Ab wann dürfen Babys rohes Obst essen?

Das Obst in fertigen Babybreien aus dem Supermarkt ist immer gedünstet. Warum eigentlich? Und bedeutet das, dass Man Obst für Babys immer kochen muss? Tatsächlich lässt sich Obstbrei durch den Kochvorgang haltbar machen – und wird bekömmlicher. Vielleicht bist Du auch schon einmal auf die Empfehlung gestoßen, Babys sollten erst ab dem 9. Monat oder sogar noch später rohes Obst oder Gemüse essen. Aber jetzt verrate ich Dir mal was: Ich habe meine drei Kinder gleich zu Anfang auch Obst am Stück, zum Beispiel Banane oder Blaubeeren, probieren lassen – und es ist nichts Schlimmes passiert. Im Gegenteil. Alle hatten große Freude an der Beikost und sind gute Esser geworden. Ich habe mir die Vorteile und Nachteile von rohem Obst für Säuglinge angesehen und für Dich zusammengefasst.

Ab wann dürfen Babys rohes Obst essen?

Darf man also, so wie ich, rohes Obst schon gleich zu Beginn der Beikost geben?

Die kurze Antwort lautet: Ja, man darf. Es gibt keinen allgemein gültigen Grund, warum Obst für Babys nicht geeignet wäre. Oder gar gefährlich. Im Gegenteil. Obst ist voll an wertvollen Vitaminen und Ballaststoffen.

Die kompliziertere Antwort lautet: Kommt darauf an. Denn wie bei so vielem im Leben sind unsere Kinder ganz individuell. Nicht jedem Baby schmeckt jedes Obst und nicht jedes Baby verträgt von Anfang an jedes Obst. Durch die Säure und andere Bestandteile kann es bei manch einem zu Bauchschmerzen, Verstopfung, Durchfall oder Hautreaktionen wie einem wunden Po oder Flecken auf der Haut kommen. 

Darum: Probier ruhig rohes Obst für Dein Baby, wenn Du es für richtig hältst, aber beobachte, wie es seiner Verdauung damit geht. Dazu gleich mehr. Wenn alles in Ordnung ist, spricht absolut nichts dagegen, rohes Obst von Anfang an zu geben – solange es weich genug, ist um sich auch ohne Backenzähne zerkleinern zu lassen. 

Achtung bei diesen Sorten!

Denn es gibt rohes Gemüse und Obstsorten, die als Ganzes der ungekocht in ihrer Form (nicht den Inhaltsstoffen) eine Gefahr darstellen könnten. Dazu gehören z.B. prallelastische Obst- und Gemüsesorten, ganze Karotte oder roher Apfel. Wenn etwas ungekocht zu hart ist, um es ohne Backenzähne zu zermahlen, solltest Du es nicht ohne weiteres anbieten. Denn sobald Dein Baby Schneidezähne hat, könnte es z.B. aus einem Apfel ein zu großes Stück herauslösen und sich beim Versuch, es zu zerkleinern, verschlucken. Dasselbe gilt für harte Birnen, Karotte, Kohlrabi oder Stangensellerie. 

Du kannst ganz einfach testen, ob etwas zu hart zum Zerdrücken ist: Nimm es zwischen Daumen und Zeigefinger und achte darauf, ob Du es zwischen den Fingern zerdrücken kannst. Wenn es stecken bleibt oder herausflippt, ist es zu hart. Du kannst diese Sorten entweder kochen, damit sie weicher werden, oder raspeln bzw. pürieren. 

Auch prallelastisches Obst oder Gemüse in runder Form solltest Du nicht als Ganzes anbieten. Dazu zählen zum Beispiel ganze Weintrauben, Kirschtomaten oder große Blaubeeren. Die Oberfläche ist glatt und gibt leicht nach, um dann wieder in ihre ursprüngliche Form zurückzufinden (prallelastisch). Durch ihre runde Form können sie die Luftröhre bzw. den Zugang dazu komplett verschließen und Dein Kind könnte keine Luft mehr bekommen. 

Rundes, prallelastisches Gemüse oder Obst solltest Du darum entweder kochen oder halbieren bzw. vierteln. 

Rohes Obst und Gemüse bei frühem Beikoststart

In diesem Zusammenhang stellt sich natürlich auch die Frage, wann Dein Baby überhaupt anfängt zu essen. Denn wenn Du, wie es manchmal auf Anraten der Babynahrungsindustrie immer noch getan wird, im 4. Monat mit dem Füttern von Brei anfängst, ist es für rohes Obst vielleicht wirklich noch sehr früh und Du solltest wirklich sehr vorsichtig sein.

Die WHO empfiehlt ohnehin, die ersten 6 Lebensmonate (also bis zum Start des 7. Lebensmonats) ausschließlich zu stillen. Ausschließlich bedeutet, dass das Baby nichts anderes als Muttermilch als Nahrung bekommt. Wenn Du Dich daran hältst, ist der Verdauungstrakt für viele Obstsorten gut genug ausgereift und auch für Obstsäure bestens gewappnet.

Das richtige Obst fürs Baby

Wenn Du rohes Obst geben willst, empfiehlt es sich, langsam anzufangen.

Banane funktioniert eigentlich für alle Babys gut und ist völlig ungefährlich. Auch ohne Zähne kann ein Baby sie durch ihre weiche Konsistenz zwischen den Kieferknochen zerquetschen. Weil Banane sehr säurearm ist, gibt es selten Probleme durch Hautreaktionen oder einen wunden Po.

Auch Apfel oder Birne sind sehr gesund und meist in Bio-Qualität und / oder regional erhältlich. Das ist wichtig, denn die Entgiftungsorgane von Babys müssen sonst mit viel mehr Pestiziden und anderen belastenden Substanzen fertig werden. Bei Apfel oder harter Birne solltest Du wie gesagt aufpassen, wenn Dein Baby Zähnchen bekommt. Je nach Konsistenz können Kinder dann Stückchen herausbeißen, an denen sie sich verschlucken können.

Dasselbe gilt für runde, prallelastische Nahrungsmittel mit glatter Haut wie Weintrauben, Cocktailtomaten oder Blaubeeren. Ungeübten Essern könnten sie versehentlich zu weit nach hinten im Mund rutschen. Um es einfacher zu machen, kann man diese Lebensmittel halbieren oder kochen.

Mit Erdbeeren und tropischen Früchten würde ich nicht unbedingt anfangen. Denn sie enthalten viele Allergene (Erdbeeren sind botanisch gesehen mit den Nüssen verwandt, nicht mit den Beeren), Säure und oft auch Pestizide / Düngemittel. Vor allem tropisches Obst hat einen langen Transportweg zurück gelegt und wird vor Ort meist roh geerntet. Von Vitaminen und Nährstoffen ist dadurch manchmal nicht mehr so viel übrig. Außerdem belasten die weiten Wege unsere Umwelt unnötig.

Obst für Babys kochen: Das sind die Vorteile

Nun aber zu den Gründen, warum manche Eltern das Obst für ihre Kinder anfangs lieber kochen. Vor allem, wenn der Magen-Darm-Trakt Deines Babys empfindlich ist oder es familiär bedingt zu Neurodermitis und Allergien neigt, macht es Sinn, das Obst anfangs zu kochen. Die Frage, ob es dann zu Brei verarbeitet und gefüttert wird, oder ob das Baby breifrei mit der Hand essen darf, ist wieder eine andere.

Allergiepotential von Obst

Obst enthält viel Säure und das sind häufig Allergene. Besonders auf Beeren, Äpfel und Mango können Kinder mit Neurodermitis mit starken Hautsymptomen reagieren. Bei solchen Problemen kann es helfen, das Obst in gekochter Form zu geben, denn beim Kochen wird viel Säure neutralisiert und Allergene werden ausgeschalten. So konnte unser Sohn mit Neurodermitis frische Äpfel kaum essen, gekochtes Apfelmus aber ohne Probleme.

Achtung: Ein vorsorgliches Weglassen von Obst mit Allergiepotential ist tatsächlich kontraproduktiv. Denn das gelegentliche Essen von allergieauslösenden Lebensmittel in den ersten Lebensjahren beugt dem Entstehen einer Allergie vor. Das besagen die neuesten Studien und Leitlinien.

Gekocht besser bekömmlich

Gekochtes bzw. gedünstetes Obst ist leichter zu verdauen, weil es weniger Säure und Fasern enthält. Folglich führt Obst in roher Form schneller zu Blähungen, Verdauungsbeschwerden und Bauchschmerzen. Auch einen wunden Po von der Fruchtsäure kann man so vermeiden. 

Einfacher zu essen

Für kleine Essanfänger ohne Backenzähne sind vor allem hartes Obst wie Apfel oder Birne in roher Form schwer zu essen. Wer schon Schneidezähne besitzt, kann immerhin Stückchen abbeißen – aber was dann? Meist müssen sie so lange im Mund hin- und hergeschoben werden, bis sie sich von selbst zersetzt haben. Oder die Stückchen kommen irgendwann wieder zum Vorschein.

Gekochtes Obst oder Obstbrei dagegen können problemlos zerkleinert und geschluckt werden, weil sie einfach weicher sind.

Ungefährlicher

In manchen Fällen ist gedünstetes Obst auch die sichere Variante. Wenn Dein Baby gerade erst lernt, die Zunge und Kiefermuskulatur richtig zu benutzen, um Essen im Mund umherzuschieben und zu positionieren, wollen viele Eltern verständlicherweise auf Nummer sicher gehen. Auch, wenn die Erstickungsgefahr bei Baby Led Weaning nicht höher ist als bei Breikindern, ist sie doch bei manchen Nahrungsmitteln höher als bei anderen. So zum Beispiel bei hartem Obst wie Apfel oder rundem Obst mit glatter Schale wie Weintrauben oder Blaubeeren.

Gekocht oder zerkleinert / gerieben dagegen kann man diese Lebensmittel ohne Angst geben.

Vorteile von rohem Obst

Trotzdem würde ich nicht generell sagen, dass gekochtes Obst besser ist als rohes. Denn der Wert von Obst liegt ja vor allem darin, dass sie viele Ballaststoffe und Vitamine enthalten. Und genau diese werden durch Erhitzen und kochen zumindest teilweise zerstört. Vitamine sind hitzeempfindlich und teils wasserlöslich. Je länger der Kochvorgang, desto mehr Vitamine werden zerstört. Auch die wertvollen Fasern zerkochen sich mehr und mehr. Das ist übrigens auch der Grund, warum die bei Kindern sehr beliebten Quetschies nicht besonders gesund sind. Die Ballaststoffe und Vitamine sind nur noch bedingt enthalten. Dafür steigt der Zuckeranteil durch das lange Auskochen.

Auch für die Erfahrung, die wir uns für unsere Kinder im Umgang mit Nahrungsmitteln wünschen, macht das Kochen einen Unterschied: Die ursprüngliche Farbe, Textur und Geschmack des Obstes verändern sich.

Fazit: Wenn kochen, dann möglichst kurz

Es gibt also verschiedene gute Gründe, warum Du Obst für Babys kochen solltest. Allerdings gibt es auch gute Gründe, immer mal wieder Obst in roher Form zu geben. Wenn Du das Obst selbst kochen willst, ist schonendes und möglichst kurzes Garen bzw. Dünsten am besten. Je kürzer die Garzeit und je das Obst von Wasser umgeben ist, desto mehr Vitamine bleiben erhalten. Dafür eignet sich zum Beispiel ein Dampfkorb, der in den Kochtopf eingehängt wird.

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Bild: bigstockphoto.com – encrier

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