Manchen Eltern scheint es etwas dogmatisch und übertrieben, einem Kind nur Fingerfood anzubieten. Vielleicht stellst auch Du Dir die Frage, ob Du Baby Led Weaning und Brei kombinieren oder kannst? Dann findest Du hier die Antwort.
Der Grundgedanke von breifrei
Baby Led Weaning (BLW) nimmt nicht Abstand vom Brei an sich, also von der halb-flüssigen Konsistenz von Lebensmitteln. Viele Speisen, zum Beispiel Grießbrei oder Fruchtmus, sind in ihrer ureigenen Form Brei. Sie als Fingerfood anzubieten macht keinen Sinn und ist auch nicht möglich. Sie sind eben Brei. Natürlich können und sollen Baby Led Weaning Kinder auch mit diesen Lebensmitteln Erfahrung machen dürfen.
Der Grundgedanke von einer breifreien Erziehung ist vielmehr der, auf das Füttern nach der Uhr und mit dem Löffelchen zu verzichten. Babys sollen so die Chance haben, im eigenen Tempo vorzugehen und selbst über Art und Menge der Lebensmittel zu bestimmen, die sie zu sich nehmen. Auch die Konsistenz, die ja von Nahrungsmittel zu Nahrungsmittel verschieden ist, soll nicht auf einheitlichen Brei reduziert werden.
Kann ich BLW und Brei kombinieren?
Ist es trotzdem möglich, einem Baby Led Weaning Kind ab und an ein paar Löffelchen Brei zu geben, also mit dem Löffelchen zu füttern? Streng genommen lautet die Antwort nein. In ihrem Grundlagenbuch bittet Gill Rapley, die „Erfinderin“ von BLW, darum, diesem Drang zu widerstehen. Auch wenn das Baby vielleicht einige Tage oder Wochen frustriert ist, weil es wenig Essen in den Magen bekommt, sollte man es eigene Erfahrungen machen lassen. Der Definition nach kann ich Breifüttern und das BLW-Konzept also nicht parallel durchführen.
In der Praxis gibt es allerdings Mütter, die mit ihren Kindern Fingerfood und Brei mischen. Sie führen Breinahrungen nach dem Beikostplan ein und helfen beim Löffeln, sodass die Kinder etwas schneller und mehr feste Nahrung zu sich nehmen. Ziel ist es häufig, nächtliches Dauerstillen zu umgehen – denn darin endet es gefühlt oft, wenn Kinder tagsüber zu wenig Nahrung aufnehmen. Bei manchen Babys stellt sich dieses Problem nicht, weil sie tagsüber auch viel an der Brust trinken. Durch ein Stillen oder die Flasche vor der Mahlzeit kann man auch die Frustration beim Essen mit BLW ganz gut in Grenzen halten.
Allerdings gibt es Kinder, die sehr früh sehr mobil und aktiv sind und sich tagsüber nur wenig Zeit zum Essen oder Trinken an der Brust nehmen. Nach wenigen Minuten vor dem Teller werden sie unruhig und wollen weiter. Vor allem bei solchen Kindern kann es für die Eltern eine Erleichterung sein, sie beim Essen zu unterstützen, sodass sie nicht nach 1-2 Stunden erneut hungrig sind oder nachts häufig vor Hunger aufwachen.
Was muss ich beachten?
Wenn Du also neben der festen Nahrung, die Du Deinem Kind anbietest, auch ein paar Löffelchen Brei pro Mahlzeit anbieten möchtest, solltest Du diese Punkte berücksichtigen:
- Brei erst ab Beikostreife: Dein Baby weiß am besten, wann es bereit ist für mehr feste Nahrung. Damit Du das auch weißt, solltest Du prüfen, ob Dein Kind die Beikostreifezeichen erfüllt. Es wird dann Lebensmittel, die einfach zu essen sind, vermehrt aufnehmen. Pasta zum Beispiel oder gedünstete Kartoffeln. Bei anderen, schwierigeren Mahlzeiten, verliert es vielleicht die Geduld bzw. kann in der Zeit, die es sich nimmt, nur weniger zu sich nehmen. Erst dann ist der Moment für zusätzlichen Brei richtig.
- Sensibles Füttern: Sobald Dein Kind begriffen hat, wie das Brei Löffeln funktioniert, kannst Du an seiner Körpersprache und Mimik deutlich ablesen, ob und wann es das Löffelchen im Mund haben möchte. Wenn es ihm schmeckt und es hungrig ist, werden die Augen aufmerksam Deine Hand verfolgen. Wenn nicht, dreht es den Kopf weg oder der Mund bleibt geschlossen.
- Versuche nicht, dem Baby mehr Nahrung aufzuzwingen, als es möchte. Die Beachtung des natürlichen Sättigungsgefühls ist einer der Grundpfeiler von BLW. Ein Kind kann sehr gut wahrnehmen, wann der Magen voll ist. Wenn dann noch „ein Löffelchen für Papa“ rein soll oder ein Flugzeug-Löffelchen geräuschvoll angeflogen kommt, lernt das Baby, regelmäßig über dieses Gefühl der Sättigung hinaus zu essen. Versuch deshalb, beim Essen sensibel zu sein für die Signale deines Babys. Wenn es den Mund nicht mehr aufmacht und den Löffel nicht beachtet, möchte es vermutlich keinen Brei mehr. Wenn es auch keine andere Nahrung mehr zum Mund führt, ist es wahrscheinlich einfach satt.
- Nicht stören. Wenn Dein Baby gerade vertieft in die Untersuchung einer Zucchini ist oder versucht, ein Löffelchen Sauce zum Mund zu führen, lass den Löffel im Breiglas. Versuche, den richtigen Moment abzupassen und stecke den Breilöffel nur in den Mund, wenn Dein Kind ihn vorher gesehen hat und auch darauf vorbereitet ist.
- Nur wenn es sein muss: Bei manchen Mahlzeiten wird auch ein „schlechter Esser“ oder ein sehr ungeduldiges Kind viel zu sich nehmen. Füttere Dein Baby also nicht grundsätzlich mit zusätzlichem Brei, sondern mach es von der Situation abhängig, ob du Baby Led Weaning und Brei mischen möchtest.
Dabei muss es auch nicht der klassische Brei aus dem Gläschen sein. Wenn zum Beispiel Kartoffeln und Dip auf dem Tisch stehen, kann man diese Lebensmittel auch wunderbar mit einer Gabel zu Brei verarbeiten. Es gibt übrigens auch spezielle Silikonlöffel mit denen Dein Baby Brei bzw. Mus selbstbestimmt und mit wenig Kleckern essen kann.
Wenn Du also Deinem Kind zusätzlich etwas Brei geben möchtest, macht Dich das nicht zu einer schlechten Mutter oder einem schlechten Vater. Viele Eltern tun das und auch diese Kinder wachsen gesund auf. Und trotzdem darf Dein Baby die Welt der Nahrungsmittel in Ruhe und auf eigene Faust erkunden.
Von Brei auf BLW umsteigen – geht das?
Wenn Du mit Deinem Baby bereits mit Breimahlzeiten nach dem Beikostplan (oder auch ohne) begonnen hast und auf breifreie Beikost umsteigen möchtest, ist auch das möglich. Natürlich haben Babys, die von Anfang an selbstständig essen durften, da einen Heimvorteil, aber auch Breikinder sollen ja früher oder später selbst und nach eigenem Ermessen essen.
Wenn Du von Brei auf BLW umsteigen möchtest, kommt es zunächst darauf an, wie „weit“ Dein Baby schon ist.
Kurz nach dem Beikoststart
Einige Eltern stellen kurz nach der Einführung vom Brei fest, dass dieser mehr oder weniger komplett verweigert wird. Auf der Suche nach Alternativen stoßen sie auf die breifreie Beikost. Wenn Dein Kind bisher nur wenig oder gar keinen Brei gegessen hat, also noch keine Milchmahlzeiten „ersetzt“ wurden, musst Du eigentlich gar nicht mehr beachten als bei der normalen Beikosteinführung mit BLW.
Lies Dir am besten meinen Guide zum BLW-Start durch und gib Deinem Säugling von nun an sicheres Fingerfood statt fein püriertem Brei. Wenn es von nun an fröhlich mit am Tisch sitzt und sich am Essen versucht, war es wohl einfach kein „Breibaby“. Wenn es aber auch hier kein Interesse zeigt, ist es vielleicht einfach noch nicht so weit. Das macht beim BLW nichts, solange Dein Kind gerne mit am Tisch sitzt, solltest Du ihm weiterhin geeignetes Essen anbieten und abwarten, bis es das Angebot annimmt.
Baby isst bereits ganze Breimahlzeiten
Anders sieht es aus, wenn Dein Kind bereits erfolgreich größere Mengen an Brei gefüttert bekommt. Dann solltest Du den Übergang von Brei zu BLW etwas langsamer und systematischer angehen. Dein Kind ist es jetzt gewohnt, zu einer bestimmten Mahlzeit von Essen rasch satt zu werden. Nicht gewöhnt ist es dagegen daran, sich selbst am Essen bedienen zu dürfen – und zu müssen.
Wenn Du es nun also mit großem Hunger vor ein Tablett mit Fingerfood setzt, kann das klappen – oder viel Irritation, Verwirrung und Frust auslösen. Fange darum besser langsam an:
- Lass Dein Baby auch beim Breilöffel zunehmen selbst entscheiden, wann dieser in den Mund soll. Je nach Alter und Übung wissen die nämlich ganz genau, was auf dem Löffel ist und können ihn entweder mit zum Mund führen oder zumindest signalisieren, dass sie jetzt bereit sind.
- Biete zu jeder Mahlzeit parallel zum Brei Fingerfood an und lasse Deinem Kind die Wahl
- Füttere am Anfang der Mahlzeit ein paar Löffelchen Brei, damit ein erstes Sättigungsgefühl einsetzt und lass Dein Baby dann selbst essen
- biete zunächst nur kleine Mengen Fingerfood auf einmal an und lege nach, wenn es gegessen ist – Dein Kind ist es noch nicht gewöhnt, den Nahrungsbrei im Mund selbst herzustellen und durfte auch noch keine Erfahrungen mit dem Würgereflex machen. Möglicherweise stopft es sich (vor allem, wenn es Hunger hat!) darum große Mengen in den Mund und möchte diese, wie gewohnt, schnell schlucken.
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