Sojadrink für Babys
Alles, was Du wissen musst
Sojamilch ist vor allem bei gesundheitsbewussten und veganen Menschen seit langem beliebt. Für Babys sollte Sojamilch allerdings nicht regelmäßig auf dem Speiseplan stehen, denn sonst drohen möglicherweise gesundheitliche Nachteile im späteren Leben.
Ist Sojamilch für Babys geeignet?
Grundsätzlich dürfen Babys ab Beikostreife auch Sojamilch und andere Sojaprodukte zu sich nehmen. Allerdings als Sojamilch im Babybrei bzw. Bestandteil der breifreien Beikost – nicht als Ersatz für Muttermilch oder Säuglingsnahrung auf Kuh- oder Ziegenmilchbasis.
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Von Sojamilch als Säuglingsnahrung wird aus verschiedenen Gründen abgeraten:
- Sojaprodukte enthalten Phytoöstrogene, die auf den menschlichen Körper hormonähnliche Wirkung haben.
- Die Nährstoffzusammensetzung und Energiedichte von Sojamilch ist nicht ideal.
- Sojaeiweiß ist ein starkes Allergen.
- Phytate in der Sojamilch hemmen die Aufnahme von Mineralien, z.B. Zink.
Sojabasierte Säuglingsmilch wird von den meisten Institutionen darum ausdrücklich nur für Babys gesundheitlichen Beeinträchtigungen empfohlen. Dazu gehört ein vererbter, angeborener Laktasemangel oder die Stoffwechselstörung Galaktosämie. Das muss aber immer mit dem Arzt abgestimmt sein und sollte nicht auf eigene Faust geschehen. Eine Laktoseintoleranz ist kein Grund für sojabasierte Säuglingsnahrung.
Ist Soja schädlich für Kinder?
Vor allem wegen der in Soja enthaltenen Isoflavone (Phytoöstrogene) steht Sojamilch im Verdacht, sich in größeren Mengen negativ auf die Entwicklung von Kindern auszuwirken.
Aber Achtung, hier geht es nicht darum, ob es für Kinder gefährlich ist, einen Schluck Sojamilch zu trinken, sondern um die Ernährung mit sojabasierter Ersatzmilch in den ersten Lebensmonaten – also um Soja als Ersatz für Muttermilch oder kuhmilchbasierte Säuglingsmilch.
Wenn sich Babys ausschließlich von Sojamilch ernähren, wirken die enthaltenen Isoflavone (Phytoöstrogene) auf den Hormonhaushalt. Das heißt, sie docken an Rezeptoren an, die für das weibliche Geschlechtshormon Östrogen bestimmt sind – ohne aber die identische Wirkung zu haben. Unter anderem ist die Wirkung von Phytoöstrogenen um ein Vielfaches schwächer.
Bei Säuglingen, die mit Sojamilch ernährt werden, wurde eine höhere Konzentration von Isoflavonen im Blut nachgewiesen. Das führt bei Jungs wie auch bei Mädchen zu leichten körperlichen Veränderungen im Vergleich zu Kindern, die mit Muttermilch oder auf Kuhmilchbasis ernährt werden.
Darum gibt es erste Studien, die untersuchen, wie sich das Füttern von Soja-Milchnahrung auf die kurzfristige und langfristige Gesundheit von Kindern auswirkt. Auch wenn ich auf einigen Seiten von wirklichen Horrorprognosen wie Zyklusstörungen, Fruchtbarkeitsstörungen, verfrühter Pubertät, Endometriose oder einer veränderten Brustentwicklung gelesen habe, konnte ich keine Studie finden, die das bestätigt.
Das Fazit lautet vielmehr, dass randomisierte Langzeitstudien nötig sind um festzustellen, ob es Grund zur Besorgnis gibt. Denn bisher sehen die Forscher meist keinen. Zwar wurden geringfügige Zellveränderungen oder veränderte Entwicklungen bei Kindern, die mit Sojamilch gefüttert wurden, festgestellt. Allerdings konnte auch beobachtet werden, dass sich diese Veränderungen wieder zurück bildeten.
Bei Tierversuchen ergaben sich Hinweise, dass Fortpflanzungsorgane, Immunsystem und die Schilddrüse auf eine übermäßig hohe Zufuhr von Isoflavonen reagiert. Wie bei allen Tierversuchen lassen sich diese Ergebnisse aber nicht 1:1 auf den Menschen übertragen.
Welche pflanzliche Milch eignet sich für Babys?
Als unproblematisch im Rahmen der Beikost gelten auch Hafermilch oder Mandelmilch. Allerdings sollte Getreidemilch (Hafermilch, Reismilch, Dinkeldrink usw.) auch in Maßen genossen werden, zumindest wenn es sich um Produkte aus dem Tetrapack handelt. Denn bei der Herstellung wird durch Fermentation sehr viel Zucker erzeugt.
Aber auch Sojamilch dürfen Babys spätestens ab 1 Jahr probieren.
Besser noch wäre Kokosmilch, denn diese ähnelt der menschlichen Muttermilch in verschiedener Weise. Am besten ist und bleibt natürlich die Muttermilch.
Bezüglich des Allergierisikos durch Sojaprotein empfiehlt sich dasselbe Vorgehen zur Allergieprävention wie auch bei anderen Lebensmitteln: In kleinen Mengen auch im ersten Lebensjahr gegeben reduziert sich das Allergierisiko. Das heißt, Du kannst Deinem Baby auch mal Sojamilch geben – aber in Maßen.
Quellen:
- Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR): Säuglingsnahrung aus Sojaeiweiß ist kein Ersatz für Kuhmilchprodukte: Presseinformation 21/2007, 19.11.2007
- Margaret A Adgent, David M Umbach, Babette S Zemel, Andrea Kelly, Joan I Schall, Eileen G Ford, Kerry James, Kassa Darge, Julianne C Botelho, Hubert W Vesper, Donald Walt Chandler, Jon M Nakamoto, Walter J Rogan, Virginia A Stallings: A Longitudinal Study of Estrogen-Responsive Tissues and Hormone Concentrations in Infants Fed Soy Formula, The Journal of Clinical Endocrinology & Metabolism, Volume 103, Issue 5, May 2018, Pages 1899–1909, https://doi.org/10.1210/jc.2017-02249
- Children’s Hospital of Philadelphia: Babies Fed Soy-based Formula Have Changes in Reproductive System Tissues. Published on in CHOP News
In meiner Lebensmittel-Fibel für Babys findest Du zahlreiche Infos zu verschiedenen Lebensmitteln. Wenn Du eines nicht findest, schreib mir unbedingt einen Kommentar oder eine Nachricht, damit ich das ergänzen kann!
Bild: bigstockphoto.com – ©Sorapop
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