 Monate dauert und mit 10-18 Monaten wieder aufhört. Eine sehr große Zeitspanne also. Aber es wird wieder aufhören – es sei denn, ihr werft auch mit Essen.
Richtiges Verhalten kommunizieren
Was Du natürlich schon immer wieder und in altersgerechter Weise tun kannst: Kommunizieren bzw. zeigen, wie es richtig geht. Zum Beispiel:
- Hand aufhalten und dem Kind entgegen strecken: “Du möchtest das Essen nicht mehr? Dann kannst Du es mir geben.”
- “Wenn Du das Essen nicht auf Deinem Teller möchtest, kannst Du es einfach aufs Tablett / auf den Tisch legen. Schau, so.”
- “Ich gebe Dir hier einen extra Teller, da kannst Du alles drauf legen, was Du woanders als auf dem Teller haben willst.”
Boden schützen
Je nachdem, welcher Boden unter dem Hochstuhl ist, kann es tatsächlich sehr ärgerlich sein, wenn ein Kind Essen runter wirft. Vor allem aus Teppich oder nicht lackiertem Holz sind einige Essensreste farblich nur schwer zu entfernen. Dann macht es Sinn, vorab den Boden zu schützen. Das macht es bei Baby Led Weaning ohnehin immer. Denn selbst, wenn Dein Baby nicht mit Absicht das Essen auf dem Boden wirft, kann doch immer mal was hinunterrutschen.
Du kannst also den Boden schützen mit
- alter Zeitung
- einer Plastiktischdecke
- einer Schreibtischstuhlunterlage aus Plastik
- einem großen Handtuch oder
- einer Decke (kann man ausschütteln).
Alternativ gibt es auch viele Eltern, die den Boden einfach sehr sauber halten, sodass man Essen wieder aufheben und nochmal anbieten kann. Wenn Dir das zu unhygienisch sein sollte, gibt es für den TrippTrapp und den Ikea Hochstuhl eine Art großflächige Auffangschale namens Catchy.
Manche Kinder essen wohl auch danach einfach vom Boden weiter. Wenn Kinder das Essen vom Boden selbstständig aufheben wollen – egal ob zum Weiteressen oder um aufzuräumen, hilft ein Lernturm enorm weiter. Sobald Dein Kleinkind groß bzw. geschickt genug ist, kann es auf diese Weise selbstständig zwischen Tischhöhe und Boden wechseln.
Maßnahmen, die helfen können
Aber was, fragst Du Dich jetzt bestimmt, kann ich denn konkret tun, damit das Baby mein Essen mehr auf den Boden wirft? Was, wenn ich nicht einfach abwarten und lächeln will? In manchen Fällen, das gleich vorab, wird einfach nichts helfen außer ignorieren und abwarten. Aber Du kannst trotzdem ein paar Dinge probieren, wenn wir davon ausgehen, dass Dein Kind nicht einfach Spaß am Chaos hat, sondern sich durch das Essen werfen irgendwie ausdrücken will.
Baby ist satt – Mahlzeit beenden
Ganz häufig berichten Eltern, dass ihre Kinder schlicht und ergreifend satt sind, wenn sie das Essen auf den Boden werfen. Das ist auch irgendwie einleuchtend, denn sie brauchen es dann ja nicht mehr und können gleichzeitig nicht viel anderes tun. Denn im Hochstuhl aufstehen können sie im Idealfall ja nicht. Eine gute Lösung ist also, die Mahlzeit für das Kind zu beenden, wenn es anfängt, Essen zu werfen. Am besten, Du kommunizierst das auch verbal. “Ah, ich sehe, Du bist fertig mit Essen. Ich hebe Dich aus dem Hochstuhl, dann kannst Du so lange spielen, bis wir fertig sind.” Damit machst Du Deinem Kind auch verständlich, warum Du es auf den Boden setzt. Selbst, wenn es vielleicht nicht ganz fertig war, wird es irgendwann verstehen, dass es aus dem Hochstuhl genommen wird, wenn es Essen wirft.
Damit Essen werfen nicht dauerhaft das Zeichen für satt wird, kannst Du auch mit dem Kind ein entsprechendes Zeichen (Gebärdensprache) einüben, mit dem es sagen kann, dass es satt ist. Das kann anfangs dazu führen, dass sie etwas weniger essen und dann schneller wieder hungrig sind, nach einigen Wochen (bis zu 6) ist es aber eingespielt und dann umso entspannter.
Es kommt übrigens oft vor, dass die Menge, die wir uns als angemessen für ein Baby oder Kleinkind vorstellen, sehr stark vom tatsächlichen Hunger abweicht. Lass Dich also nicht verunsichern, wenn Dein Baby nach ein paar Bissen schon fertig ist. Beobachte einfach, wie das Essverhalten sich allgemein entwickelt und ob es mit anderen Maßnahmen länger sitzen bleibt und mehr isst – oder eben einfach satt war.
Dem Kind Alternativen anbieten
Sehr viele Eltern berichten auch von guten Erfolgen, wenn sie dem Kind einen zweiten, leeren Teller oder ein anderes Gefäß anbieten. Da darf alles hinein, was es gerade nicht haben will, egal aus welchen Gründen.
Weniger anbieten
Oft kann es auch helfen, weniger auf den Teller zu legen. Vielleicht sogar nur ein einziges Stück. Manche Kinder sind wohl von mehr als einem Stück als Auswahl auf dem Teller schon überfordert. Oder sobald das Kind zwei Dinge in der Hand hat, landet eins davon auf dem Boden, bevor es sich dem zweiten widmet. Der Teller mit der Auswahl kann trotzdem in Sichtweite stehen, wenn das funktioniert, und das Kind kann signalisieren, was es als nächstes möchte.
Wenn Du den Verdacht hast, dass Ein Baby insgesamt überfordert ist vom Essen, versuch mal folgendes: Nimm alles kurz aus dem Sichtfeld und biete es nach kurzer Zeit erneut an. So kann sich Dein Kind wieder fokussieren.
Etwas anderes anbieten
Denn ja, auch Babys haben schon ihren eigenen Geschmack und mögen manche Lebensmittel lieber, während sie andere ganz verschmähen. Es wäre also naheliegend, dass Deinem Kind das Essen, das es auf den Boden wirft, einfach nicht schmeckt, oder? Probier es aus, indem Du etwas anbietest, von dem Du sicher weißt, dass es schmeckt.
Übrigens: Babys und Kleinkinder müssen neue Lebensmittel oft viele Male probieren, bis es ihnen schmeckt. Wenn etwas einmal auf dem Boden gelandet ist, bedeutet das also nicht, dass Du es nicht mehr anbieten sollst und nur noch Nudeln oder Brot füttern. Probier es einfach weiter und lass Dein Kind ruhig sehen, dass ihr Erwachsenen reichlich davon esst, was ihm nicht schmeckt.
Gegenstand zum Werfen geben
Im Alter von 8-12 Monaten ist für Babys die Schwerkraft sehr faszinierend. Sie wollen dann sehen, dass etwas, das losgelassen wird, nach unten auf den Boden fällt. Dass das bei Deinem Kind der Fall ist, merkst Du folgendermaßen: Das Baby beugt sich zur Seite und lässt dann gezielt das Essen fallen, während es den Vorgang beobachtet. Im Anschluss möchte es das, was fallen gelassen wurde, wahrscheinlich gleich wieder haben.
Die Gelegenheit im Hochstuhl ist für dieses Experiment einfach perfekt. Damit das nicht mit dem Essen passieren muss, kannst Du etwas anderes wie einen Löffel oder eine bruchsichere Schüssel geben. Mach klar, dass das hinunter geworfen werden kann und dass Du genau diesen Gegenstand auch geduldig wieder aufhebst – während das Essen leider am Boden bleibt, bis ihr fertig seid.
Bildquelle: depositphotos.com - NataliaD
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