Ab wann dürfen Kinder scharf essen?

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Ein häufiger Irrglaube ist es, dass würziges Essen für Babys und Kleinkinder ein Problem darstellt. Denn warum sollten sie keine starken Geschmacksrichtungen oder Gewürze vertragen? Anders sieht es aus, wenn Du Deinem Baby scharfes Essen gibst – auch das ist nicht verboten, aber Du solltest sehr viel vorsichtiger sein. 

Würziges Essen für Babys: Baby Led Weaning

Wenn Babys mit dem 6. Lebensmonat langsam anfangen, sich für die Nahrungsaufnahme zu interessieren, sind ihre Geschmacksnerven noch sensibler als die von Erwachsenen – bzw. sie haben einfach viel mehr davon. Das bedeutet, dass sie Geschmäcker, auch den von Kräutern und Gewürzen, sehr intensiv wahrnehmen. Das heißt aber nicht, dass sie in einen Schockzustand verfallen, wenn sie gewürztes Essen bekommen. Viele Kinder genießen es regelrecht, verschiedene, auch starke, Geschmacksrichtungen kennenzulernen. Sie mögen indisches Essen genauso wie Senfgurken oder Schweinebraten mit Soße. Ab diesem Alter sind sie bereit, verschiedene Geschmäcker kennenzulernen und herauszufinden, was sie mögen.

In den ersten Lebensjahren werden die Geschmacksnerven auch geprägt auf die Art der zur Verfügung stehenden Nahrungsmittel. Tendenziell essen wir nämlich alle nur eine sehr eingeschränkte Auswahl der auf der Welt zur Verfügung stehenden Nahrungsmittel – und zwar das, was wir als Kind in der Familie kennen lernen durften. Deshalb ist es so wichtig, in dieser Zeit eine Vielfalt an Lebensmitteln anzubieten und darauf zu achten, dass viel Gesundes auf den Tisch kommt. Denn jedes natürliche Nahrungsmittel bietet andere, wichtige, Nähr- und Inhaltsstoffe. Je abwechslungsreicher wir uns also ernähren, desto voller sind auch unsere Nährstoffspeicher.

In dieser Zeit tut man als Eltern deshalb auch gut daran, auf Zucker, Hefeextrakt, Glutamat und andere Geschmacksverstärker zu verzichten. Sie sind nicht nur ungesund, sondern verfälschen den Geschmack und verändern damit die Geschmackswahrnehmung.

Welche Gewürze nicht für Babys?

Es gibt wenig Kräuter und Gewürze, die Babys nicht bekommen dürfen. Eine Ausnahme ist 

  • echte Pfefferminze, auf deren ätherische Öle manche Kinder mit starken Symptomen reagieren

Außerdem solltest Du vorsichtig sein bei

Salz in für Erwachsene üblichen Mengen ist für Säuglinge schädlich. Du solltest das Essen Deines Babys darum nicht salzen, es bekommt immer noch genügend Salz über Lebensmittel wie Brot oder Käse. 

Zimt ist in kleinen Mengen nie ein Problem. Allerdings kann Cassia Zimt hohe Mengen an Cumarin enthalten, das Deinem Baby schaden könnte. Nutze darum einfach hochwertigen Ceylon Zimt, der enthält so viel weniger Cumarin, dass es nicht zu Problemen kommt. Weil es sich um trockenes Pulver handelt, solltest Du Zimt natürlich nie pur geben (es könnte eingeatmet werden), sondern immer in verarbeiteter Form. 

Scharfes Essen für Babys: Ab wann dürfen Kinder scharf essen?

Anders als mit würzigem Essen für Babys verhält es sich mit scharfem Essen, also Gewürzen wie Pfeffer oder Chilli. Schärfe ist keine Geschmacksrichtung, kein Gewürz im engeren Sinne. Genau genommen verletzt scharfes Essen einfach nur unsere Geschmacksnerven. Wie bei jedem Schmerz schüttet das Gehirn schmerzstillende Hormone aus, Endorphine. Diese machen gleichzeitig glücklich. Darum ist scharf Essen ein Prozess, den viele Menschen als angenehm empfinden und für den wir unsere Toleranz schrittweise erhöhen können.

Auch Babys macht das häufig gar nicht so viel aus – solange die Schärfe sich in Grenzen hält. Ein wenig Pfeffer im Essen stört also die wenigsten Babys, der Schärfegrad 3 beim Inder dagegen endet in schmerzhaftem Weinen. Zu Recht, denn es sind echte Schmerzen, die dadurch hervorgerufen werden. Gefährlich ist scharfes Essen für Babys aber nicht, d.h. die Schmerzen lassen dann wieder nach. Am besten, Du tastest dich langsam heran, wie viel Schärfe dein Baby verträgt und genießt.

Meine Erfahrung
Nachdem wir die ersten 1-2 Wochen vor allem gedünstetes Gemüse in seiner ursprünglichen Form gegeben hatten, wurden wir langsam experimentierfreudiger. Und unser Sohn mit uns. Es stellte sich schnell heraus, dass er nicht an würziges Essen gewöhnt werden musste. Er mochte Indisches Curry genauso wie eine italienische Tomatensauce oder selbst gemachtes Pesto. Sogar leicht scharfe Speisen aß er zu unserem Erstaunen ohne Probleme.

Brei ab dem 4. Monat – ohne Würze

Aber woher kommt eigentlich die Meinung, Babys dürften kein scharfes Essen oder Gewürze haben? Am Leben gehalten wird das Gerücht vom Essen ohne Gewürze für Babys vermutlich von der Breinahrung, die früher sehr früh eingeführt wurde. Leider werben viele Breigläser immer noch mit „ab dem 4. Monat“. Und leider glauben immer noch viele Mütter – nicht nur aus diesem Grund – dass ihr Baby schon ab dem 4. Monat mit Brei beginnen sollte.

Die Notwendigkeit dafür stammt aus dem letzten Jahrhundert, in dem begonnen wurde, Babys nicht nach Bedarf, sondern nach der Uhr zu stillen. Bei vielen Frauen ging durch das seltene Anlegen die Milchproduktion zurück und um den 3. oder 4. Monat herum reichte bei vielen die Milch einfach nicht mehr aus. Stillberater und Studien zu dem Thema gab es noch nicht, also wurde angenommen, dass es dann eben an der Zeit sei, zuzufüttern und mit Brei zu beginnen.

Nun sind im 4. Lebensmonat die Geschmacksknospen eines Babys tatsächlich noch sehr empfindlich und einfach noch nicht reif für Nahrung – egal in welcher Form. Natürlich macht es da Sinn, den Brei möglichst geschmacksarm und schonend zu halten. Aber darum ist würziges Essen für Babys doch nicht allgemein tabu.


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