Hast Du Dich schon einmal gefragt, ob es Sinn machen würde, eine eigene Getreidemühle zu Hause zu haben? Früher war es Standard, frisch gemahlenes Mehl zu verwenden, ob aus der Mühle beim Müller oder aus eigener Herstellung – und auch heute gibt wieder mehr Menschen, die die Vorteile einer Getreidemühle zu schätzen wissen. Warum frisch gemahlenes Getreide für eine gesunde (Kinder) Ernährung förderlich sein kann, ist einfach erklärt.
Vollkornmehl statt Weißmehl ist gesünder
Jedes Getreidekorn besteht aus drei Teilen:
- Kleie: Die Hülle des Korns ist sehr ballaststoff- und vitaminreich.
- Keim: Der fetthaltige Keimling wartet im Inneren des Korns darauf, eine neue Pflanze zu bilden.
- Endosperm: Der stärkehaltige Hauptteil des Korns.
In industriell verarbeitetem Weißmehl werden Kleie und Keimling durch mehrfache Siebprozesse aussortiert. Dadurch bleibt nur die Stärke aus dem Endosperm zurück, welches als sog. „Auszugsmehl“ bis zu zwei Jahren haltbar ist. Der Großteil an Vitaminen, Ballaststoffen und Mineralien wird mit Kleie und Keim aussortiert und als Tierfutter verwendet.
Im Vollkornmehl werden diese Bestandteile (teilweise) belassen. Vollkornprodukte wie Vollkornbrot oder Vollkornnudeln bestehen aus mindestens 90% Vollkornmehl. Allerdings ist das in der Regel industriell verarbeitetes Vollkornmehl. Das heißt, es ist deshalb so lange haltbar, weil der Keimling zuerst ausgesiebt, thermisch behandelt und dann wieder zum Mehl gegeben wurde.
Frisches Mehl mit Vitaminen statt Zusatzstoffen
Auch gekauftes Vollkornmehl ist hat also nicht alle Vitamine und Mineralstoffe des ganzen Korns. Denn sonsten würden die Fettsäuren aus dem Keimling in Verbindung mit Sauerstoff sofort anfangen, zu oxidieren. Das Mehl wäre nur wenige Tage haltbar, danach wäre es „ranzig“ und würde nicht mehr schmecken. Das ist der Grund, warum früher, vor der industriellen Herstellung von Mehl, Getreide statt fertigem Mehl gelagert wurde. Dort ist der Keimling fest umschlossen und kann nicht ranzig werden.
Das gesündeste, natürlichste Mehl kommt also frisch aus der eigenen Getreidemühle. Es ist nicht hitzebehandelt oder gesiebt, sondern enthält das gesamte Korn. Dass dieses Vollkornmehl nicht so gut schmeckt wie industriell gemahlenes Weißmehl, hat seinen Grund. Denn Weißmehl besteht zu fast 100% aus Stärke, die chemisch dem Zucker sehr ähnlich ist und im Mund bzw. Magen auch zu solchem umgewandelt wird. Das erspart dem Körper Arbeit, genauso wie die Aufnahme von purem Zucker, deshalb reagiert unser Geschmackssinn sehr positiv darauf. Allerdings gibt es ein solches Überangebot an purer Stärke und Zucker erst seit wenigen Jahrzehnten. Unser Körper ist darauf (noch) nicht eingestellt.
Stärke ist also schnell und einfach für den Körper zu verarbeiten, allerdings bietet er keinen Mehrwert darüber hinaus. Die Form von Weißmehl, das Fehlen der Vitamine, Nährstoffe, Spurelemente und Ballaststoffe, die ausgesiebt wurden, ist unnatürlich und ungesund. Vor allem in großen Mengen.
Andere Getreidesorten mahlen
Das am häufigsten verwendete und kostengünstigste Mehl ist Weizenmehl. Das liegt daran, dass Weizen sehr stark kultiviert und daher günstig zu produzieren ist. Besonders gesundes Getreide ist er leider nicht, denn über die Jahrhunderte wurde er mehr und mehr kultiviert und enthält daher viel mehr Gluten als ursprüngliches Korn. Darauf reagieren viele Menschen allergisch oder mit einer Unverträglichkeit.
Mit einer eigenen Getreidemühle lassen sich auch problemlos Alternativen wie Dinkel (fast geschmacksidentisch mit Weizen, aber weniger überzüchtet), Roggen, Hafer, oder Gerste mahlen. Auch Pseudogetreide wie Quinoa oder Amaranth kann man mit einer Getreidemühle verarbeiten. Sie enthalten viel mehr Eiweiß und Mineralien als Getreide. 50-70% ihrer Fettsäuren sind ungesättigte, d.h. gesündere Fettsäuren. Auch Linsen, Mais oder Reis kann man zu Mehl mahlen.
Was ist die beste Getreidemühle?
An einer Getreidemühle für zu Hause ist wichtig, dass sie nicht mit Temperaturen über 30° C mahlt. Das ist in der Regel bei Steinmahlwerken der Fall. Die Kosten für eine neue Getreidemühle liegen bei 150 – 1000 EUR, je nach Hersteller und Modell. Es spricht aber auch nichts dagegen, ein gebrauchtes Gerät zu kaufen – außer dass die 2-jährige Garantie dadurch entfällt. Eine Getreidemühle kann man am besten online kaufen, Fachgeschäfte gibt es meines Wissens nicht. Das heißt, online gibt es die größte Auswahl und auch alle nötigen Informationen, um in Ruhe zu vergleichen.
Welche Getreidemühle die Beste ist, hängt wie so oft von Deinen Anforderungen an. Auf diese Punkte solltest Du achten:
- Es gibt Gehäuse aus Metall, Kunststoff oder Holz. Während Metall am langlebigsten ist, sieht Holz am schönsten aus. Dafür sind Mühlen aus Holz oft teurer. Für die Funktion macht das keinen Unterschied.
- Es gibt Handmühlen und elektrisch betriebene Mühlen. Sofern Du die Getreidemühle nicht nur ein paar Mal im Jahr nutzen möchtest, sondern regelmäßig, ist ein Elektroantrieb sehr empfehlenswert.
- Motorleistung: Die Watt-Zahl des eingebauten Motors ist entscheiden dafür, wie viel Mehl pro Minute gemahlen werden kann. Für sehr hartes Getreide wie Mais ist eine hohe Motorleistung erforderlich.
- Art des Mahlwerkes: Es gibt Mahlwerke aus verschiedensten Materialien. Am häufigsten ist Stein und Edelstahl. Ideal ist ein Mahlwerk auf Steinen, die gegeneinander reiben. Denn jedes Mahlwerk verschleißt langsam und es geraten kleinere Partikel in das Mehl. Während Stein da völlig unbedenklich ist, haben bei Kunststoff oder Edelstahl viele Eltern Bedenken. Ein Mahlwerk aus Stein erhitzt außerdem nicht so schnell, wodurch die Vitamine im Korn erhalten bleiben. Der einzige Nachteil eines Steinmahlwerkes: Es können keine Ölsaaten gemahlen werden, weil es dadurch verkleben würde.
- Größe und Gewicht: Überlege Dir vor dem Kauf, wo die Getreidemühle stehen soll. Wenn sie im Schrank verschwinden soll, wenn nicht genutzt, muss sie nicht so ansehnlich sein, sollte dafür aber nicht zu groß und schwer sein.
Eine sehr bemühte Getreidemühle für Einsteiger ist die Komo Getreidemühle „Fidibus 21“: Sie ist klein, hat ein schönes Holzgehäuse und ein Mahlwerk aus Keramik-Stein. Ich habe vor einigen Jahren die „Fidibus Medium“ von meinem Mann als Geschenk bekommen und bisher bin ich mehr als zufrieden! Wir verwenden die Getreidemühle fast täglich und haben auch noch einen Elektroflocken „FlockMan“ dazu gekauft, mit dem wir täglich unsere Haferflocken fürs Frühstück frisch quetschen. Denn die Vorteile von gemahlenem Getreide kannst Du 1:1 auf frisch gequetschte Haferflocken übertragen.
Auf Pinterest merken: