Verstopfung beim Baby – ist die Beikost schuld?

Wenn Säuglinge mit fester Nahrung beginnen, wird der Stuhl ebenfalls fester. Aber was ist, wenn er zu fest wird? Ab wann spricht man von Verstopfung beim Baby, wird sie durch Beikost verursacht und was können wir Eltern dagegen tun? Eine Erklärung und Leitfaden. 

Warum der Stuhl mit Beikosteinführung fester wird

Dass der Stuhl mit der Beikosteinführung fester wird, ist natürlich völlig normal. Immerhin ist ja die Konsistenz der aufgenommen Nahrung eine ganz andere. Man spricht bei gestillten Babys jetzt nicht mehr vom Muttermilchstuhl, der bei manchen Babys täglich mehrere Male kommt. Weil Brei oder Fingerfood nicht so leicht verdaulich ist und auch nicht so viel Flüssigkeit enthält wie Milch, dauert es länger, bis der Nahrungsbrei den Verdauungstrakt passiert hat. Das macht auch Sinn, denn jetzt müssen die Verdauungsenzyme ordentlich arbeiten, um die Nährstoffe zu extrahieren. Würde die Verdauung weiterhin so schnell gehen, würden viele Nährstoffe unverdaut wieder ausgeschieden.

Und auch wenn Dein Säugling sicherlich weiterhin Muttermilch oder Fläschchen bekommt, so trinkt es doch nach und nach weniger Milch. Das Saugen, welches ja auch die Verdauung anregt, wird reduziert. Gleichzeitig fällt auch der in der Milch enthaltene Milchzucker weg, der abführend wirkt. Ebenso probiotische Bakterien in der Muttermilch. 

Hat mein Baby wirklich Verstopfung?

Im besten Fall kommen Kinder mit dieser Veränderung gut klar, aber leider ist es nicht unüblich dass Kinder jeden Alters unter Verstopfung leiden. Bis zu 15% aller Säuglinge sollen unter chronischer Verstopfung leiden, Tendenz steigend.

Ob es sich wirklich um Verstopfung handelt, erkennst Du an folgenden Merkmalen: 

  • Es kommt über mehrere Tage kein Stuhl oder
  • häufiger nur sehr harte, dicke und trockene Knödel
  • Dein Kind hat sichtlich Mühe oder sogar Schmerzen beim Ausscheiden.
  • Der Bauch ist dick, hart und gebläht. 
  • Dein Säugling hat weniger Appetit. 

Natürlich müssen nicht alle Anzeichen gleichzeitig zutreffen, damit man von Verstopfung spricht. Du kennst als Elternteil Dein Kind am besten und merkst vermutlich sehr schnell, wenn es nicht „rund läuft“ in Sachen Verdauung. 

Warum hat mein Verstopfung?

Doch woran liegt es eigentlich, dass viele Babys gut mit der Umstellung klar kommen und andere weniger? 

1) Darmflora und Verdauung

Die Verdauung eines Neugeborenen ist noch nicht bereit für andere Nahrung als Milch. Erst im Laufe der ersten Lebensmonate baut sich die Darmflora und das Verdauungssystem so weit auf, dass es mit fester Nahrung umgehen kann. Denn im Gegensatz zur Milch ist der Nahrungsbrei nicht so leicht verdaulich, es benötigt entsprechende Verdauungsenzyme, -bakterien und Darmperistaltik. Gleichzeitig bilden sich übrigens auch die oralen und motorischen Fähigkeiten so weit aus, dass ein Säugling feste Nahrung aufnehmen kann. 

Wenn der Beikost Start beim Baby Verstopfung verursacht, kann es also sein, dass ihr zu früh angefangen habt. Damit sind Verdauungsbeschwerden wahrscheinlicher. Prüfe dann nochmal, ob die Beikostreifezeichen erfüllt sind. Wenn nicht, macht eine Beikost Pause, in der Dein Baby wieder von Milchnahrung ernährt wird. Prüfe dann regelmäßig, ob sich die sichtbaren Fähigkeiten weiterentwickelt haben. 

2) Zu schnell zu viel Beikost

Leider suggeriert der klassische Beikostplan immer noch, dass relativ schnell ganze Milchmahlzeiten durch Breimahlzeiten ersetzt werden sollen. Auch Grammangaben führen bei vielen Eltern zur Einschätzung, dass sie eine recht große Portion in ihr Kind bekommen sollten. Dabei sagt man, ist das Magenvolumen eines Kindes nur so groß wie seine Faust – sehr klein also! 

In diesem Fall kann es helfen, die Portionsgrößen zu reduzieren (und wirklich auf die Zeichen des Babys zu achten, wie viel es essen möchte!) und in zeitlicher Nähe zur festen Beikost auch Flaschen- oder Muttermilch zu geben. 

3) Bewegungsmangel

Laut Studien bewegen sich etwa 80 Prozent der Kinder zu wenig – auch Säuglinge sind von dieser Problematik häufig nicht ausgenommen. Statt sich auf einer geeigneten Unterlage bewegen zu dürfen, verbringen sie täglich viel Zeit in einer mit 5-Punkt-Gurten gesicherten Sitzgelegenheit, z.B. Autoschale, Kinderwagen oder Babywippe. Auch Medienkonsum sorgt dafür, dass Kinder sich in dieser Zeit nicht bewegen. Bildschirmmedien haben in der Nähe von Babys und Kleinkindern schon allein darum nichts verloren.

Wenn Dein Baby mit der Beikost unter Verstopfung leidet, stelle darum sicher, dass es sich ausreichend bewegt!

4) Schlafmangel

Laut Studien wirkt sich auch Schlafmangel negativ auf die Verdauung aus – wie auch auf das allgemeine Wohlbefinden. Aber für möglichst viel Schlaf bei Deinem Kind sorgst Du wahrscheinlich ohnehin schon. 

5) Flüssigkeitsmangel

Mit beginnender Beikost sollten Babys auch zusätzlich trinken, zunächst in kleinen Mengen. Die DGE empfiehlt für Babys ab Beikost 400 ml zusätzliche Flüssigkeit. Biete also häufiger einen Becher mit Wasser an, wenn Dein Kind Verstopfung hat – aber nötige es bitte niemals zu trinken! 

6) Stopfende Beikost

Einigen Beikost-Lebensmitteln wird nachgesagt, dass sie den Verdauungsbrei andicken und darum Verstopfung begünstigen können. Unter anderem kannst Du darum folgende Lebensmittel ersetzen, wenn Dein Baby Verstopfung hat: 

  • Weißmehlprodukte
  • weißer Reis
  • Karotte
  • Karottensaft
  • unreife Banane

7) chronische Erkrankungen

Unverträglichkeiten, Zöliakie oder Lebensmittelallergien können die Verdauung ebenfalls stören. Auch eine Krankheit namens Morbus Hirschsprung führt zu chronischer Verstopfung. Deshalb sollten Verstopfungen, die über mehrere Wochen anhalten bzw. immer wieder kehren, vom Arzt abgeklärt werden. Aber natürlich ist die Wahrscheinlichkeit für eine solche Problematik insgesamt sehr gering, keine Sorge. 

8) Magen-Darm-Infektion

Viel wahrscheinlicher ist es, dass das Verdauungssystem Deines Kindes durch Stress, einen gestörten Schlafrhythmus oder eine überstandene Infektion durcheinandergekommen ist. 

Beikost gegen Verstopfung

Was lockert den Stuhl bei Babys auf? Zunächst kannst Du versuchen, viele solche Lebensmittel in die Beikost zu integrieren, die stuhlauflockernd oder leicht abführend wirken. Dazu zählen: 

  • Obst mit viel Fruchtzucker, z.B. Pflaume / Zwetschge, Birne, ApfelPfirsichAprikose
  • Ballaststoffreiche Lebensmittel wie Brokkoli, Blumenkohl, Vollkorngetreide, Hülsenfrüchte, Haferkleie, Chiasamen
  • probiotische Lebensmittel wie frisches Sauerkraut (gekühlt, nicht aus der Tüte), Joghurt oder Joghurt-Alternativen), Wasserkefir, fermentiertes Gemüse
  • zusätzliches Öl in der Beikost (Distelöl gilt als Geheimtipp)

Verstopfung beim Säugling: Hausmittel oder Arztbesuch?

Verstopfung Baby Beikost – wann zum Arzt? Wenn Dein Kind sich dauerhaft unwohl fühlt und weint oder die Nahrung verweigert, solltest Du gleich zum Arzt gehen.

Ansonsten kannst Du, bevor Du zu Medikamenten für Dein Kind greifst, zunächst natürliche Mittel versuchen. Denn der Großteil der Medikamente hat negativen Einfluss auf die Darmflora und ich würde sie nur im Notfall empfehlen. Bitte gib keine Medikamente ohne Rücksprache mit dem Arzt, das gilt auch für Kümmelzäpfchen. Auch Einläufe oder andere „Abführhilfen“ am Anus darfst Du nicht einfach auf eigene Faust anwenden. 

Stattdessen kannst Du zunächst folgende Hausmittel beim Baby versuchen, wenn es Verdauungsbeschwerden oder Verstopfung durch Beikost hat: 

  • Wärme (Kirschkernkissen, Badewanne)
  • Massagen (Bauch- oder Fußmassagen)
  • Bewegung („Radfahren“ in Rückenlage)
  • Babytrage(tuch)
  • Abhalteposition

Baby Beikost Verstopfung – wie lange dauert es?

Wie lange es dauert, bis sich der Darm an die Beikost gewöhnt hat, kann Dir niemand mit Sicherheit sagen. Denn da ist jedes Kind individuell und während es bei manchen zu gar keinen Problemen kommt, plagen sich andere über viele Monate. Unterstützen kannst Du die Darmflora Deines Kindes durch entsprechende Ernährung und indem Du möglichst lange, auch über den ersten Geburtstag hinaus, stillst. 

Hast Du mit Verstopfung bei Baby mit der Beikost Erfahrungen, die Du mit anderen Mamas teilen kannst? Schreib es in die Kommentare!

Quellen:

Auf Pinterest merken: 

Verstopfung beim Baby ist die Beikost schuld 9253587

Schreibe einen Kommentar