Du fragst Dich, ab wann Dein Baby den Pinzettengriff kann? Laut Untersuchungsheft sollte ein Kind den Pinzettengriff (d.h. einen kleinen Gegenstand zwischen Daumen und gestrecktem Zeigefinger greifen) zwischen dem 10. und dem 12. Lebensmonat beherrschen. Alles davor ist toll – alles danach ist normalerweise auch kein Drama.
Ist ein Kind schneller, gibt es kein Fleißbildchen, ist ein Kind langsamer, gibt es womöglich einen Eintrag vom Kinderarzt im Untersuchungsheft. Dem Himmel sei Dank muss man dieses Untersuchungsheft samt seiner etwaigen Bemerkungen (noch) nicht beim Bewerbungsgespräch viele Jahre später vorlegen. Dort spielt es keine Rolle, wann bzw. wie schnell Pinzettengriff, erstes Laufen, etc. erlernt wurden. In Kinder-Krabbel-Brabbel-Gruppen dagegen wird das „welches Kind kann was wie schnell Quartett“ oft gespielt. Essen, Laufen und Sauberwerden schaffen früher oder später alle gesunden Kinder. Grundsätzlich gilt auch hier der Satz für nahezu alle Lebenslagen: NIE, NIEMALS ausschließlich von anderen beeinflussen oder durcheinanderbringen lassen! Hört auf Euren Verstand und Euren Mutter-/ Vaterinstinkt (= gesundes Bauchgefühl)!
Wozu benötigt mein Kind den Pinzettengriff?
Der Pinzettengriff ist einer der vielen Meilensteine in der motorischen Entwicklung des Kindes. Sobald das Kind nicht mehr Gegenstände mit dem Fäustchen umschließt, sondern gezielt aufnimmt, ist auch die Grundlage für spätere Beschäftigungen wie z.B. Puzzle spielen, Malen, Schreiben gelegt. Das Baby hat mit Erlernen des Pinzettengriffes verstanden seinen Daumen und seinen Finger als Werkzeug zu benutzen. Dabei drückt es den ausgestreckten Daumen und den ausgestreckten Finger ähnlich wie eine Pinzette zusammen um damit Essbares oder auch mal nicht Essbares aufzuheben. Mit Erlernen dieser Feinmotorik sind nun fürs Baby besonders die kleineren Gegenstände interessant.
Der Pinzettengriff unterscheidet den Menschen von vielen anderen Lebewesen, denn so können wir auch kleine Dinge auflesen und gezielte Feinmotorik entwickeln.
Was ändert sich mit dem Pinzettengriff?
Stolz wie Bolle war ich, als meine große Tochter den Pinzettengriff das erste Mal erfolgreich benutzt hat! Ein Juhuu war sozusagen der erste Gedanke dabei! Ein Aaaahhh der nächste! Denn mit dieser Finger-Daumen-Fertigkeit konnte Madeleine nun auch kleinste Gegenstände wie z.B. Kieselsteine aufnehmen und sich in den Mund schieben – und sich daran verschlucken.
Die neu erlernte Fingerfertigkeit ist also mit neuen Gefahrenquellen verbunden. Aber Menschen, die Nachwuchs bekommen, sind ja automatisch abenteuerlustig! Und Adleraugen sowie Tigerkrallen sind ja bekannterweise jeder Mama mit der Geburt geliefert worden. Wir Mamas und Papas sind vielleicht nicht immer perfekt, aber wir haben perfekte Kinder (egal wie schnell diese etwas erlernen)! Achtet einfach weiterhin gut auf Euren Nachwuchs! Ihr macht das schon! Genug der Motivations-Schlacht-Rufe! Weiter im Thema!
Wie kann ich mein Baby motivieren den Pinzettengriff zu nutzen?
Kinder, die breifrei, also mit Baby Led Weaning, aufwachsen, kommen tagtäglich in den Genuss selbständig Essen mit ihren kleinen Fingerchen – oder Anfangs mit ihren kleinen Fäustchen – aufzunehmen. Das ist somit tägliches Konzentrationstraining!
Ihr könnt auch Eurem Baby das Essen statt in Stiften/Sticks in Würfel schneiden und/oder Beeren und/oder halbierte Trauben anbieten (Bitte beachte unbedingt, dass Du Dein Baby beim Essen nie unbeaufsichtigt lässt!) Einen weiteren Ansporn mit Daumen und Zeigefinger gezielt zu greifen kann ein mit Tüchern gefüllter Greifball oder eine umfunktionierte Klopapierrolle sein, aus denen Tücherecken herausragen und zum Herausziehen einladen.
Was passiert, wenn ich mit dem Baby nicht trainiere?
Sei beruhigt! Dein Baby braucht nicht unbedingt gezieltes Training! Liebe ist wichtig, der Rest, wie eben Feinmotorik oder Laufen, kommt naturgemäß von ganz allein!
Hinweis:
Ich bin keine Ärztin, keine Hebamme, keine Doula, keine Stillberaterin und keine Erzieherin, ich bin stolze Mama von zwei wunderbaren Töchter. In meinen Beiträgen gehe ich stets von gesunden Müttern und gesunden Kindern aus. Sollten Zweifel bestehen z.B. bei der Menge der Muttermilch empfehle ich mit Fachkundigen persönlich das Gespräch zu suchen.
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Bild: bigstockphoto – Anastasiia Chepinska