Ein Thema, das leider immer wieder Eltern zur Verzweiflung treibt: Das Kind isst nicht bzw. isst „schlecht“. Was dahinterstecken kann, wann Du zum Arzt musst und was Du tun kannst, wenn Dein Kind schlecht isst erkläre ich Dir jetzt.
Kleinkind isst nicht – 4 Gründe für Essensverweigerung bei Kindern
In einem Infoblatt der St. Georg Klinik Eisenach, Klinik für Kinder- und Jugendmedizin „Dr. Siegfried Wolff“ heißt es:
„Es gibt drei Gründe, warum ein Kind nicht isst. Es gibt nichts zu essen, das Kind hat keinen Hunger oder das Kind ist krank.“
Das hört sich natürlich etwas vereinfacht an, stimmt aber in den meisten Fällen. Zunächst einmal soll es hier um Kinder bzw. Kleinkinder ab 12 Monaten gehen. Wenn Du Bedenken hast, weil Dein Baby noch nicht oder nur sehr kleine Mengen isst, kann das andere Ursachen haben, die Du hier nachlesen kannst.
1. Kind ist ein „schlechter Esser“
„Mein Kind isst nichts“ wird von vielen Eltern synonym verwenden mit „Mein Kind isst schlecht“. Gemeint ist also oft nicht, dass die Kinder überhaupt nichts essen, sondern dass sie weniger essen, als wir Eltern sich das vorstellen würden. Oder weniger, als der gleichaltrige Freund. Oder weniger als die Schwester im selben Alter.
Tatsächlich ist es so, dass jedes Kind einen individuellen Stoffwechsel und damit auch individuellen Appetit hat. Viele Eltern haben einfach die Erwartung, dass das Kind mehr Nahrung bräuchte, als es im Endeffekt tut. Ein Kind deckt oftmals quasi nebenbei seinen Kalorienbedarf. ½ l Milch, ein Fruchtjoghurt, ein Schokoriegel und 150 ml Apfelsaft ergibt schon ca. 830 kcal (vgl. Kalorienbedarf s. „Wieviel Kalorien braucht mein Baby/Kind“) .
Wenn Du wirklich Sorge hast, ob Dein Kind genug isst, bekommst Du die Antwort, wenn Du es einfach ansiehst: Ist es gesund und munter, entwickelt sich stetig weiter und es gibt bis auf die Essensmenge keinen Grund zur Sorge? Dann gibt es auch keinen Grund zur Sorge! Entspanne Dich und überlass Deinem Kind die Entscheidung, wann es satt und wann hungrig ist.
Solange es nicht zum Dauerzustand bzw. absoluter Essensverweigerung beim Kleinkind kommt und es sonst fröhlich und munter ist, solange braucht ihr also normalerweise auch keinen Arzt aufsuchen. Wenn ihr Euch unsicher seid, dann geht doch lieber zum Arzt. Kann nie schaden, wenn man unsicher ist. Ansonsten wird bei den U-Untersuchungen, die ab dem Kleinkindalter jährlich stattfinden, auch immer nach dem Essverhalten gefragt und die Gewichts- und Wachstumskurve überprüft.
2. Kind isst altersentsprechend nichts Grünes mehr
Dein Kind hat als Baby alles gegessen, inklusive Kräuter, Brokkoli, Ingwer und rohen Zwiebeln – und jetzt ist es plätzlich total mäkelig? Dass Kleinkinder ab einem Alter von 18-24 Monaten „schlechte Esser“ werden, ist normal. Das ist und von der Biologie sozusagen in die Wiege gelegt worden, unter anderem durch unsere angeborene Vorliebe für Süßes.
Hinzu kommt noch das wachsende Bedürfnis nach Selbstbestimmung, das später auch als die berühmtberüchtigte „Trotzphase“ zum Tragen kommt.
3. Kleinkind isst schlecht weil es kränkelt
Appetitlosigkeit ist oft ein Zeichen dafür, dass das Immunsystem eines Kindes arbeitet. Alle Ressourcen werden zur Bekämpfung des Infekts verwendet – Nahrungsaufnahme würde den Organismus nur unnötig belasten. Der Körper zehrt in dieser Zeit von seinen Reserven, die einfacher zugänglich sind. Viele Kinder möchten in so einem Zustand auch lieber Milchnahrung statt fester Nahrung. Innerhalb von 14 Tagen nach Ende des Infekts normalisiert sich das Essverhalten in aller Regel wieder.
In der Zwischenzeit achte darauf, dass Dein Kind genug Flüssigkeit trinkt. Babys und Kleinkinder, die noch gestillt werden, häufiger anlegen. Flaschenkindern die Flasche nach Bedarf geben.
Bei echter Nahrungsverweigerung, besonders, wenn auch keine Flüssigkeit angenommen wird, solltest Du zum Arzt gehen. Bei einem schlechten Allgemeinzustand (starke Schmerzen, hohes Fieber, Benommenheit, nicht anprechbar usw.) am besten sofort.
4. Kind isst nicht – Zahnen als Ursache
Viele Kinder möchten auch nichts Festes essen, wenn ein Zahn durchbricht. Im Vergleich zu den Schneidezähnen bereiten die Backen- und vor allem die Eckzähne, die im Kleinkindalter durchkommen, meist viel mehr Probleme. Wenn Dein Kleinkind nicht isst, wirf also mal einen Blick in den Mund.
4. Mundsoor oder Entzündungen im Mund
Ähnlichen Effekt hat es, wenn der Mundraum oder die Zunge brennen beim Kontakt mit säurehaltigen Nahrungsmitteln. Die meisten Kleinkinder können schon die Zunge zeigen, manche sogar sagen, ob es irgendwo weh tut. Wenn die Probleme im Mundraum länger als ein paar Tage anhalten, solltest Du zum Arzt gehen.
5. Psychische Gründe für Appetitlosigkeit bei Kindern
Appetitlosigkeit kann auch seelisch bedingt sein, d.h. es könnte sein, dass Dein Kind Stress, Kummer oder Angst hat. Für Erwachsene ist der Grund nicht immer auf den ersten Blick ersichtlich, aber für Dein Kind ist er trotzdem da. Je nach Alter können sich Kinder gut oder weniger gut ausdrücken – aber einen Versuch ist es immer wert: Sprich mit Deinem Kind und versuche, sensibel auf seine Sorgen einzugehen.
Psychischen Ursachen, warum Dein Kind das Essen verweigert, solltest Du auf jeden Fall auf den Grund gehen und Dir ggf. Hilfe holen. Manchmal hilft aber auch schon ein Tag Zeit mit Mama oder Papa, viel kuscheln, viel Aufmerksamkeit.
Wann zum Arzt wenn Kind nicht isst?
Medizinisch abklären lassen solltest Du das Verhalten Deines Kindes, wenn die Essensverweigerung länger als 1 Monat anhält bzw. wenn Dein Kind innerhalb kurzer Zeit sein Essverhalten stark verschlechtert und es vielleicht sogar abnimmt.
Kleinkinder bis 2 Jahre können sich oft schlecht ausdrücken und erklären, warum sie nicht essen. Wenn körperliche Ursachen dahinter stecken können Ärzte das manchmal erkennen. Denkbar sind z.B. Schluckstörungen und -beschwerden durch vergrößerte Mandeln, Kieferfehlstellung oder Zahnprobleme.
Kind isst nicht – was tun?
Was kann man nun also tun bei Appetitlosigkeit bei Kindern ?Wenn Dein Kind ein „schlechter“ oder „mäkeliger“ Esser ist, musst Du das im Prinzip erst einmal so akzeptieren. Geh sicher, dass es zu jeder Mahlzeit etwas gibt, woran es sich ausreichend satt essen kann.
Trotzdem gibt es Vieles, was Du tun kannst, damit dieser Zustand sich langfristig wieder ändert. Denn bei den meisten Kindern wird es spätestens im Schulalter wieder einfacher. Bis dahin solltest Du:
- Dein Kind nie zum essen zwingen, egal aus welchem Grund das es nicht isst.
- keine Belohnung für Essen und keine Bestrafung für Nicht-Essen schaffen.
- Erlauben, dass Probiertes Essen ausgespuckt wird.
- Erlauben, dass es nur Nudeln oder weißen Reis isst – und das Gemüse z.B. als Snackteller zwischendurch anbieten, Rohkost klappt oft besser.
- Snackteller mit gesunden Elementen ganz beiläufig auf den Tisch stellen, am besten wenn der Hunger groß ist.
- Gemeinsam einkaufen und kochen.
- Das Kind in die Essensplanung mit einbeziehen.
- Vorbild sein und selbst essen, was Du für Gesund hältst.
- Eine gute Atmosphäre am Esstisch schaffen, gemeinsame Mahlzeiten einnehmen.
- Nahrungsmittel, die das Kind vorübergehend ablehnt, immer wieder ungezwungen anbieten.
- Kleine, überschaubare Portionen auf den Teller packen.
- Mehrere kleine Mahlzeiten über den Tag verteilt anbieten.
- Kalorienbedarf nicht mit zuckerhaltigen Getränken, Kuhmilch oder Süßigkeiten decken.
- Auf ausreichend Bewegung an der frischen Luft achten.
Was passiert, wenn ein Kind zu wenig isst?
Wenn Kinder zu wenig Energie (Kalorien) und Nährstoffe aufnehmen, können sie nicht richtig wachsen und entwickeln sich nicht altersgemäß. Das ist die große Sorge der Eltern, wenn sie sich fragen, warum ein Kind nicht isst.
7 Konkrete Tipps, wie Dein Kind Freude am Essen hat
Nun noch ein paar weiterführende Tipps, wie man dem Kind das Essen schmackhafter machen kann.
1. (Kinder)kochbücher
Wusstest Du, dass viele Bücherhelden bzw. Figuren aus TV-Sendungen auch Kochbücher „geschrieben“ haben? Pumuckl, Astrid Lindgrens Helden, Die Maus, Pettersson und Findus zum Beispiel. Schön bebilderte Kochbücher mit allerlei Leckereien und leicht im Alltag umsetzbaren Rezepten. Für die Zutaten muss man auch nicht in teure Feinkostläden gehen. Sogar Gemüse kann man damit Kindern schmackhafter machen. Kartoffel-Karotten-Vulkan ist so ein beliebtes gesundes Mittagessen bei uns.
Wir packen auch manchmal alle verfügbaren Kochbücher aus und die Kinder dürfen blättern und sich Gerichte wünschen. Mit dem Hinweis, dass das die Sauce aus dem Kochbuch ist, die sie sich gewünscht haben, wird dann immerhin probiert – und manchmal auch gegessen.
2. Gemeinsam Einkaufen
Wenn ihr ein Rezept ausgesucht habt, macht eine Einkaufsliste (vielleicht sogar mithilfe von kleinen Bildchen zum aufkleben) und geht in die Speisekammer oder gemeinsam einkaufen, sofern ihr die Zutaten nicht im Haus habt. Gerichte, deren Zutaten ein Kind selbst in den Einkaufswagen gelegt hat, können doch eigentlich nur besser schmecken.
3. Gemeinsam Kochen
Mit einer Kinder-Küchenschürze ausgestattet (oder auch nicht) könnt ihr euch dann ans Werk machen. Je nach Alter können Kinder unter Anleitung zusammen mit Mama oder auch mal Papa Eier aufschlagen, weiches Gemüse schneiden, Salat waschen und schleudern, umrühren und Zutaten abwiegen helfen. Fast alle Kinder haben daran große Freude. Hilfreich in der Küche ist ein Lernturm, sodass die Kinder sicher auf Arbeitsplattenhöhe sind, oder ein extra Kinderarbeitsplatz weiter unten.
Natürlich dauert das Kochen dann auch etwas länger und das ist auch nicht täglich kindgerecht umzusetzen, aber das muss ja auch gar nicht sein. Übrigens kann man manche Mahlzeiten mit Plätzchenausstechern, Gemüsegesichtern und dergleichen verfeinern bzw. kindgerechter anrichten.
4. Tisch decken/ dekorieren
Den Tisch können auch Kinder mit 2 Jahren schon relativ selbständig decken, wenn Du die benötigten Utensilien bereitstellst oder die Küche so einräumst, dass alles, was benötigt wird, in den unteren Fächern ist.
5. Regelmäßige gemeinsame Essenszeiten am Tisch
Ein Familientisch heißt so, weil die ganze Familie zusammen sitzt. Das ist wichtig und trägt zu einem gesunden Essverhalten bei. Denn wenn Kinder sehen, wie die Großen (auch Geschwisterkinder) mit Genuss essen, sind sie viel eher bereit, auch zu probieren.
6. Schwierige Themen oder Ablenkung beim Essen vermeiden
Wichtig ist, dass die Atmosphäre am Esstisch frei von Stress und Druck sind. Besprecht keine Probleme, streitet nicht am Esstisch.
Stress am Essenstisch? Das sagt Jesper Juul zum Familientisch!
Fernseher, Laptop, Ipad und Handy sollten während des gemeinsamen Essens aus bleiben.
7. Besonderes Essen
Wie wär’s mal mit einem richtigen Fest zum Essen? Ein Picknick, ein Stockbrot am Lagerfeuer, ein Essen bei Oma, Raclette, ein Biergartenbesuch oder sogar Essen auf dem Wohnzimmerboden. Alles, was Spaß macht, fördert auch die Freude am Essen. Probier es aus.
Bildquelle: bigstockphoto.com – Milkos
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Hallo,
Mein Sohn ist 11 Monate alt, ich versuche schon länger mein Kind von Brei zu Beikost umzugewöhnen, aber er mag partout keine Stückchen, auch nicht die ab 8 Monats Gläschen. Er würgt und spuckt es nur aus. Karottensticks beißt er ab und zerkaut, aber schluckt es auch nicht runter, selbst Kekse will er nicht. Ich vermute ich habe ihn damit so gefrustet, dass er jetzt gar keinen Brei mehr will. Gerade mal Flasche geht immer.
Soll ich erstmal bei Flasche bleiben und langsam wieder mit Brei anfangen, um dann später mit Stückchen wieder zu versuchen oder ist das momentan nur ne Phase, dass er gar nichts will.
Hallo Ramona,
ich würde ihm auf jeden Fall weiter die Flasche geben, damit er satt wird und genug Nährstoffe hat. Wenn ihr beim Essen sitzt oder es sonst irgendwie passt, biete einfach andere geeignete Nahrungsmittel zum selbst bedienen an. So kannst Du sicher sein, dass Du ihn nicht drängst, aber auch nichts vorenthältst.
Viele Grüße,
Hanna
Meine Tochter ist seeehr viel leichter, als sie altersgemäß sein sollte. Wir haben es ärztlich abklären lassen, das Problem bleibt aber, sie isst einfach wenig. Ich stille sie immer noch, wenigstens, aber an manchen Tagen könnte ich schlicht heulen. Ich habe es sogar mit hochkalorischer Zusatznahrung versucht, leider mag sie die nicht. Also muss ich es über unser normales Essen schaffen, viele Nährstoffe in sie hineinzubekommen. Auf was würdest du bei der Rezeptauswahl achten?
Hallo Johanna,
ich würde darauf achten, dass sie genug Proteine isst. Das ist in unserer Ernährung leider immer schwierig. Du kannst versuchen, Hülsenfrüchte in Pizzateig, Brötchen, Muffins und Kuchen zu verstecken. Eier gehen bei vielen Kinder gut (zumindest entweder das gelbe oder das weiße). Ich kann mir vorstellen, dass die Verlockung groß ist, einfach das zu geben, was ihr am besten schmeckt – Hauptsache, sie isst irgendwas. Leider sind das dann meistens weiße Nudeln, Pommes und irgendwas mit Sonnenblumenöl aus einer Plastiktüte. Ich habe einen ähnlichen Fall im Bekanntenkreis beobachtet. Der Kleine war wirklich sehr, sehr dünn und auch sonst anstrengend. Also waren die Eltern froh, wenn er überhaupt irgendwas gegessen hat. Diese Phase merkt man bis heute deutlich – auch an der Waage, die geht jetzt nämlich höher als bei vielen Altersgenossen.
Ich weiß, das ist bestimmt total schwierig, aber versuch, sie trotzdem gesund und vollwertig zu ernähren. Gib ein Multinährstoffkonzentrat, wenn Du sonst Sorge hast, dass sie nicht alles bekommt, was sie braucht. Shakes gehen bei manchen Kindern auch gut, da kann man alles mögliche reinmischen 😉
Viele liebe Grüße,
Hanna