Bei Stillkindern, die ausschließlich gestillt werden, passiert es sehr selten. Hier gilt: Solange das Baby fröhlich ist und normal stillt, passt auch die Verdauung. Sobald aber nennenswerte Mengen gegessen werden, kann es immer wieder mal passieren: Das Baby hat Verstopfung (Obstipation). Welches Obst in so einer Situation beim Baby abführend wirkt, welche anderen Hausmittel es gibt und was Du sonst noch über Verstopfung beim Baby wissen musst, erkläre ich Dir in diesem Artikel.
Welches Obst wirkt abführend beim Baby?
Dem Baby Obst mit abführender Wirkung zu geben ist für viele Eltern die erste und naheliegendste Maßnahme. Zu Recht, denn Obst ist gesund, einfach verfügbar und hat keinerlei Nebenwirkungen. Zudem schmeckt es den meisten Baby sehr gut.
Wenn Du abführendes Obst beim Baby einsetzen willst, würde ich Dir zunächst folgende fünf Sorten ans Herz legen:
- Birne
- Pfirsich
- Aprikose
- Apfel (geschält, gedünstet)
- Pflaume / Zwetschge
Diese Obstsorten sind meist in Bio-Qualität, manchmal sogar regional erhältlich und die meisten Kinder vertragen sie gut.
Grundsätzlich hilft aber das meiste Obst, eine sich anbahnende Verstopfung aufzulösen. Denn Obst enthält viel Fruchtzucker und der wirkt verdauungsfördernd bzw. abführend. Je höher also der Fruchtzuckeranteil, desto abführender in der Wirkung. Darum ist auch zum Beispiel eingekochtes Apfelmus oder Pflaumenmus sehr wirksam. Auch Pflaumensaft kann helfen.
Sonstige Hausmittel gegen Verstopfung beim Baby
Ansonsten kannst Du natürlich noch mehr tun, um die Verdauung Deines Säuglings sanft zu unterstützen.
Geriebener Apfel
Geriebener Apfel bildet viel Apfelpektin. Dieser pflanzliche Stoff wirkt regulierend auf die Darmflora und hilft bei Verstopfung genauso wie bei Durchfall.
Distelöl
Auch Distelöl kannst Du ab dem Beikostalter bei Deinem Baby verwenden, um den Stuhlgang zu erleichtern.
Milchzucker
Die Hebamme wird Dir vielleicht Milchzucker empfehlen, den Du im Supermarkt oder in der Drogerie in der Babyabteilung finden kannst. Milchzucker wirkt, genau wie Fruchtzucker, abführend. Zur langfristigen Anwendung würde ich Milchzucker nicht empfehlen, aber zur Behandlung einer akuten Verstopfung würde ich ihn schon probieren.
Stillen
Muttermilch enthält nicht nur viel Milchzucker, das Stillen sorgt durch die Saugbewegungen dafür, dass die Verdauung in Schwung kommt. Vielleicht ist Dir schon mal aufgefallen, dass Stillkinder bevorzugt nach dem Trinken in die Windel machen?
Spezielle Flaschennahrung bei hartem Stuhlgang
Wenn Du nicht stillst, kann auch ein Wechsel der Milchsorte helfen, die den Stuhlgang zu erleichtern. Meiner Recherche nach gibt es zwei Pre-Milch Sorten, die sich dafür super eignen:
- Milumil Pre
- Aptamil Pre
Zusätzliche Flüssigkeit
Oft hat eine Verstopfung auch mit einem Flüssigkeitsmangel zu tun. Biete darum Deinem Baby häufiger die Brust oder Flasche an. Nach der Beikosteinführung können Babys auch einfach Wasser oder ungesüßte Tees trinken.
Ballaststoffe
In abführendem Obst, aber auch in anderen Nahrungsmitteln für Babys sind viele Ballaststoffe enthalten. Nicht nur bei Verstopfung solltest Du auf eine gesunde, ausgewogene Ernährung beim Baby achten. Dazu gehört wenig Zucker, Weißmehl und andere ungesunde Lebensmittel und dafür umso mehr Gemüse und Vollkornprodukte.
In Frage kommt zum Beispiel
- Broccoli, Blumenkohl, Sellerie, Fenchel
- Gerste, Hafer (als ganzes gekocht oder Vollkornmehl)
- Vollkornbrot
- Haferkleie
Leinsamen als abführendes Lebensmittel bei Babys ist übrigens umstritten. Denn damit die Leinsaat ihre volle Wirkung entfaltet, sollte sie gemahlen oder geschrotet sein. Dabei werden die Bestandteile des Kerns zugänglich gemacht, unter anderem sogenannte „cyanogene Glucoside“. Daraus kann im Körper Blausäure entstehen, die in höherer Dosierung giftig ist. Verständlicherweise möchten darum viele Eltern ihrem Baby keine Leinsamen geben – es gibt ja genug Alternativen. Allerdings scheint es auch so zu sein, dass ein Baby mit etwa 10 kg Körpergewicht 50-100 g pure Leinsamen essen müsste, um in ein bedenkliches Niveau zu kommen. Wenn Du Deinem Baby also schon mal ein paar Leinsamen gegeben hast, gibt es absolut keinen Grund zur Sorge. Cyanogene Glucoside kommen in sehr vielen Lebensmitteln vor und der Körper hat durchaus Mechanismen, damit zurecht zu kommen.
Joghurtkulturen
Auch probiotische Bakterien aus Joghurt, Kefir oder oder Sauerkraut können die Verdauung von Babys unterstützen. Wenn Du noch keine Kuhmilch-Produkte geben möchtest, gibt es auch Joghurt aus Kokosmilch.
Stopfende Lebensmittel meiden
Gleichzeitig würde ich alle Lebensmittel vorerst aus dem Angebot streichen, die stopfend bzw. stuhleindickend wirken und dadurch eine Verstopfung begünstigen oder verschlimmern können. Dazu zählen zum Beispiel:
- Bananen
- Karotte
- Reis
- Kakao
- Weißmehlprodukte, Zucker
- Fastfood
- Bananen
- Zu viel Karotten(saft)
Medikamente bei Verstopfung
In der Apotheke gibt es auch Medikamente, die für Verstopfung bei Babys gegeben werden. Zum Beispiel Microlax ist rezeptfrei erhältlich und auch für Babys zugelassen. Du kannst aber auch ein Zäpfchen geben. Lass Dich einfach in der Apotheke beraten.
Wie erkenne ich Verstopfung bzw. harten Stuhlgang?
Doch woher weiß ich eigentlich, wann mein Baby Verstopfung hat? Wir Mütter haben da oft eine ganz gute Intuition und hegen früh den Verdacht, dass sich da “was zusammen braut”. Hör ruhig auf Dein Gefühl und passe die Ernährung dementsprechend an, bis sich die Sorge erledigt hat.
Grundsätzlich kannst Du auf folgende Symptome beim Baby achten:
- harter, geblähter Bauch
- schmerzhafte Blähungen
- Ausscheiden ist offensichtlich schmerzhaft oder sehr mühsam
- ausgeschiedener Stuhl ist hart und trocken, auch im Umfang dicker als sonst
- bei einer richtigen Verstopfung bleibt der Stuhlgang ganz aus
Uns zum Beispiel fiel eine Verstopfung bei unserem Baby schon am ersten Tag auf, weil er sonst immer morgens und meist noch ein zweites und eventuell drittes Mal über den Tag verteilt ein großes Geschäft macht. Am zweiten Tag wurde er auch quengelig und der Bauch wurde hart. Bei zu langer Verstopfung hören Babys oft auch auf, zu essen und zu trinken – das Bäuchlein ist einfach voll.
Wie oft sollte ein Baby Stuhlgang haben?
Wie häufig Dein Baby im Speziellen Stuhlgang haben sollte, weißt Du selbst meist am besten. Solange es eine Regelmäßigkeit hat und davon wenig oder gar nicht abweicht, ist vor in den ersten Monaten alles normal. Später pendelt sich die Häufigkeit meist bei 1-2 Mal pro Tag ein.
Wenn Du auf der Suche nach “Normwerten” bist, gibt es entsprechende Tabellen. ich halte von solchen Angaben aber nichts, denn für Dein Baby ist normal, womit es ihm gut geht.
Ursachen für Verstopfung beim Baby
Die Ursachen sind bei Säuglingen meist recht simpel, echte organische Ursachen oder angeborene Verstopfung sind selten. In Frage kommen darum zunächst folgende Auslöser:
- zu wenig getrunken,
- zu wenig Ballaststoffe in der Ernährung,
- zu wenig Bewegung,
- Baby verträgt neues Nahrungsmittel nicht,
- hat zu viel stopfende Lebensmittel (s.o.) gegessen
- zu enge Windel
Bei älteren Kindern kommen weitere, psychische Faktoren hinzu:
- zu viel Druck in Sachen Töpfchentraining
- Reisen und andere Unregelmäßigkeiten im Lebensstil
Wann muss ich zum Arzt
Wenn Du bei einer Verstopfung beim Baby mit abführendem Obst und anderen Hausmitteln nicht weiter kommst, musst Du irgendwann einen Arzt aufsuchen. Dieser Zeitpunkt ist spätestens dann gekommen, wenn es Deinem Kind sichtlich nicht mehr gut geht, es aufhört zu essen oder Schmerzen hat. Spätestens nach 14 Tagen musst Du einen Mediziner zu Rate ziehen. Laut meinem Kinderarzt sollten wir die ersten 5 Tage mit Hausmitteln versuchen, wenn unser Baby sonst täglichen Stuhlgang hat. Frühestens danach riet er uns, mit Medikamenten anzufangen.
Bei starken Schmerzen und wenn auch keine Pupse mehr kommen, könnte auch ein Darmverschluss vorliegen. Das ist eine schwere Komplikation und gehört in Ärztliche Behandlung. Zögere also nicht, einen Arzt zu konsultieren, wann immer Du unsicher bist.
Auf Pinterest merken:
Bild: bigstockphoto.com – Pavel Ilyukhin
Leinsamen soll man nach einigen Empfehlungen Kindern unter 2 Jahren nicht geben. Kannst Du das bitte (ggf. recherchieren und) korrigieren? Danke!
Hallo liebe Anna,
vielen Dank für diesen wichtigen Input! Ich hatte wirklich noch nie gehört, dass Leinsamen nicht zu empfehlen sind und habe das sorgfältig recherchiert. Sicherheitshalber habe ich danach Leinsamen als Empfehlung entfernt, auch wenn es so zu sein scheint, dass man diese schon in sehr großen Mengen geben müsste, damit es bedenklich wird. Ich habe einen entsprechenden Absatz weiter unten eingefügt.
Viele Grüße,
Hanna