(Kein) Salz für Babys
Alles, was Du wissen musst
Babys sollten nach Möglichkeit kein Salz essen. Warum eigentlich? Dieser Artikel erklärt Dir detailliert, ab wann Babys Salz essen dürfen bzw. warum eine salzarme Ernährung für Kinder auf jeden Fall gesünder ist.
Ist Salz ungesund?
Salz an sich ist nicht ungesund, im Gegenteil. Unser Körper braucht Natriumchlorid (NaCl), um den Blutdruck, die Gewebespannung und den Flüssigkeitshaushalt im Körper zu steuern. Natriumchlorid ist außerdem unentbehrlich für die Leitung von elektrischen Impulsen und damit für die Erregbarkeit von Nerven und Muskeln bzw. die Gehirnfunktionen. Als Mineralstoff wird Salz für die Knochen und Verdauung benötigt. Bei Durchfallerkrankungen zum Beispiel verliert der Körper viel Salz, das wir ihm unbedingt wieder zuführen müssen. Denn mengenmäßig sind Natrium und Chlorid die dominierenden Elektrolyte in der extrazellulären Flüssigkeit. Und selbst bilden kann der Körper Salz nicht, wir müssen es mit der Nahrung aufnehmen.
Allerdings brauchen wir nur recht wenig Salz, um diese Funktionen ausreichend abzudecken. Weitaus weniger, als die meisten von uns täglich aufnehmen. Ein Übermaß an Salz ist aber schon ungesund, dazu gleich mehr.
Warum soll man Baby kein Salz geben?
Warum also nun kein Salz für Babys? Denn natürlich benötigt auch deren Körper Natriumchlorid. Tatsächlich aber ist in unseren Lebensmitteln bereits ausreichend Salz enthalten, um diese wichtigen Körperfunktionen aufrecht zu erhalten: In Obst und Gemüse, aber auch in der Muttermilch bzw. PRE-Nahrung ist Natriumchlorid in kleinen Mengen enthalten.
Streng genommen bräuchten auch wir Erwachsenen kein zusätzliches Speisesalz – wir mögen es aber, weil das essen damit einfach mehr Geschmack hat. Das hat natürlich auch die Lebensmittelindustrie längst herausgefunden und so enthalten so gut wie alle Fertiggerichte und -backwaren einen relativ hohen Salzanteil. In der westlichen Welt überschreiten so die meisten Menschen die empfohlene Tagesmenge an Salz.
Babys sollten also gar kein zusätzliches Salz bekommen, d.h. Du darfst auch den Babybrei nicht salzen. Zum Anrühren von Milch oder Brei solltest Du nur natriumarmes Mineralwasser (“Für die Zubereitung von Säuglingsnahrung geeignet”) oder Leitungswasser nutzen. Auch Meersalz ist übrigens keine Ausnahme, chemisch gesehen gibt es keinen Unterschied zu Kochsalz.
Wie viel Salz für Baby ist okay?
Wenn Du Dich jetzt fragst, wie viel zusätzliches Salz pro Tag für Dein Baby okay ist: Am besten wäre es, gar kein Salz zu geben. Das ist allerdings praktisch so gut wie gar nicht umzusetzen, denn in praktisch allen Fertigprodukten ist Salz enthalten, von den Nudeln bis zum Käse.
Die Referenzwerte der DGE lauten:
- Babys bis 12 Monate: 1 Gramm Salz pro Tag
- Kleinkinder zwischen 1 und 3 Jahren: 2 Gramm Salz pro Tag
- Jugendliche und Erwachsene: 6 Gramm Salz pro Tag
Wenn Du Dich jetzt fragst, was das konkret bedeutet, hier mal ein paar Beispiele, wie viel Salz in Lebensmitteln steckt:
- 1 Laugenbrezel ohne Körnersalz oben drauf: mind. 1 Gramm Salz, teilweise mehr
- 1 Scheibe Käse: ca. 0,6 g Salz
- 30 g Salzstangen: 1,3 g Salz
- 1 Scheibe Graubrot: 0,6 g Salz
Wie lange Du Deinem Baby kein Salz bzw. wenig Salz gibst, musst am Ende Du entscheiden. Grundsätzlich gilt die Devise: Je länger, desto besser. Manche Produkte gibt es auch salzreduziert oder salzfrei, z.B. Gemüsebrühe. Auch Käse ohne Salz könnte für Babys eine Alternative sein, genauso wie salzarme Brotsorten oder selbst gebackenes Brot.
Was passiert, wenn ein Baby zu viel Salz zu sich nimmt?
Zunächst einmal ist Salz für Babys Nieren eine große Belastung. Denn dort muss überschüssiges Kochsalz abgebaut und ausgeschieden werden. Kindliche Nieren und Ausscheidungssysteme arbeiten noch nicht so auf Hochtouren wie bei uns Erwachsenen und so schaffen sie eine zu hohe Salzbelastung nicht unbedingt. Weil das Salz aber irgendwo hin muss, bleibt es im Blut und bindet Flüssigkeit. Auch aus dem umliegenden Zellen strömt Flüssigkeit in den Blutkreislauf (Osmose).
In Extremfällen kann dieser Effekt zu einer lebensgefährlichen Salzvergiftung führen. So können schon 6 Gramm, die für Jugendliche und Erwachsene definierte Höchstmenge, zu ernsthaften Gesundheitsschäden führen. Folgen können unter anderem Blutungen und Schwellungen im Kopf bzw. Gehirn sein, die zum Tod führen können. Denn schon zwischen 0,5 bis 1 Gramm Salz pro Kilogramm Körpergewicht sind lebensbedrohlich – für Babys, Kinder und Erwachsene. Mildere Symptome einer Salzvergiftung sind Erbrechen, Herzrasen, oder Schläfrigkeit
Das Abbauen von Salz benötigt in jedem Fall viel Flüssigkeit und so wird oft der Flüssigkeitshaushalt durcheinander gebracht. Um 1 Gramm Salz abzubauen müssen wir zusätzlich etwa 100 ml Wasser trinken. Weil die gesamte Flüssigkeit und das Salz von den Nieren verarbeitet und ausgeschieden werden müssen, besteht die Gefahr, dass diese auf Dauer überlastet werden und es zu Nierenschäden kommt.
Hilfe, mein Kind isst viel Salz
Auch führt dauerhaft viel Salz bei Babys und Kleinkindern dazu, dass sie sich an salzhaltige Nahrung gewöhnen und auch im späteren Leben zu viel Salz essen. Das erhöht nachweislich das Risiko für Bluthochdruck (Hypertonie) und damit von Herz-Kreislauf-Erkrankungen, so die DGE (Deutsche Gesellschaft für Ernährung) in einer Presseinformation 2009.
So ist es auch nicht überraschend, dass die “Studie zur Gesundheit von Kindern und Jugendlichen in Deutschland“ (KiGGS), dass auch ein mit steigendem Alter größer werdender Anteil der Kinder und Jugendlichen bereits unter Bluthochdruck leidet.
Kinder, die salzreich essen, neigen außerdem dazu, mehr zu essen und zu trinken. Auf Dauer birgt dieses Verhalten natürlich die Gefahr von Übergewicht.
Um dem von Anfang an entgegen zu wirken, solltest Du für Kleinkinder und Babys in der Familienkost das Salz reduzieren bzw. weglassen. Am besten wäre es natürlich, die gesamte Familie könnte auf zusätzliches Salz verzichten. Ansonsten könnt ihr ja das Familienessen zunächst einmal gar nicht salzen und dann dezent nachsalzen. Allerdings so, dass Kleinkinder das nach Möglichkeit nicht mitbekommen. Denn was sie bei den Erwachsenen oder größeren Kindern sehen, das wollen sie meistens auch.
Alternativen zu Salz
Damit das Fehlen von Salz nicht so sehr auffällt, könnt ihr Alternativen zu Salz versuchen:
- Zitronensaft
- Limettensaft
- Essig
- Kräuter & Gewürze
- Zwiebeln Knoblauch
Nach einiger Zeit wirst Du sehen, dass der salzige Geschmack eine Art Gewöhnungseffekt hat, der auch wieder nachlässt. Das heißt, irgendwann wirst Du das sprichwörtliche Salz in der Suppe vermutlich gar nicht mehr vermissen bzw. mit viel kleineren Mengen zufrieden sein.
Quellen:
- Salzkonsum und Bluthochdruck. Marco Bachmann, Ulrich Keller. Departement Life Sciences und Facility Management, Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften, Wädenswil. Klinik für Endokrinologie, Diabetologie und klinische Ernährung, Universitätsspital, Basel.
- „Studie zur Gesundheit von Kindern und Jugendlichen in Deutschland“ (KiGGS)
- “Ausgewählte Fragen und Antworten zu Speisesalz”: Deutsche Gesellschaft für Ernährung e. V.
März 2020. - “Kinder und Jugendliche konsumieren zu viel Salz Bluthochdruck und daraus resultierende Herz-Kreislauf Krankheiten werden begünstigt”. Presseinformation der der Deutschen Gesellschaft für Ernährung e.V. 03/2009
Bild: bigstockphoto.com – ©EkaterinaMo
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