Seit 2016 wird verstärkt diskutiert, ob Palmöl krebserregend ist und natürlich auch, ob Palmöl in Babynahrung dadurch gefährlich ist. Dabei ist das unbehandelte Produkt ganz sicher nicht krebserregend. Sprich: In den Früchten des Palmbaums stecken keine krebserregenden Substanzen. Erst bei der Verarbeitung mit hohen Temperaturen entstehen schädliche Stoffe, die tatsächlich als krebserregend gelten. Trotzdem musst Du nicht grundsätzlich auf alle Palmöl Produkte verzichten. Stattdessen solltest Du bei allen verarbeiteten Pflanzenölen vorsichtig sein.
Warum ist Palmöl in Babynahrung problematisch?
Worum es bei der Diskussion eigentlich geht, kurz erklärt: Durch den Prozess der Raffination verlieren Öle ihren Geschmack und ihre Farbe, werden haltbar und können so in der Lebensmittelindustrie gut verarbeitet werden. Bei diesem Vorgang werden Öle bei Temperaturen über 200°C mit Wasserdampf behandelt. Dabei können Schadstoffe entstehen, sogenannte Fettsäureester – im Fall von Palmöl 3-MCPD-Ester, 2-MCPD-Ester und Glycidyl-Ester. Im menschlichen Verdauungstrakt entstehen daraus 3-MCPD, und Glycidol. Glycidol gilt als wahrscheinlich krebserregend, 3MCPD als möglicherweise krebserregend (detaillierte Studien fehlen bei 2-MCPD).
Außerdem können diese Stoffe erbgutverändernd wirken.
Palmöl wird fast ausschließlich als raffiniertes Öl verwendet und ist das am häufigsten Verarbeitete Pflanzenöl. Laut einer Stellungnahme der European Food Safety Autority (efsa) ist Palmöl im Vergleich zu anderen Pflanzenölen am stärksten mit den Fettsäureestern belastet.
Muss ich Palmöl kategorisch meiden?
Bevor Du jetzt aber panisch alle Produkte mit Palmöl vom Ernährungsplan Deines Babys streichst, solltest Du vielleicht folgendes wissen: Beinahe jede Säuglingsmilch (PRE- und Folgemilch) enthält Palmöl, um das Fettsäuremuster der Muttermilch möglichst nah zu imitieren. Auch wenn sich die Schadstoffe nicht ganz vermeiden lassen, muss es also doch einen Weg geben, sie zu reduzieren. Denn die europäischen Standards für die Herstellung von Säuglingsnahrung sind sehr streng und Milchpulver in Tests normalerweise nicht so stark belastet wie Palmöl.
Und tatsächlich kommen die Fettsäureester auch in anderen Ölen vor. Palmöl einfach zu ersetzen ist also nicht unbedingt die Lösung. Ein Beispiel aus der Lebensmittelindustrie zeigt: Entscheidend ist nicht die Pflanze, aus der das Öl stammt, sondern die Qualität des Öls. So können weniger pestizidbelastete Öle und ein schonender Raffinationsprozess zu erheblich weniger Schadstoffen im Palmöl führen. So argumentiert auch Nutella-Hersteller Ferrero, der immer wieder für die Verwendung von Palmöl in seinen Produkten kritisiert wurde. Anstatt das Produkt nach dem Vorwurf, Nutella sei krebserregend, zu verändern, verweist Ferrero auf hohe Produktionsstandards. Tatsächlich fand die Stiftung Warentest 2016 beim Test von 21 Nuss-Nougat-Produkten in Nutella nur sehr wenig krebserregende Schadstoffe. Durchgefallen ist ausgerechnet ein Produkt, das auf Palmöl verzichtet und stattdessen auf Sonnenblumenöl-Basis hergestellt wird. Dieses Beispiel zeigt sehr deutlich: Gut verarbeitetes Palmöl ist gesünder als schlecht verarbeitetes Öl aus anderer Herkunft!
Natives, kaltgepresstes Palmöl sehr gesund
Palmöl in seiner unbehandelten, kaltgepressten Form ist nicht krebserregend. Es ist sogar sehr gesund und enthält sehr viel Carotin (Vitamin A). Sogar 15 Mal so viel wie Karotten. Auch Vitamin E und Coenzym Q10 sowie Antioxidantien machen es sehr wertvoll und sogar krebsvorbeugend. Ob ein Öl raffiniert wurde oder nicht erkennst Du daran, dass es „nativ“ heißt, das bedeutet kaltgepresst. Im Fall von Palmöl erkennst Du es auch an der roten Farbe, die im nativen Öl erhalten bleibt, bei der Raffination aber verloren geht. Rotes Palmöl gibt es zum Beispiel bei dm und in verschiedenen Bioläden.
Ein großer Vorteil an Palmöl ist auch, dass es bei Zimmertemperatur fest wird und darum nicht gehärtet werden muss. Auch dabei entstehen ansonsten schädliche Stoffe.
Warum sollte man Palmöl trotzdem meiden?
Ob Palmöl krebserregend ist hängt also primär davon ab, ob und wie schonend es raffiniert wurde. Allerdings gibt es trotzdem gute Gründe, auf Produkte mit Palmöl zu verzichten. Denn für die Herstellung werden in asiatischen Ländern wie Malaysia Urwald oder anderer fruchtbarer Boden zu vielen tausend Quadratkilometern Monokulturen verwandelt. Tiere und teilweise auch Menschen werden vertrieben und Ökosysteme zerstört. Wenn Du also nicht absolut sicher bist, dass das Palmöl im Produkt aus nachhaltigem und fairen Anbau stammt (den es durchaus gibt), verzichte lieber auf das Produkt.
Wie kann ich krebserregendes Palmöl in Babynahrung meiden?
Grundsätzlich kannst Du Dein Baby vor krebserregenden Stoffen verschiedener Herkunft schützen, indem Du hochwertige und möglichst unverarbeitete Lebensmittel kaufst. Kaltgepresste Öle wie natives Olivenöl solltest Du nicht zum Anbraten benutzen, mit Ausnahme von Kokosöl. Denn auch in der Pfanne zuhause können sich Fettsäureester bilden, wenn das Öl auf weit über 200°C erhitzt wird.
Bildquelle: pixabay – ©tristantan
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Wie immer total hilfreich! Danke für deinen so sorgfältigen und liebevollen Blog Hanna, du bist uns eine sehr große Hilfe <3