Im Babyalter ist es meist noch verhältnismäßig einfach zu beurteilen, ob ein Kind genug trinkt. Je älter und aktiver sie werden, desto häufiger kommt bei Eltern die Sorge auf: Mein Kind trinkt zu wenig. In ihrer Sorge fangen dann einige an, auf Säfte, Softdrinks oder Kakao zurückzugreifen – in der Hoffnung, dem Kind so mehr Flüssigkeit einflößen zu können. Doch ist das wirklich nötig? Woher weiß ich, wie viel Wasser zu wenig ist? Was kann ich unternehmen, damit mein Kind mehr trinkt?
Trinkt mein Kind wirklich zu wenig?
Nur Wahrnehmung?
Zunächst einmal habe ich mir die Frage gestellt, ob das “zu wenig trinken” eigentlich wirklich der Realität entspricht oder nur von manchen Eltern so wahrgenommen wird. Immerhin kenne ich das Phänomen vom Bereich der Nahrungsaufnahme. Während Erwachsene davon sprechen, dass das Kind nicht essen würde, isst es bei genauerem Hinsehen sehr wohl – nur eben nicht so, wie die Erwachsenen es sich vorstellen. Kann es sein, dass es sich beim Trinken genauso verhält? Immerhin stehen die wenigsten von uns mit dem Messbecher daneben und kontrollieren genau, wie viel Flüssigkeit ins Kind gelangt.
Bevor Du Dir allzu große Sorgen machst, pass mal ein paar Tage genau auf, was und wie viel Dein Kind tatsächlich trinkt – und wie viel flüssigkeitsreiche Lebensmittel (z.B. Suppe, Gurke, Obst) es zu sich nimmt. Achte auch auf den Gesamtzustand Deines Kindes und ob Du irgendwelche Beeinträchtigungen in Gesundheit oder Verhalten beobachten kannst. Wenn ein Kind gesund und fit ist und sich gut entwickelt, kann man dann nicht davon ausgehen, dass es genug trinkt?
Kann zu wenig trinken schaden?
Und wenn man trotzdem davon ausgehen müsste, dass es zu wenig Flüssigkeit aufnimmt, kann das langfristig Schäden bei einem Kind anrichten? Die meisten Eltern, mit denen ich gesprochen habe, haben dazu vom Kinderarzt folgenden Tipp bekommen: Wenn ein gesundes Kind regelmäßig etwas zu trinken angeboten bekommt, wird es irgendwann auch trinken – und zwar genug. Nur wenige berichten, dass Ärzte – und zwar Fachärzte – anderer Meinung sind. Demnach müsste man schon darauf achten, dass ein Kind genug trinkt, sonst drohen
- Dehydrierung
- Blasenentzündungen
- Nierenschwäche
Tatsächlich hat auch eine 2011 durchgeführte Studie zur Ernährung von Kleinkindern in Deutschland, die sogenannte GRETA-Studie, ergeben, dass Kinder im Durchschnitt zu wenig trinken, dafür aber zu viel Süßigkeiten, Wurst und Fleisch essen. Demzufolge solltest Du also die Flüssigkeitszufuhr für Dein Kind tatsächlich im Auge behalten – genauso wie den Rest der Ernährung.
Wie viel ist zu wenig?
Und wie erkenne ich nun konkret, ob die aufgenommene Flüssigkeit “zu wenig” ist? Zunächst einmal kannst Du Dich an den täglichen Referenzwerten vom “Forschungsinstitut für Kinderernährung Dortmund GmbH” orientieren:
- Ab dem 6. Lebensmonat (bzw. für Babys, die schon Brei löffeln): ca. 200 ml
- Ab 1 Jahr: ca. 700 ml
- Ab 3 Jahre: ca. 800 ml
- Ab 6 Jahre: ca. 1 l
Allerdings sind das, wie gesagt, nur Richtwerte. Jedes Kind ist individuell und es zählt nicht nur getrunkene Flüssigkeit, sondern auch solche, die Kinder über wasserreiches Obst und Gemüse (z.B. Wassermelone, Gurke, Tomaten) oder Suppe aufnehmen. Meine Jungs zum Beispiel kommen nicht auf den angegebenen Wert, essen aber den Tag über sehr viel Obst.
Zielführender scheint es mir also, auf den Gesamtzustand eines Menschen zu achten. Gibt es irgendwelche Anzeichen, dass ein Kind zu wenig trinkt? Als erstes würdest Du merken:
- Der Urin ist relativ dunkel gefärbt.
- Kind hat Verstopfung bzw. sehr harten Stuhlgang.
- Es hat schubweise großen Durst.
- Du bemerkst ungewöhnliche Konzentrationsschwierigkeiten.
- Es klagt über Kopfschmerzen, Schwindel, Bauchschmerzen oder diverse andere Schmerzen und
- wirkt müde und antriebslos.
Beachte: Natürlich bedeuten Verstopfung, Kopfschmerzen oder Abgeschlagenheit nicht immer, dass das Kind zu wenig trinkt. Es gibt viele andere mögliche Ursachen dafür.
Wenn Dein Kind wirklich dauerhaft zu wenig trinkt, könnte im Extremfall eine echte Dehydrierung drohen. Diese äußert sich folgendermaßen:
- Kein oder nur sehr, sehr wenig Urin über einen längeren Zeitraum.
- Wenn noch vorhanden, sinkt die Fontanelle ein.
- Bei Druck auf die Haut bleibt eine Eindellung zu sehen bzw. aufgestellte Haut bleibt kurz “stehen”.
Eine echte Dehydrierung sollte unbedingt ärztlich behandelt werden. Ich kenne allerdings keinen Fall, wo das bei einem gesunden Kind wirklich passiert ist. Klärt mich gerne auf, wenn ich mich irre. Bei kranken und fiebrigen Kindern dagegen kann es schon passieren, dass es im Krankenhaus behandelt werden muss, wenn es nicht trinkt. Angeblich passiert das so gut wie nie, wenn Kinder noch gestillt werden.
Kind zum trinken animieren
Nun aber zum wichtigsten Teil: Wie kann ich mein Kind, ganz ohne Stress und Zwang, dazu bringen, dass es mehr trinkt? Denn immerhin ist trinken auch eine Art Angewohnheit, das kennt ihr bestimmt auch von euch selbst. Ich habe dazu folgende Tipps gesammelt – sowohl in meinem Alltag mit zwei Kindern, als auch im Austausch mit anderen Eltern:
- Vorbild sein: Wenn Du selbst Wasser trinkst, lass Dein Kind das sehen.
- Regelmäßig anbieten: Stelle Deinem Kind regelmäßig Wasser hin und frage, ob es trinken möchte. Die Frage allein ist häufig zu abstrakt und das Kind abgelenkt durch andere Sachen, wenn sie aber ein volles Glas sehen, trinken viele doch.
- Selbstbedienung möglich machen: Durch einen Wasserspender oder eine griffbereite Trinkflasche sollte Dein Kind immer trinken können, wenn es Lust dazu hat
- Wasser mit Sprudel
- Wasser mit Eiswürfeln oder Eiswürfel pur
- Wasser mit gefrorenen Früchten
- Einen Strohhalm zum Trinken geben
- Eine ungewöhnliche oder lustige Trinkflasche anbieten; auch aus einem leeren Quetschie trinken kann Spaß machen (es gibt auch wiederverwendbare Quetschbeutel)
- Ein besonderes Glas geben
- Aus einem Kännchen selbst Wasser ins Glas gießen lassen
- Gemeinsam kleine Gläschen leer trinken, z.B. Schnapsgläser
- Routinen einführen, z.B. immer zum Frühstück oder nach dem Zähneputzen etwas trinken
Milch, Fruchtsäfte oder zuckerhaltige Getränke anbieten sollte dagegen nie die Lösung sein. Denn das schadet nicht nur den Zähnen, sondern auf Dauer auch der Gesundheit. So tragen gezuckerte Getränke dazu bei, dass Kinder übergewichtig werden und sich dadurch weniger bewegen. Auch Light-Getränke sind nicht viel besser, denn sie enthalten neben viel Chemie auch Süßstoffe, die das Hungergefühl anregen und Dein Kind unnötig an süße Getränke gewöhnen. Bei uns gibt es die Regel: Wer Durst hat, trinkt Wasser. Andere “Getränke” wie Saft, Milch oder Limo ist eine andere Kategorie – die trinken wir, weil wir Lust darauf haben.
Auf Pinterest merken:
Hallo Hanna, ich stoße immer wieder auf den Hinweis, dass Kakao oft schadstoffbelastet ist, sowohl mit Mineralölkohlen-wasserstoffen sowie Cadmium. Ich finde aber keine Empfehlung, welche Sorten unbelastet sind. Weißt du etwa dazu? Kakao gehört für uns zu den wichtigsten Zutaten im Nachtisch:)
Hallo Johanna,
auf die Schnelle weiß ich nichts, aber werde da mal recherchieren 😉
Liebe Grüße,
Hanna