Bevor ich Kinder hatte, waren Durchfall und Erbrechen etwas sehr, sehr seltenes für mich. Doch spätestens seit dem Kleinkindalter meines ersten Kindes scheinen diese Symptome irgendwie an der Tagesordnung zu sein. Worauf muss ich achten, wenn mal wieder ein fieser Erreger umgeht? Und was tue ich, wenn mein Baby das Essen verweigert nach einem Magen-Darm Virus?
Baby verweigert Essen nach Magen-Darm – das ist der Grund
Bei einer Magen-Darm-Erkrankung wird in sehr kurzer Zeit sehr viel Flüssigkeit ausgeschieden. Das dient auch zum Schutz des Körpers, denn die Erreger werden damit größtenteils ausgeschieden. Allerdings fehlt dem Körper nun nicht nur Flüssigkeit, sondern auch verschiedene Salze (Elektrolyte), die wasserlöslich sind.
Bei diesem Prozess wird außerdem die Darmflora ordentlich in Mitleidenschaft gezogen. Wenn der Infekt überstanden ist, muss sich diese erst wieder richtig aufbauen – und das dauert einige Tage bis Wochen. In dieser Zeit kann es gut sein, dass Dein Baby nichts essen möchte. Vielleicht ist ihm noch übel oder es fehlt einfach der Appetit.
In keinem Fall solltest Du Dein Kind in diesen Tagen zum Essen zwingen. Von Außen ist es unmöglich, zu beurteilen, ob die Erkrankung tatsächlich schon überstanden ist und warum Dein Baby das Essen verweigert. Magen-Darm ist zwar meistens harmlos, aber eben auch sehr unangenehm.
Auf Flüssigkeitshaushalt achten
Viel wichtiger ist es, dass Dein Kind genug Flüssigkeit aufnimmt. Denn Austrocknung (Dehydration) ist die tatsächliche Gefahr bei Magen-Darm Infekten. Grundsätzlich gilt: Je jünger, desto gefährlicher! Besonders alarmiert solltest Du sein, wenn eine Kombination aus Fieber und Brech-Durchfall auftritt. Das kann binnen kurzer Zeit zur Austrocknung und dann zum Kreislaufversagen führen.
Dass Dein Kind dehydriert ist, erkennst Du an folgenden Symptomen:
- schnelle Gewichtsabnahme
- Hautfalten bleiben Stehen
- dunkler, konzentrierter Harn
- eingesunkene Fontanelle
- Mundgeruch
- weiß belegte Zunge
- Augen sind eingesunken
- Trinkschwäche bei Säuglingen
- trockene Windeln
- Solltet ihr eines oder mehrere der o.g. Symptome bei eurem Kind beobachten, dann solltet ihr das Kind unbedingt ärztlich untersuchen lassen (Kinderarzt bzw. Notaufnahme Kinderklinik) .
Wenn Du solche Symptome bei Deinem Baby bemerkst oder der Gesamtzustand sehr schlecht ist, solltest Du unbedingt zum nächsten Kinderarzt oder besser gleich in die Notaufnahme fahren. Um schlimmeres zu verhindern, braucht Dein Kind wahrscheinlich medizinische Hilfe und Infusionen mit einer Elektrolyten-Lösung. Im Zweifel würde ich lieber einmal zu oft, als einmal zu wenig fahren. Niemand wird Dich dort belächeln oder wegschicken, im Gegenteil. Mediziner gehen ebenfalls auf Nummer sicher und behandeln lieber ein geschwächtes Kind, als ein wirklich dehydriertes.
Damit es gar nicht erst so weit kommt, achte während der akuten Infektion darauf, dass Dein Baby trinkt. Bei Stillkindern ist das oft einfacher als bei Flaschenkindern, denn Muttermilch ist sehr viel leichter verdaulich. Bei größeren Babys kannst Du zusätzlich eine Elektrolyten-Glucose-Mischung aus der Apotheke geben.
Kostaufbau nach Magen-Darm: So kann Dein Baby langsam wieder anfangen zu essen
Wenn das Gröbste überstanden ist dauert es, wie gesagt, noch einige Tage, bis der Organismus sich vollständig erholt hat. Die Darmflora ist geschwächt und Dein Kind wahrscheinlich auch. Es wird sich viel ausruhen und schlafen – und vielleicht weiterhin das Essen verweigern. Das ist, solange es ausreichend trinkt, nicht unbedingt ein Grund zur Sorge. Lass ihm etwas Zeit und fange mit geeigneten Nahrungsmitteln wieder an.
Denn Frucht- und Milchzucker werden in dieser Zeit manchmal schlecht vertragen, ebenso sehr fettige Speisen. Daher solltest Du auf leichte Kost achten, keine unverdünnten Säfte oder Milch, keine fetten oder frittierten Speisen anbieten.
Am zweiten Tag nach dem Infekt kannst Du langsam anfangen mit trockenen Nahrungsmitteln wie
- Salzcracker oder Salzstangen
- Zwieback
- Banane
- geriebener Apfel (mit Schale) hilft bei der Stuhleindickung (mit Reiben wird Pektin freigesetzt)
- anbieten
Wenn das gut klappt, kannst Du es am dritten Tag mit etwas gehaltvolleren, aber immer noch fett- und säurearmen Lebensmitteln versuchen:
- Kartoffeln
- Nudeln
- Reisbrei (mit Wasser)
- fettarme Gemüsesuppe, z.B. Karottensuppe
Wenn Dein Kind drei Tage lang fieber- und symptomfrei war, kannst Du theoretisch wieder zur normalen Kost übergehen. Theoretisch, denn wenn Dein Baby weiterhin die Nahrung verweigert, solltest Du ihm nach der Magen-Darm Infektion einfach noch etwas Zeit lassen.
Wenn Du stillst, solltest Du weiterhin nach Bedarf stillen, also wie Dein Baby danach verlangt. Eine Nahrungspause gegen den Willen Deines Babys, egal ob Muttermilch oder feste Nahrung, ist niemals nötig.
Unterstützen kannst Du den Prozess des Darmfloraaufbaus auch durch ein wenig Naturjoghurt, vielleicht auch Darmbakterien-Präparate aus der Apotheke. Dort gibt es für kleinere Säuglinge auch sogenannte Heilnahrung. Ob das wirklich nötig ist, oder ob etwas Joghurt ausreicht, kannst Du als Elternteil vielleicht am besten beurteilen. Ansonsten frag ruhig den Kinderarzt.
Wann muss ich bei Magen-Darm zum Arzt
Immer, wenn Du Dich unsicher fühlst und ärztlichen Rat brauchst, kannst Du zum Kinderarzt oder in die Notaufnahme gehen. Auch, wenn Du denkst, dass Du wahrscheinlich übertreibst – oft können wir Eltern als Laien das nicht zu 100% einschätzen.
Andererseits musst Du aber nicht wegen jedem Durchfall oder jedem Mal, wenn Dein Kind erbricht, zum Arzt. Denn abgesehen von der Austrocknung sind diese Symptome nur in seltenen Fällen, zum Beispiel bei einer Vergiftung, wirklich gefährlich. Eine kurze Durchfall-Episode oder ein paar Mal Erbrechen lassen sich meistens zu Hause gut auskurieren.
Ein wichtiger Anhaltspunkt, ob Du zum Arzt oder ins Krankenhaus musst, ist das Körpergewicht. Wenn Du das regelmäßig prüfst, kannst Du bei einer Magen-Darm-Erkrankung auch zuverlässige Angaben darüber machen, wie viel er oder sie verloren hat. Nimmt ein Baby oder Kleinkind mehr als 5% seines Körpergewichts ab, solltest Du auf jeden Fall zum Arzt. (Bei 10 kg sind das nur 500g!)
Wenn Dein Kind apathisch ist, deutliche Anzeichen einer Dehydrierung (s.o.) aufweist oder hohes Fieber hat, gibt es nichts mehr zu überlegen. Am besten du fährst in die nächste Notaufnahme.
Bei sehr starkem Durchfall, wenn der Durchfall mehr als 2 Tage andauert, blutigem oder sehr schleimigem Durchfall solltest Du schnell zum Kinderarzt oder ins Krankenhaus.
Sei Dir bitte auch im Klaren, dass Magen-Darm sehr ansteckend ist. Versuche darum, den Kontakt zu anderen Menschen zu meiden und gib gleich bei der Anmeldung im Krankenhaus oder in der Arztpraxis Bescheid, was los ist. So können geeignete Maßnahmen zur Isolation getroffen werden und andere sind vor Ansteckung geschützt.
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