Gluten für Babys
Alles, was Du wissen musst
Babys dürfen ab Beikostreife glutenhaltige Getreidesorten essen, wenn auch erst einmal in kleinen Mengen. Aktuelle Studien zeigen, dass das die Gefahr, an einer Weizenallergie, Glutenunverträglichkeit oder Zöliakie zu erkranken, senken kann. Ein Baby glutenfrei ernähren macht also wirklich nur Sinn, wenn bereits eine Erkrankung oder Glutenunverträglichkeit vorliegt. Andernfalls kann es nachteilig für Kinder sein.
Studien belegen: Gluten ab dem 5. Monat
Lange war die Meinung verbreitet, zur Prävention vor Allergien und Unverträglichkeiten sollten Kinder im ersten Lebensjahr eben jene Lebensmittel meiden, die typischerweise solche Erkrankungen auslösen. Dazu gehört Gluten bzw. Weizen. Gluten ist ein Klebereiweiß, das neben Weizen auch in Roggen, Gerste, Dinkel, Grünkern und handelsüblichem Hafer enthalten ist. Das Gluten im Hafer hat eine andere Struktur und wird darum meist gut vertragen. Allerdings wird Hafer meist zusammen mit anderen Getreidesorten industriell verarbeitet und enthält darum immer noch Gluten aus Weizen und anderen Sorten. Es gibt auch Hafer, der kein Gluten enthält, das ist dann aber meist auf der Packung vermerkt.
Mittlerweile haben Wissenschaftler festgestellt, dass der frühe Verzicht auf Weizen bzw. Gluten nichts bringt. Im Gegenteil. Wie bei anderen Allergenen wird seit einigen Jahren auch beim Weizen empfohlen, ihn rechtzeitig anzubieten. Im Falle von Gluten, das nicht als Allergen gilt, sondern eine Unverträglichkeit auslösen kann, scheint es ein Zeitfenster zu geben, in dem sich das Verdauungssystem von Babys besonders gut daran gewöhnen kann. So haben Beobachtungsstudien gezeigt, dass Kinder spätestens im 7. Lebensmonat anfangen sollten, Gluten zu essen. Andernfalls erhöht sich das Risiko, an Zöliakie zu erkranken, um 25%.
Gluten-Allergie oder Unverträglichkeit?
Vielleicht bist Du, wie viele Anfangs, von den Begrifflichkeiten ein wenig irritiert. Deshalb will ich Dir kurz erklären, was der Unterschied ist zwischen einer Weizenallergie, Glutenunverträglichkeit und Zöliakie. Grundsätzlich bedeutet eine Allergie, dass das Immunsystem auf einen Stoff reagiert und Histamin ausschüttet. Unverträglichkeit bedeutet, dass etwas im Verdauungstrakt nicht verarbeitet werden kann.
Weizenallergie beim Baby
Weizeneiweiß kann eine entsprechende Allergie auslösen. Weizen gilt als eines der stärksten Allergene. Das hat dann nichts mit Gluten zu tun, sondern eben nur mit Weizenprotein.
Symptome einer Weizenallergie können sein:
- tränende, geschwollene oder juckende Augen
- laufende Nase
- Schwellungen, Brennen oder Jucken im Mund- und Rachenbereich
- Ekzeme auf der Haut
- Atemnot, Hustenreiz, Asthma
- Übelkeit, Erbrechen
- Bauchschmerzen, Blähungen
- Durchfall
Allergiesymptome treten unmittelbar nach dem Verzehr oder manchmal sogar nach dem Anfassen der Nahrungsmittel auf.
Glutenunverträglichkeit beim Baby
Wenn Dein Baby Gluten nicht verträgt, also nicht verdauen kann, spricht man von einer Glutenunverträglichkeit oder Glutensensitivität.
Dabei kommt es zu folgenden Symptomen:
- Bauchschmerzen
- Blähungen, Verstopfung
- Durchfall
- Müdigkeit, Erschöpfung
- aufgeblähter Bauch
- Appetitlosigkeit
- Kopfschmerzen
- Wachstumsverzögerungen
- Gewichtsstagnation oder -abnahme
- Eisenmangel
Im Gegensatz zu einer Allergie treten diese Symptome nicht unmittelbar nach Kontakt mit Gluten auf, sondern können auch sehr zeitverzögert sein.
Zöliakie
Zöliakie ist eine ernstzunehmende Autoimmunerkrankung, die bei Kindern zu starken Entwicklungsverzögerungen führen kann. Der Körper reagiert auf das Gluten und greift es an. Dadurch entstehen Entzündungen im Darm, die diesen langfristig schädigen. Darum können bei einer Zöliakie auch kleine Mengen Gluten zu ernsthaften Gesundheitsschäden und einem Nährstoffmangel führen. Eine Zöliakie kann angeboren sein, d.h. von Geburt an bestehen, oder im Laufe des Lebens einsetzen.
Die Symptome entsprechen in etwa der einer Glutenunverträglichkeit, allerdings sind Entwicklungsverzögerungen und gefährliche Nährstoffmangel häufiger. Eine Zöliakie muss unbedingt zeitnah diagnostiziert werden, um Gesundheitsschäden zu vermeiden. Mit einer streng glutenfreien Ernährung entwickeln sich Kinder ganz normal.
Glutenfreies Getreide für den Abendbrei?
Ob Du nun also Deinem Baby den Abendbrei glutenfrei gibst oder nicht, kannst Du frei entscheiden. Es gibt keinen Nachteil von glutenfreien Getreidesorten. Im Gegenteil, viele davon haben eine sehr hohe Nährstoffdichte und weniger Stärke als herkömmlicher Weizen. Ich persönlich würde einfach abwechseln.
Glutenfreie Getreidesorten sind zum Beispiel:
- Reis
- Mais
- Hirse
- Buchweizen
- Quinoa
- Amaranth
Auch Hülsenfrüchte wie Linsen und Bohnen sind glutenfrei, genauso wie Kartoffeln.
Glutenfreie Babynahrung gibt es auch als Fertiggläschen im Handel zu kaufen. Dein Baby darf diese Gläschen natürlich auch ohne Unverträglichkeit oder Allergie essen – aber es darf eben auch andere, glutenhaltige Babynahrung essen.
In meiner Lebensmittel-Fibel für Babys findest Du zahlreiche Infos zu verschiedenen Lebensmitteln. Wenn Du eines nicht findest, schreib mir unbedingt einen Kommentar oder eine Nachricht, damit ich das ergänzen kann!
Altersempfehlungen für andere Getreidesorten
Quellen:
- Pinto-Sánchez MI, Verdu EF, Liu E et al: Gluten introduction to infant feeding and risk of Celiac disease: A systematic review and Meta-analysis. Pediatr. 2015 Oct 20. pii: S0022-3476(15)01045-8. doi: 10.1016/j.jpeds.2015.09.032.
Bild: bigstockphoto.com – ©romrodinka
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